Ferien im Rudel auf dem Oberbölchen
15.11.2022 Eptingen, GesellschaftGrosse Freiheit für Vierbeiner im «Hundeland»
Im «Hundeland» in Eptingen können Halterinnen und Halter ihre Tiere während ihrer Ferien betreuen lassen. Auf einem Gelände in der Grösse von rund 1,7 Hektaren können sich die Vierbeiner tagsüber austoben. Geschlafen wird im ...
Grosse Freiheit für Vierbeiner im «Hundeland»
Im «Hundeland» in Eptingen können Halterinnen und Halter ihre Tiere während ihrer Ferien betreuen lassen. Auf einem Gelände in der Grösse von rund 1,7 Hektaren können sich die Vierbeiner tagsüber austoben. Geschlafen wird im zweistöckigen Schlafhäuschen.
André Frauchiger
«Spiel, Spass und Abenteuer in betreutem Rudel»: So beschreibt das Eptinger «Hundeland» das Hundeleben auf dem Oberbölchen. Die Ferienpension für Vierbeiner befindet sich unmittelbar beim beliebten Ausflugsrestaurant Oberbölchen. Hunde der unterschiedlichsten Rassen und Grössen tollen hier zusammen herum, ob im Hundehaus oder draussen auf der Wiese. Sie spielen, messen ihre Kräfte, wälzen sich, suchen und finden Spielzeug, balgen, laufen und rennen. Die Betreuerinnen und der Betreuer spielen auch mit den Hunden – und zwischendurch gibt es auch Streicheleinheiten.
Kommt es zu Sticheleien oder droht gar Streit unter Hunden, wird sanft, aber wirkungsvoll eingegriffen mit dem Ziel, rasch wieder Ruhe einkehren zu lassen. Die Hunde werden bei Unfrieden voneinander getrennt und einzeln beruhigt. Die Wiedereingliederung in das Hunderudel sei dann in der Regel kein Problem mehr, sagt Nadja Fiechter. Die Tierpflegerin führt seit 2019 die 2001 von Eveline Streiff als «Triple-S» gegründete Hundeschule.Unter diesem Namen existiert übrigens nach wie vor eine Hundeschule in direkter Nachbarschaft. 2008 übernahm Franziska Hauri das Hundeferienheim und benannte es um, elf Jahre später übergab sie das «Hundeland» der heutigen Leiterin. Die beiden arbeiten aber nach wie vor zusammen.
Nadja Fiechter wird in erster Linie von den beiden Tierpflegerinnen Ramona Züger und Rosanna Wiedemann unterstützt. Das Kernteam wird mit Franziska Hauri und Francisco Romero vervollständigt. Rund um die Uhr ist mindestens eine Betreuungsperson anwesend und überwacht die Hunde. Während der Schulferien, also in der Hochsaison, sind es immer zwei Betreuende.
Hunde für die Ferien
Das «Hundeland» ist sieben Tage die Woche von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Besitzerinnen und Besitzer bringen ihre Hunde zum Teil am Morgen zum Hüten bis am Abend, zum Teil während der Ferien für eine oder mehrere Wochen. «Ein Paradies für Hunde» ist das «Hundeland» nach eigenen Angaben. Das Verhalten der Vierbeiner deutet darauf hin, dass sie sich hier oben pudelwohl fühlen. Bei unserem Besuch wurden wir von den über 20 anwesenden Hunden sehr freudig begrüsst und ausgiebig beschnuppert.
Zurzeit sei es verhältnismässig ruhig, erklärt Geschäftsleiterin Nadja Fiechter. In Ferienzeiten, wenn bis zu 49 Hunde anwesend seien, könne es schon etwas hektisch zugehen. Hunde beiderlei Geschlechts werden im «Hundeland» aufgenommen. Keinen Zutritt haben einzig unkastrierte Rüden, die älter als ein Jahr sind, und läufige Hündinnen. Und wenn eine Hündin während der Ferien läufig wird, verdoppelt sich der Pensionspreis.
Ob sich ein Hund für das Leben im Rudel eignet, wird jeweils im Rahmen eines Probe-Aufenthalts getestet. Dabei könne ein Hund den Tagesablauf im «Hundeland» kennenlernen – und mache auch die Erfahrung, dass er nur zeitlich begrenzt da sei und von seinen Besitzern wieder abgeholt werde, sagt Fiechter. Verlustängste des Hundes liessen sich auf diese Weise einschränken oder ganz vermeiden.
Den meisten Hunden gefalle das Rudelleben. Das sei ja auch eine natürliche Form der Hundehaltung. Es gebe aber immer wieder Tiere, die vom Leben im Rudel überfordert seien, sagt Fiechter. Für diese müssten die Halterinnen und Halter ein anderes Tierheim mit Einzelboxen suchen. Auch Welpen finden im «Hundeland» Aufnahme. Sie brauchen aber noch mehr Schutz und werden deshalb speziell betreut. Sie spielen mit Gleichaltrigen, separiert in einem geschützten Rahmen, also ausserhalb des grossen Rudels.
Der Tag im «Hundeland» ist klar strukturiert. Um 10 Uhr erfolgt die erste Fütterung in Gruppen im zweistöckigen, in der kalten Jahreszeit geheizten Hundehaus. Bis alle gefressen haben, vergeht rund eine halbe Stunde. Zum Verdauen bleiben die Hunde dann ein bis zwei Stunden im Hundehaus. Am Nachmittag findet das Leben bei einigermassen trockenem Wetter draussen statt. Eine eingezäunte, naturbelassene Wiese von insgesamt rund 1,7 Hektaren, aufgeteilt in drei Spielfelder, steht zur Verfügung. Im Sommer gibt es auch einen Badeteich. Die Betreuenden spielen mit den Vierbeinern, die nach Belieben auf der Wiese graben und herumrennen können. Um 18 Uhr erfolgt die zweite Fütterung, wiederum gefolgt von ein bis zwei Stunden Siesta vor der Nachtruhe.
Zur Betreuung gehören viele weitere Aufgaben zum Wohle der Hunde. Zum Beispiel die Fellpflege oder die Förderung des aktiven Kommunizierens zwischen den Feriengästen. Denn je mehr zwischen den Vierbeinern kommuniziert wird, desto weniger Missverständnisse und Ärger gebe es zwischen ihnen, erklärt die Geschäftsführerin. Dieser Teil der Betreuung nehme viel Zeit in Anspruch.
Die Ferienplätze für Hunde auf dem Oberbölchen sind sehr gefragt. Da wegen des grösseren Betreuungsaufwands gleichzeitig nur zwei Probehunde aufgenommen würden, seien die entsprechenden Termine bereits bis Ende Jahr ausgebucht, erklärt Fiechter. Die Preise für Hundeferien belaufen sich für kleine Hunde bis zu einem Gewicht von 9 Kilogramm auf 42 Franken pro Tag, für mittelgrosse bis 40 Kilogramm auf 45 und für grosse Tiere auf 49 Franken. Die Hunde können zu einem etwas geringeren Tarif auch zur Tagesbetreuung abgegeben werden.
Hundeschule und Ausbildungsstätte für Hundeerziehungsberater
fra. Das ebenfalls auf dem Oberbölchen beheimatete, von «Hundeland» unabhängige «Triple-S-Ausbildungszentrum für Mensch und Hund» ist einerseits eine übliche Hundeschule für alle Hundebesitzerinnen und -besitzer. Anderseits wird hier auch eine 20-monatige Ausbildung zum Hundeerziehungsberater oder zur -beraterin angeboten. Diese Ausbildung soll Interessierte in die Lage versetzen, Menschen professionell bei der Erziehung ihres Hundes zu beraten. Dies auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, wie der heutige Leiter Pascal Denzler im Gespräch betont. In der Ausbildung werden unterschiedliche Methoden und Vorgehensweisen in der Hundeerziehungsberatung aufgezeigt. Respekt und Einfühlsamkeit sind aber die Voraussetzung für Erfolge in der Hundeerziehung.
Die Ausbildung umfasst in rund 350 Stunden in Praxis und Theorie auch zehn Praktikumstage an einer externen Hundeschule, Besuche von Triple-S angebotenen Seminaren, Workshops, Gruppenstunden oder ein Praktikum in Deutschland beim bekannten Hundeerziehungsberater Jan Nijboer. Die von Nijboer entwickelte Philosophie «Natural Dogmanship» basiert auf der artgerechten Erziehung von Hunden mit dem Ziel, den Menschen das Einfühlen in die Denkweise und die Natur des Hundes zu ermöglichen.
Die Ausbildung zum Hundeerziehungsberater befähigt die Teilnehmenden gemäss Broschüre, Vorgehensweisen fachlich fundiert zu beurteilen und pädagogisch sinnvoll einzusetzen. Der Mensch und sein Hund müssen lernen, miteinander in Dialog zu treten, der Mensch muss eine Art «Hündisch» lernen. Mit der Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse eines Hundes – darunter Jagd- und Territorialinstinkt, sozialer Rudel- und Sexualinstinkt – lerne der Hund fast nebenbei, was für ihn lebensnotwendig und für den Halter oder die Halterin wünschenswert sei.
www.triple-s.ch