Autozerkratzer steht vor Gericht
06.12.2022 Baselbiet, JustizMuttenz | Mann hat im Oberbaselbiet mehr als 100 Fahrzeuge beschädigt
Im Frühling 2019 hat ein Mann in Waldenburg und Niederdorf mehr als 100 Fahrzeuge zerkratzt. Der Schaden beläuft sich auf rund 180 000 Franken. In den nächsten Tagen muss er sich nun vor dem ...
Muttenz | Mann hat im Oberbaselbiet mehr als 100 Fahrzeuge beschädigt
Im Frühling 2019 hat ein Mann in Waldenburg und Niederdorf mehr als 100 Fahrzeuge zerkratzt. Der Schaden beläuft sich auf rund 180 000 Franken. In den nächsten Tagen muss er sich nun vor dem Strafgericht verantworten.
Thomas Immoos
Während rund drei Monaten hat 2019 ein damals 35-jähriger Mann die Autobesitzerinnen und -besitzer im Oberbaselbiet stark beunruhigt. Zwischen Februar und April hatte er in Waldenburg und Niederdorf sein Unwesen getrieben. Insgesamt 109 Fahrzeuge wurden von ihm beschädigt, viele wiesen mehrere Zentimeter lange und tiefe Kratzspuren auf (die «Volksstimme» berichtete).
Der Autozerkratzer hatte es nicht nur auf die Luxusklasse abgesehen. Ob Kleinwagen, Auto der Mittelklasse oder SUV – etliche der in den beiden Gemeinden parkierten Autos wurden mit einem scharfen Gegenstand beschädigt. Die Kratzer befanden sich nicht nur an den Türen, sondern auch auf den Motorhauben und den Kofferraumdeckeln. In einem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie sich der Täter einem Luxusfahrzeug nähert und dabei einen Gegenstand gegen eine Seitentür presst. Dabei entstand ein langer, tiefer Kratzer, der sich bis zum hinteren Kotflügel zog.
Schaden von 182 000 Franken
Die Taten ereigneten sich unter freiem Himmel und am helllichten Tag. Standen die Wagen in einer Tiefgarage, waren sie vor ihm sicher. Deshalb empfahl die Polizei damals, als die serienweisen Kratzereien begannen, die Autos dort abzustellen. Der Schaden, den der Mann an den mehr als 100 Fahrzeugen anrichtete, wird von der Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift auf total mehr als 182 000 Franken beziffert. Bei einigen Autos war der Schaden eher gering, bei anderen belief er sich teilweise auf mehr als 10 000 Franken. Da die Schäden nicht in allen Fällen über die Versicherungspolice abgedeckt waren, blieben mehrere Autobesitzer auf ihren Kosten sitzen. Denn: Auch wenn sie eine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen haben, müssen sie in der Regel einen Selbstbehalt tragen.
Schliesslich wurde der mutmassliche Täter nach intensiven Ermittlungen Ende Mai 2019 gefasst. In den nächsten Tagen findet nun die Verhandlung vor dem Baselbieter Strafgericht in Muttenz statt. Wegen der grossen Zahl von Geschädigten sind zwei Verhandlungstage angesetzt.
Einen Knaben angefahren
Neben den mehr als 100 Sachbeschädigungen an den Autos werden dem Mann weitere Vergehen zur Last gelegt. So hat er im August 2020 mit seinem Fahrzeug an einer Liestaler Kreuzung einen vortrittsberechtigten Knaben angefahren, der daraufhin stürzte und sich leicht verletzte. Und im November 2020 war er mit dem Velo von Hölstein Richtung Niederdorf unterwegs. Bei einer Baustelle, wo der Verkehr mit einer Ampel geregelt wurde, hielt er an. Dies tat auch eine Frau mit ihrem SUV und blickte zum Mann. Dieser fühlte sich dadurch provoziert und schlug mit einer Bierbüchse gegen das Fahrzeug. Als die Frau ausstieg und ihn fragte, warum er dies getan habe, rief er: «Ihr mit euren ‹Dreck-SUVs!›» Er beschimpfte die Frau mit unflätigen Worten und schubste sie von sich weg. Ein zweiter Automobilist kam hinzu und forderte die Frau auf, ins Auto zu steigen und wegzufahren. Was diese dann auch tat – begleitet von weiteren Schimpftiraden des Velofahrers, der nun vor Gericht steht.
Die Anklage lautet auf mehrfache qualifizierte Sachbeschädigung, einfache Verletzung von Verkehrsregeln, Tätlichkeit und Beschimpfung. Dem Oberbaselbieter droht eine Gefängnis- oder Geldstrafe. Die Staatsanwaltschaft gibt den Antrag für das Strafmass erst an der Verhandlung bekannt.