Dornach | «King Lear» am Goetheanum
vs. Die Goetheanum-Bühne bringt in einer publikumsnahen Inszenierung und mit jungem Ensemble Shakespeares Drama «King Lear» auf die Bühne der Goetheanum-Schreinerei. Andrea Pfaehler und Klaus Suppan inszenieren ...
Dornach | «King Lear» am Goetheanum
vs. Die Goetheanum-Bühne bringt in einer publikumsnahen Inszenierung und mit jungem Ensemble Shakespeares Drama «King Lear» auf die Bühne der Goetheanum-Schreinerei. Andrea Pfaehler und Klaus Suppan inszenieren «King Lear» in einer auf den Handlungsfluss konzentrierten Textfassung. Von drei Seiten blicken dort die Zuschauenden auf das Geschehen. Das Ensemble bilden Urs Bihler als «King Lear», sieben Darstellende von der Jungen Bühne und vier weitere Schauspielende.
«Sagt, was ihr fühlt, und nicht, was sich gehört.» Dieser letzte Satz der Aufführung ist für Andrea Pfaehler Kern der Inszenierung. Er ruft auf, sich zu befreien, wie «King Lear» die Krone zu zerbrechen und wie er und seine Gefährten im Freien zu sich zu kommen. Der Satz, den Gefühlen zu folgen, offenbart die Widersprüchlichkeit, mit der Shakespeare das Leben zeichnet. Denn Gefühle sind es, die hier in Verblendung und Verrat führen.
«Meine Liebe wiegt schwerer als mein Wort», antwortet die jüngste, als «Lear» seine drei Töchter nach ihrer Zuneigung fragt – eine unmögliche Frage, die allermenschlichste Frage: Wie liebst du mich? Aus den drei Antworten wächst das Drama, entzündet sich Krieg und bewährt sich Freundschaft. «Das Stück weckt Friedenshunger», sagt Andrea Pfaehler, denn es zeige in jeder Szene, dass es vom Gefühl zum Mitgefühl, vom Standpunkt zur neuen Perspektive nur ein Schritt ist. Es gibt immer die andere Sicht. Deshalb erzählt Shakespeare im «King Lear» ein Doppeldrama und die Zuschauenden sehen den anderen zu, wie sie schauen. Shakespeare macht es sehr einfach, die Welt in Gut und Böse zu trennen, und lädt gerade deshalb dazu ein, vom Richterstuhl ins Freie zu gehen und alle Figuren, alle Perspektiven verstehen zu lernen – so beginnt Frieden.
«King Lear» von William Shakespeare, ab 20. Januar 2023 am Goetheanum in Dornach. www.goetheanum-buehne.ch