Der Traum vom Profifussball
14.10.2022 FussballElijah Okafor spielt beim deutschen Westfalen-Ligisten Paderborn
Der Arisdörfer Elijah Okafor wechselte von der FCB-Jugend ins Ausland, um eine weitere Stufe auf seiner Karriereleiter klettern zu können. Schnelligkeit und Athletik sind die Stärken des 19-Jährigen. Sein ...
Elijah Okafor spielt beim deutschen Westfalen-Ligisten Paderborn
Der Arisdörfer Elijah Okafor wechselte von der FCB-Jugend ins Ausland, um eine weitere Stufe auf seiner Karriereleiter klettern zu können. Schnelligkeit und Athletik sind die Stärken des 19-Jährigen. Sein grösster Traum ist es, eines Tages in der Premier League aufzulaufen.
Luana Güntert
«Meine Mutter wollte zuerst nicht, dass ich zum FC Basel wechsle», sagt Elijah Okafor lachend. Seine Mutter hat viel Stress erwartet, wenn nun auch der zweite Sohn in der Stadt seinem Hobby nachgehen wird. Sie befürchtete, dass die ganzen Fahrdienste für ihre Sprösslinge die Familie überfordern könnte, also bot der FCB Hand und unterstützte die Familie.
Angefangen hat alles ganz ländlich, in einem Dorf mit 1500 Einwohnern. Als zweitjüngstes von fünf Kindern wuchs Elijah Okafor in Arisdorf auf. Schon vor dem Schulalter lernte er das Fussball-ABC bei den Junioren des Dorfvereins FC Arisdorf. Als sein heute 22-jähriger Bruder Noah, der auch beim FCA spielte und heute bei Red Bull Salzburg unter Vertrag steht, von einem Talentscout nach Basel geholt wurde, stiess Elijah kurz darauf auch zur FCB-Jugend.
Beim FC Basel wurde Okafors Talent optimal gefördert. Der heute 19-Jährige schaffte als Jugendlicher den Sprung in die U18-Nationalmannschaft und wagte vor einigen Wochen, kurz vor seinem 19. Geburtstag, den Schritt ins Ausland nach Paderborn. «Ich bin am Punkt angelangt, wo ich mich beim FCB nicht mehr optimal entwickeln konnte», erklärt Okafor. Bei Basel kam er nicht auf die gewünschten Einsatzminuten, und auch in der Junioren-Nati ist er momentan nur noch auf der Pikett-Liste, da er 2021 oft verletzt war. Somit wechselte er im September in die zweite Mannschaft des SC Paderborn, die als U21-Team funktioniert und in der Oberliga Westfalen spielt – der fünfthöchsten deutschen Liga.
Paderborn liegt in Nordrhein-Westfalen und ist mit dem Auto sieben Stunden von Arisdorf entfernt. Okafor, der eine Baselbieter Mutter und einen nigerianischen Vater hat, hofft, dass er später in der ersten Mannschaft des SC Paderborn in der zweiten Bundesliga spielen darf.
Im Training und an den Spielen glänzt Okafor vor allem mit seinen physischen Voraussetzungen: «Ich bin sehr schnell und habe mit meinen 1,82 Metern einen idealen Körperbau für einen Fussballer.» Zudem sei sein Spiel nach vorne für einen Aussenverteidiger sehr gut und er sei sehr zweikampfstark. «Aber klar, ich kann noch stärker und noch schneller werden», sagt Okafor. Seine Schwäche sieht er einerseits in seinem Kopfballspiel, andererseits auch in seinem schwachen linken Fuss, der im Umgang mit dem Ball noch besser werden muss. «Wichtig ist auch, dass meine Leistung konstant bleibt. Nach einem guten Match muss ich auch beim nächsten Spiel wieder eine gute Leistung zeigen. Der Trainer muss sich auf mich und meine Konstanz verlassen können», sagt er.
Haushalt und Kochen
«Anfänglich war die Zeit im Ausland schon schwierig für mich, da ich meine Familie nicht mehr oft sehen konnte. Da musste ich mich zusammenreissen», sagt Okafor. Nun habe sich sein Leben in Deutschland aber eingependelt und der Alltag hätte ihn wieder. Er sieht seine Familie etwa einmal pro Monat. «Aber dank den Handys können wir uns jederzeit über Facetime austauschen», sagt er. Zudem konnte er viel von seinen Brüdern Isaiah und Noah abschauen. Der heute 17-jährige Isaiah wechselte 16-jährig zu Bayer 04 Leverkusen und Noah 19-jährig zu Red Bull Salzburg. «Ich sehe es auch positiv. Hier kann ich meiner Leidenschaft nachgehen und meine Zeit dem Sport widmen», sagt er.
Beim alleinigen Haushalten hatte er nie Probleme. Er könne kochen und auch mit anderen Sachen, wie zum Beispiel dem Abwasch, habe er keine Probleme. «Ich wurde gut erzogen und mir wurde früh beigebracht, Verantwortung zu übernehmen», sagt er. Neben dem Training und dem Haushalt absolviert Okafor zurzeit die Wirtschaftsmittelschule in Reinach, für die er viel lernen muss. «Ich bin momentan im vierten Jahr», sagt er. Den Stoff kann er zu Hause selber bearbeiten, lediglich für die Prüfungen muss er alle paar Wochen nach Reinach fahren. «Nach der WMS werde ich aber ganz auf die Karte Fussballprofi setzen», sagt er. Für Elijah Okafor wäre es das Nonplusultra, eines Tages in der Premier League auflaufen zu dürfen. «In welchem Verein, ist mir eigentlich egal. Aber in der Premier League spielt man den meiner Meinung nach attraktivsten Fussball der Welt.»
Gemeinsame Leidenschaft
Der Wechsel ins Westfälische war für Okafor zusätzlich schwierig, weil seine Freundin in der Schweiz lebt. Auch ihr Herz schlägt für den Fussball. Alayah Pilgrim spielt bei den FC Zürich Frauen und in der U19-Frauennati. Zuvor hat sie bis vor Kurzem noch für Rotblau gespielt, wie Okafor. Kennengelernt haben sie sich über Instagram, wo er sie angeschrieben hat.
«Bevor ich meine Freundin kannte, hatte ich mit Frauenfussball nicht viel zu tun», sagt Okafor und fügt an: «Durch Alayah konnte ich einen guten Einblick in den Frauenfussball gewinnen.» In der Schweiz sei dieser auf einem guten Weg, aber noch nicht da, wo er sein sollte, findet er. Er ist auch der Meinung, dass man Männer- und Frauenfussball nicht miteinander vergleichen dürfe. «Das sind wie zwei verschiedene Sportarten, da Männer ganz andere körperliche Voraussetzungen als Frauen haben», sagt er. Die Schweizer Frauen-Liga verfolgt er regelmässig und er versucht, die Spiele seiner Freundin zu schauen. Das Paar gibt sich nach den Spielen gegenseitig Tipps, was besser gemacht werden soll.
Drei talentierte Brüder
Unterstützung bekommt Elijah auch von seinen Brüdern Noah und Isaiah. «Wir sehen uns als Konkurrenten und pushen uns gegenseitig», sagt Okafor. Die Brüder hätten sich immer miteinander verglichen, «aber nicht im schlechten Sinn». Sie tauschen sich regelmässig aus und erzählen einander von ihren Trainings. Die drei Brüder haben noch eine ältere Schwester und einen älteren Bruder, die beide nicht Fussball spielen und nicht in der Öffentlichkeit stehen.
Dass Noah Stammspieler beim österreichischen Meister ist und in der Champions League spielt, beeinflusst die Beziehung zwischen den Brüdern nicht negativ. Auch Neid verspüren sie nicht. «Wir unterstützen uns gegenseitig und gönnen einander das natürlich», sagt Elijah Okafor. Jeder befinde sich in einer anderen Phase seiner Karriere und es sei klar, dass nicht jeder Spieler den gleichen Weg auf der Karriereleiter gehen könne. «Wir treffen uns leider nur noch zwei bis drei Mal pro Jahr. Dann haben andere Sachen sowieso Priorität», sagt er.