«Der Ski ist nur so gut, wie man ihn behandelt»
02.12.2022 Porträt, ZunzgenWalter Fricker verhilft seit über 50 Jahren zum optimalen Schneesport-Erlebnis
Seit 18 Jahren verkauft und vermietet der frühere Skirennfahrer Walter Fricker in der Wintersaison komplette Skiausrüstungen und bietet dazu einen fachmännischen Service an. Die Miete von Skiausrüstungen ...
Walter Fricker verhilft seit über 50 Jahren zum optimalen Schneesport-Erlebnis
Seit 18 Jahren verkauft und vermietet der frühere Skirennfahrer Walter Fricker in der Wintersaison komplette Skiausrüstungen und bietet dazu einen fachmännischen Service an. Die Miete von Skiausrüstungen wird immer beliebter. Für diesen Trend hat Fricker eine einfache Erklärung.
Sander van Riemsdijk
Die kalte Jahreszeit meldet sich zur Freude von Menschen, die gerne Wintersport betreiben, zurück. Nichts ist für Ski-Fans vergleichbar mit dem Gefühl, in einer verschneiten Landschaft und bei prächtigem Sonnenschein die Piste hinunterzufahren. Damit diese Freude nicht getrübt wird, ist es essenziell, dass die Qualität und die Einstellung der Skier stimmen. Denn wenn das Material schlecht ist, ist die Freude am Skifahren schnell verflogen.
Walter Fricker führt in der Wintersaison von Oktober bis Ostern an der Hauptstrasse in Zunzgen einen Laden – ausschliesslich für Skier – mit dem Namen «Waltis Ski-Shop». Mit seiner langjährigen Erfahrung und als ehemaliger Spitzenrennfahrer weiss der 73-Jährige bestens Bescheid, was es braucht, um das Beste aus dem Skimaterial – Skier, Bindungen, Schuhe und Skistöcke – herauszuholen.
Eigene Werkstatt als Provisorium
Beim Betreten von Frickers Laden landet man in einem Wald von Skiern und Skischuhen, die auf ihre Kundschaft warten. Das Geschäft scheint zu brummen. «Tut es auch», sagt Fricker. Für ihn ist das oberste Gebot, dass, wer sich auf die Suche nach einem passenden Ski begibt, professionell beraten wird. «Ein Ski ist nicht einfach ein Ski, denn der Ski ist nur so gut, wie man ihn behandelt», lautet sein Geschäftsmantra und er zeigt auf die vielen Maschinen in seiner Werkstatt, die als Zentrum seines Geschäftstreibens fungiert.
Die nötige Professionalität hat sich Fricker, der in Füllinsdorf aufgewachsen ist, in jungen Jahren bei Schmutz Sport in Oberdorf angeeignet. Nach der Arbeitszeit – er arbeitete tagsüber als Konstruktionsschlosser – half er vier Jahre lang immer wieder aus Plausch beim Service der Skier mit. Anfänglich in der Garage seines Vaters in Hölstein, später in Bubendorf und schliesslich im Keller seines Hauses in Diegten konnte er als Provisorium dann eine eigene Werkstatt führen. Bis er vor 18 Jahren die Gelegenheit erhielt, den jetzigen Laden in Zunzgen für die Herbst- und Wintermonate zu mieten. Bis zu seiner Pensionierung vor acht Jahren arbeitete er zur Existenzsicherung zusätzlich in den Sommermonaten als Schlosser bei der Firma Zumbrunn in Thürnen.
Verkauf spürbar zurückgegangen
Der grösste Teil von Frickers Geschäftstätigkeit besteht aus der Vermietung von Skiausrüstung und deren Service. In den vergangenen Jahren sei der Kauf von Skimaterial spürbar zurückgegangen, sagt er. Er führt dies einerseits auf die hohen Preise, andererseits auf die Klimaerwärmung zurück. «Da es keine Schneesicherheit mehr gibt, sind die Kunden zurückhaltender geworden, sich teure Skier zu kaufen.» Diese Entwicklung bereitet ihm aber keine Sorgen. Fricker empfiehlt sowieso eher die Miete einer Skiausrüstung. Dies bringe nur Vorteile, sagt er, insbesondere für junge Sportler, die 60 Prozent seiner Kundschaft ausmachen. So kann zuerst geschaut werden, ob einem die Skier liegen – und obendrein ist der wichtige Service inbegriffen.
Der Skisport verliere allmählich an Popularität, meint Fricker. Schon seit einigen Jahren muss er bei den Neukunden einen Rückgang verzeichnen. Diese Entwicklung führt er auf die aus seiner Sicht ebenfalls rückgängige Sportlichkeit in der Bevölkerung zurück – «Die Menschen sind nicht mehr so sportiv unterwegs wie früher» – und auf den gewachsenen Wohlstand: «Es geht uns zu gut, mit der Folge, dass wir uns polysportiv verhalten», sagt er. «Einmal hier, einmal dort, aber nirgendwo richtig und nur für eine kurze Zeit. Oder wir betreiben nur noch passiven Sport.»
Die grösste Schwierigkeit bei der Anschaffung und der richtigen Einstellung der Skier sei die unpräzise Selbsteinschätzung der Fahrkunst der Kundschaft. Diese ist bei der Wahl der passenden Skier unabdingbar. «Die meisten überschätzen sich und machen folglich unabsichtlich falsche Angaben. Ich sehe es dann an den Skiern, wenn sie diese wieder zurückbringen.»
An Aufhören ist nicht zu denken
Auch nach so vielen Jahren spürt Fricker bei der täglichen Arbeit am Ski und beim Kundenkontakt keine Abnützungserscheinungen. «Ich habe immer noch Freude am Skisport und mache meine Arbeit noch mit der gleichen Begeisterung wie vor 50 Jahren», sagt er. Ans Aufhören denkt er ebenfalls nicht. «Solange ich noch mit Herzblut Skier präparieren kann und Spass an meiner Aufgabe mit den vielen Kundenkontakten habe, will ich weitermachen. Service machen ist für mich keine Pflicht-, sondern eine Spassarbeit», sagt er.
So ganz spurlos geht die vergangene Zeit jedoch auch an Fricker nicht vorbei, hat er doch die Öffnungszeiten seines Geschäfts nur noch auf die Nachmittage und kurz auf den Samstagmorgen reduziert. Seine Lebenspartnerin Marianne Sahli hilft ihm mit der Führung der Administration und der Buchhaltung. Fricker ist sehr froh um diese Unterstützung. «Ich bin schliesslich Handwerker und die Arbeit mit den Händen hier in meiner Werkstatt ist meine Lebenserfüllung.»