Mit Dampf durch die Nacht
22.11.2022 Verkehr, WaldenburgVerein Dampfzug Waldenburgerbahn feiert zehnjähriges Bestehen
Der Verein Dampfbahn Waldenburgerbahn hat mit dem Aus des Dampfbetriebs einige Tiefen erlebt, ist mit der Remise und der Gartenbahn beim «Talhaus» jedoch erfolgreich in der Spur. Eine Reportage zum Fahrabend der Gartenbahn am ...
Verein Dampfzug Waldenburgerbahn feiert zehnjähriges Bestehen
Der Verein Dampfbahn Waldenburgerbahn hat mit dem Aus des Dampfbetriebs einige Tiefen erlebt, ist mit der Remise und der Gartenbahn beim «Talhaus» jedoch erfolgreich in der Spur. Eine Reportage zum Fahrabend der Gartenbahn am vergangenen Freitag.
Elmar Gächter
Es pfeift und dampft unüberhörbar. Als ahnungsloser Passant hätte man fast meinen können, die altehrwürdige «Gedeon Thommen» hätte ihre Altersresidenz für einen Nachtausflug verlassen, um die goldenen Dampfzeiten noch einmal auferstehen zu lassen. Und in der Tat: Es herrscht Echtdampfzeit rund um das «Talhaus» in Bubendorf. Nur ist es nicht das ehemalige Flaggschiff der WB-Dampflokflotte, sondern das massstabgetreue Modell der «Waldenburg Nr. 6», das mit seinen drei Personenwagen die zahlreichen Fahrgäste am vergangenen kühlen Freitagabend auf der 526 Meter langen Tal- und Bergstrecke rund um Restaurant, Remise und grosse Scheune führte – notabene mit zügiger Geschwindigkeit.
Die Abendfahrten sind wie eine Art Hommage an die vielen Freunde und Freundinnen der «personenbefördernden Gartenbahn», die Mitglieder des Vereins Dampfbahn Waldenburgerbahn (VDWB) 2020 in ungezählten Fronstunden realisiert haben und seither zwischen April und Oktober jeden letzten Sonntag im Monat betreiben.
Dass es den VDWB nach wie vor gibt, ist nicht selbstverständlich. Vor zehn Jahren von Mitgliedern der ehemaligen Dampfgruppe aus der Taufe gehoben, setzte er sich zum Ziel, die 75-Zentimeter-Spur der Waldenburgerbahn zu erhalten und den beliebten Dampfbetrieb weiterzuführen. Doch es sollte bekanntlich anders kommen. «Es herrschte damals schon ein wenig Verzweiflung im Verein und wir haben in jener Zeit auch die einen und anderen Mitglieder verloren», sagt Jürg Brünger, der die Geschäftsstelle des VDWB betreut. Die gute Fügung des Schicksals wollte es, dass Esther Maag als Beirätin der Baselland Transport AG und Miteigentümerin der Talhaus AG die Idee des heutigen Standorts der Remise ins Spiel brachte. Im Jahr 2019 konnte ein Gebäude eingeweiht werden, das mit der WB 5 «Gedeon-Thommen», dem Personenwagen B48 aus dem Jahr 1937 und dem Güterwagen G208 mit Baujahr 1904 zu einem beliebten Anziehungspunkt für diverse Anlässe geworden ist. «Die Remise ist eine Erfolgsgeschichte für unseren Verein», so Jürg Brünger.
1700 Fahrgäste
Über 1200 Besucherinnen und Besucher werden es dieses Jahr sein, die das einmalige Ambiente der Remise für Apéros oder Lesungen nutzten und noch nutzen werden. Und gar 1700 Personen wollten sich heuer die Fahrten mit der Gartenbahn nicht entgehen lassen. «Eines unserer Vereinsziele ist es, das Wissen um die Technik der alten Dampfbahn weiterzugeben. Auch trägt die Gartenbahn dazu bei, dass sich bereits die Kinder dafür interessieren», ist Marius Fink aus Waldenburg überzeugt, der den VDWB seit diesem Jahr präsidiert. Weitere positive Effekte sind die auch immer wieder zu verzeichnenden Neueintritte und der stabil bei rund 125 Personen liegende Mitgliederbestand, darunter auch jüngere.
Zwei davon, der 22-jährige Valentin Büchli aus Oberdorf und der 15-jährige Daniel Fisch aus Sissach, haben sich zu Lokführern der Gartenbahn ausbilden lassen. Die beiden hätten keinen besseren Instruktor finden können als Toni Huwyler, der die «goldenen Echtzeiten» der WB-Dampfbahn als Lokführer selber miterlebt hat und auch zwischendurch die «Waldenburg Nr. 6» chauffiert. Sowohl Valentin Büchli als auch Daniel Fisch sind begeisterte WB-Freaks. «Schwierig beim Fahren ist vor allem, das richtige Fahrgefühl zu bekommen. Die kleine Lok reagiert viel schneller als eine grosse, wenn man nachheizen muss», so Büchli. Spass machen die Fahrten nicht nur den Chauffeuren, sondern auch den Mitfahrenden. Genossen hat die Fahrt auch Myrtha Hauff aus Hölstein zusammen mit ihrer dreijährigen Enkelin Alicia. «Ich habe gestaunt, wie lange die Fahrt dauert und welche Kraft in dieser Maschine steckt.»