Öl? Nein, danke!
08.11.2022 Bezirk Sissach, Wenslingen, Energie/UmweltEnergiepolitik steht an der Gemeindeversammlung im Mittelpunkt
Die Gemeinde Wenslingen ersetzt ihre veraltete Heizzentrale durch eine moderne Feuerungsanlage und baut das Fernwärmenetz aus. Geheizt wird ausschliesslich mit Holzschnitzeln aus der Region. Bei einer Panne würde die ...
Energiepolitik steht an der Gemeindeversammlung im Mittelpunkt
Die Gemeinde Wenslingen ersetzt ihre veraltete Heizzentrale durch eine moderne Feuerungsanlage und baut das Fernwärmenetz aus. Geheizt wird ausschliesslich mit Holzschnitzeln aus der Region. Bei einer Panne würde die Wärmeversorgung mit einer mobilen Anlage garantiert, wie an der «Gmäini» am Freitag erklärt wurde.
Otto Graf
Praktisch einstimmig bewilligte die ausserordentlich gut besuchte Wenslinger Gemeindeversammlung am Freitag einen Kredit von etwas mehr als 1,1 Millionen Franken für die Sanierung des gemeindeeigenen Wärmeverbunds. «Wir reden nicht nur davon. Wir tun es auch und verzichten deshalb auf Öl», betonte Gemeindepräsident Andreas Gass, als es im einzigen Sachgeschäft um die millionenschwere Investition ging. Er verwies dabei auf den Entscheid, den neuen Heizkessel in der Mehrzweckhalle ausschliesslich mit Hackschnitzeln aus dem Zweckverband Forstrevier Ergolzquelle zu betreiben. So verzichtet die Gemeinde bewusst auf ein zweites Standbein in Form eines Ölkessels.
Die berechtigte Frage aus der Versammlung, wie die Wärmeversorgung der Privatliegenschaften sowie der Primarschule und der Turnhalle funktioniere, falls es zu einer Panne in der Betriebszentrale kommen sollte, beantwortete Maurus Wiget, Mitglied der Geschäftsleitung des Ingenieurunternehmens «Eicher + Pauli AG» aus Liestal. In einem solchen Fall würde ein mobiles Heizsystem angeschlossen. Bei Volllast, das heisst bei einem grossen Wärmebedarf, führte Wiget weiter aus, reiche die im Puffer gespeicherte Energie zwei Stunden lang, bei höheren Aussentemperaturen entsprechend länger. Und: Die neue Anlage werde mit Vor- und Rücklaufanschlüssen sowie mit einem Stromanschluss ausgerüstet, damit «im Falle eines Falles» die Ersatzwärmequelle möglichst rasch angeschlossen werden könnte. Zudem werde der Einsatz eines mobilen Heizsystems vertraglich abgesichert.
Vor Wigets Ausführungen erinnerte Gemeinderätin Monika Egger daran, dass die Gemeinde aufgrund einer Sanierungsverfügung des Kantons verpflichtet sei, die bivalente Feuerung zu sanieren, die neben den oben erwähnten Gebäuden 19 Privatliegenschaften mit Heizwärme versorgt. Denn die 28 Jahre alte Anlage genügt den Bestimmungen der Luftreinhalteverordnung nicht mehr.
Nach einer Abklärungsphase, in der auch ein Abtreten an die Elektra Baselland erwogen wurde, entschied sich der Gemeinderat, den Wärmeverbund weiterhin in Eigenregie als Spezialfinanzierung der Einwohnergemeinde zu betreiben. «Finanziell steht die Anlage auf gesunden Füssen», rechnete Finanzchefin Egger vor. In den vergangenen Jahren habe man stets Gewinne erwirtschaftet. Und die Zentrale sei vollständig abgeschrieben. Einzig das Leitungsnetz weise in der Buchhaltung noch einen kleinen Restwert von 50 000 Franken auf. Das Betreiben eines Wärmeverbunds, stellte sie klar, sei keine kommunale Kernaufgabe.
Noch wenige freie Kapazitäten
Wie Wiget vom Ingenieurunternehmen «Eicher + Pauli AG» präzisierte, ist der monovalente Heizkessel auf eine Leistung von 360 Kilowatt ausgelegt und verfügt über eine Ausbaureserve für etwa 10 Liegenschaften. Darauf gab der Gemeindepräsident zu verstehen, dass bei einem Preis von etwa 1000 Franken pro Laufmeter Fernwärmeleitung zusätzliche Anschlüsse faktisch nur innerhalb des Perimeters möglich seien. Wiget wiederum ergänzte: «Um noch grössere Reserven zu schaffen, müsste die Zentrale neu projektiert werden.»
Der Zeitplan, der in der Versammlung eine gewisse Skepsis auslöste, sieht vor, dass die Bauarbeiten im Juli 2023 beginnen und auf den Beginn der Heizperiode im Herbst des gleichen Jahres abgeschlossen werden dürften. Parallel dazu wird die Gemeinde mit den Wärmebezügern neue Verträge über eine Laufzeit von 20 Jahren abschliessen.
Im bewilligten Baukredit ist ein Betrag von 300 000 Franken zum Verdichten des Versorgungsnetzes enthalten. Dieser wird jedoch nur fällig, wenn auch neue Anschlüsse realisiert würden. Bereits jetzt liegen ein paar diesbezügliche Begehren auf dem Tisch. Der Wenslinger Gemeinderat ist überzeugt, dass sich die Wirtschaftlichkeit der Anlage dadurch weiter verbessern wird.