Entscheidender Schritt steht bevor
25.11.2022 Bauprojekte, HölsteinGemeinde stimmt über «Mutation Holdenweid» des Zonenplans ab
Damit die Stiftung Holdenweid und der Verein Frequenzwechsel ihren Traum in der «Holdenweid» weiter verwirklichen können, müssen die Zonenvorschriften angepasst werden. Am Montag kommen diese vor die ...
Gemeinde stimmt über «Mutation Holdenweid» des Zonenplans ab
Damit die Stiftung Holdenweid und der Verein Frequenzwechsel ihren Traum in der «Holdenweid» weiter verwirklichen können, müssen die Zonenvorschriften angepasst werden. Am Montag kommen diese vor die Gemeindeversammlung.
Elmar Gächter
Cornelia Huber als Präsidentin der Stiftung Holdenweid, ihr Lebenspartner Markus Merz, der den Verein Frequenzwechsel präsidiert, und das gesamte Team Holdenweid blicken der Gemeindeversammlung vom kommenden Montagabend mit grosser Spannung entgegen. Denn bei der traktandierten «Mutation Holdenweid» zu den Zonenvorschriften Landschaft der Gemeinde Hölstein geht es um nicht weniger als um die Frage, ob sie ihr Lebenswerk weiterführen können.
Huber und Merz haben sich vor rund sieben Jahren in diesem Seitentälchen niedergelassen, um aus den nach und nach zerfallenden Gebäulichkeiten der ehemaligen psychiatrischen Klinik der Stadt Basel eine neue «Kultur der Wirklichkeit» zu schaffen, die alle Dimensionen des Lebens einschliesst. Seit rund zwei Jahren ist die Stiftung Baurechtnehmerin des gesamten Gebäudeensembles samt jenen Flächen, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden.
Mit der Mutation wird eine Spezialzone geschaffen, die es der Stiftung ermöglicht, sämtliche Gebäude zu sanieren, und die für den Verein die Grundlage bildet, die Lokalitäten zu nutzen und zu bewirtschaften. Im Sinne einer Ausnahmeregelung konnte die Sanierung des ehemaligen Klinikgebäudes aufgrund einer ersten Baueingabe bereits in die Wege geleitet werden. Die «Wirkstatt» mit ihren 84 Zimmern soll im Herbst 2023 in Betrieb genommen werden.
Keine Einsprachen
In der Spezialzone Holdenweid sind die zulässigen Nutzungen klar definiert. Mit Ausnahme von kleineren Anbauten werden keine Neubauten bewilligt. Ausgenommen sind temporäre Kunstobjekte und -installationen während maximal sechs Monaten sowie überdachte Sitzplätze und Terrassen im Umfang von 50 m2. Die Wohnungen dürfen, analog zu Gewerbezonen, nur für das betriebsnotwendige Personal genutzt werden. Die bestehenden Erschliessungs- und Parkierungsflächen dürfen nicht erweitert werden. Die Zufahrtsstrasse, die zurzeit saniert wird, ist auf den Zubringerdienst reduziert, für das Parkieren von Fahrzeugen soll die alte Landstrasse zur Verfügung stehen. Die Vorschriften für die Nutzung und Gestaltung des Aussenraums dienen laut dem Planungsbericht der Gemeinde Hölstein dem Erhalt des Ensembles als gestalterische Einheit. Während des öffentlichen Auflageverfahrens der Mutation Holdenweid im August/September sind keine Einsprachen eingegangen.
Die Gebäude in der Holdenweid sind derzeit als geschützte Bauten innerhalb der Zonenvorschriften Landschaft gesichert. Sie sollen zusätzlich unter kantonalen Schutz gestellt werden. Der Verein Frequenzwechsel will die bestehenden Gebäude sobald als möglich ihrem Konzept entsprechend nutzen. Dieses Vorhaben ist aktuell blockiert, da die kantonale Naturund Landschaftsschutzkommission ohne vorhergehende zonenrechtliche Festsetzung Einsprache angekündigt hat. «Wir sind daran, eine zweite Baueingabe vorzubereiten, um die weiteren Gebäude zu sanieren. Allerdings hängt die zeitliche Realisierung von der Zonenplanergänzung sowie von unseren finanziellen Möglichkeiten ab», hält Huber fest.
Beleben statt verfallen lassen
Bis heute haben vorab mehrere Stiftungen rund 4 Millionen Franken zur Verfügung gestellt, neben der Kaufsumme vor allem für die Sanierung des ehemaligen Klinikgebäudes. Inzwischen ist das Dach des Gebäudes komplett neu eingedeckt, das Dachgeschoss isoliert und zu grossen Seminarräumen ausgebaut. Gegen 400 000 Franken fielen allein für die 115 neuen Fenster an, die energetisch dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Kurz vor der Realisierung steht die neue Schnitzelheizung, die zentral für alle Gebäude die notwendige Wärme liefern wird und für die mit der Bürgergemeinde ein langfristiger Holzliefervertrag abgeschlossen wird. «Wir legen grossen Wert auf die Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Anbietern», sagt Huber. So stammen die Fenster von einem Unternehmen in Hölstein und die sanitären Einrichtungen von einem hiesigen KMU. Die Malerarbeiten erledigte der Arxhof.
Huber blickt zuversichtlich auf die Abstimmung. «Ich sehe keinen Grund, die Zonenplan-Mutation abzulehnen. Wir sorgen für zusätzliche Arbeitsplätze, schaffen Räume für Firmen und Private oder bieten Rückzugs- und Besinnungsmöglichkeiten für Personen, die aufgrund einer Überbelastung im Alltag erkrankt sind und eine Auszeit benötigen. Wir nutzen bestehende Bauten und Anlagen im Interesse eines nachhaltigen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen.» So sieht es auch Andreas Appenzeller, der für das Geschäft zuständige Gemeinderat von Hölstein. «Der Gemeinderat steht zu 100 Prozent hinter dem Vorhaben. Es ist doch viel gescheiter, etwas zu beleben, als es verfallen zu lassen», sagt er.
Impulszentrum Holdenweid
vs. Die Stiftung bewirtschaftet seit 2015 den Gebäudekomplex Holdenweid. Die Verwendungszwecke des Impulszentrums, wie der Verein es nennt, sind vielfältig: «Das Impulszentrum ist ein Ort der Inspiration, an dem sich der Mensch in all seinen Fähigkeiten neu erfahren und erleben kann. Seminare, Firmenretreats, Erlebniswochen, transdisziplinäre Forschung, Symposien, individuelle Auszeit oder kulturelles Schaffen aller Art finden hier Platz», schreibt der Verein auf seiner Website.