Hier die Freude, dort der Schrecken
30.12.2022 FasnachtMärz und April | Zwei Monate mit gegensätzlichen Geschehnissen
Freude und Schrecken waren im Oberbaselbiet Anfang März nicht weit voneinander entfernt: Hier die Cliquen und Kostümierten, welche die erste Fasnacht nach zwei Jahren Corona-Pause feierten, ...
März und April | Zwei Monate mit gegensätzlichen Geschehnissen
Freude und Schrecken waren im Oberbaselbiet Anfang März nicht weit voneinander entfernt: Hier die Cliquen und Kostümierten, welche die erste Fasnacht nach zwei Jahren Corona-Pause feierten, dort die teils traumatisierten Schutzsuchenden aus der Ukraine. Nachdem am 24. Februar die russische Armee ihr Land attackiert hatte, flüchteten viele Ukrainerinnen und Ukrainer gegen Westen. Die Solidarität und die Hilfsbereitschaft im Baselbiet waren von Anfang an gross.
Beispielsweise sammelte der Sissacher Verein Nikodemus Rumänienhilfe Matratzen, Fixleintücher, Wolldecken und Schlafsäcke und transportierte sie per Lastwagen an die rumänisch-ukrainische Grenze. Die Gemeinden und die Schulen setzten alles daran, dass die Schutzsuchenden würdig in Empfang genommen werden konnten. Waren es in der Schweiz Mitte März noch knapp 8000 Geflüchtete aus der Ukraine, sind es heute mehr als 73 000. Im Baselbiet leben aktuell rund 2000 ukrainische Schutzsuchende.
Die schrecklichen Bilder aus dem Krieg in Osteuropa standen an der Fasnacht für einmal hinten an. Nach zweijähriger, coronabedingter Pause wollten es sich Cliquen und private Fasnächtler nicht nehmen lassen, wieder einmal so richtig zu feiern. Dennoch waren die Auswirkungen von Corona zu spüren: Weil es der Sissacher Fasnachtsgesellschaft zeitlich nicht gereicht hatte, eine normale Fasnacht zu organisieren, durften die Wagen nur in der Begegnungszone stationiert werden. Einen bewegten Umzug gab es nicht.
Wenige Tage später wurden durch den Bundesrat schliesslich die letzten Corona-Schutzmassnahmen aufgehoben. Für die breite Bevölkerung hiess es nach mehr als zwei aufreibenden Pandemie-Jahren: «Adieu» Isolationsund Maskenpflicht.
Der April und sein Symbol
Der März stand auch im Zeichen der hiesigen Kultur – es gab wiederum Trauriges und Erfreuliches zu vermelden: Zwar begann mit dem geschlossenen Rücktritt des Vorstands das Ende von «SissachLive». Der Verein, der jahrelang erfolgreich den Kulturbetrieb in der Oberen Fabrik am Leben erhielt, löste sich im Verlauf des Jahres auf. Doch mit dem Freilichttheater «Hauenstein» in Läufelfingen und dem Baustart des neuen Marabu in Gelterkinden begannen zwei vielversprechende Projekte anzulaufen.
Politisch ging es auf kommunaler Ebene heiss zu. So formierte sich in Hersberg Widerstand gegen die Fusionspläne mit Arisdorf. In Hersberg kursierte ein Flugblatt, das dem Gemeinderat vorwarf, die Finanzlage zugunsten der Fusion absichtlich zu verschlechtern. Und Ex-Gemeindepräsident Florian Kron forderte ein gemächlicheres Tempo bei der Prüfung des Zusammenschlusses – was schliesslich auch erhört worden ist. Die Gelterkinder Gemeindeversammlung ihrerseits genehmigte das Budget mit einem Minus von 1,6 Millionen Franken, nachdem dieses im ersten Anlauf noch an den Gemeinderat zurückgewiesen worden war.
Der April sollte schliesslich so enden, wie der März angefangen hatte: gegensätzlich. Während in Sissach das schick renovierte Hotel Sonne an der Hauptstrasse wieder eröffnen konnte, wurde nur wenige Hundert Meter entfernt begonnen, die Tschudy-Villa abzureissen. Die Folge davon war ein jurisitisches Hickhack zwischen dem Eigentümer und dem Kanton, dessen Ende noch nicht absehbar ist. Die Villa wird bis heute mit einem Notdach geschützt. Die Geschehnisse im April wirken auch symbolisch nach.
Janis Erne