Willi Wenger

In Titterten soll ein neuer Dorfteil mit der Erstellung des Ebnetwegs erschlossen werden. Dies hat die Gemeindeversammlung Ende März mit deutlichem Mehr beschlossen und den notwendigen Kredit in der Höhe von 850 000 Franken gutgeheissen. Ein in der Folge problemlos zustande gekommenes Referendum sorgt nun aber dafür, dass am 25. September die Stimmberechtigten darüber entscheiden müssen, ob sie die neue Strasse tatsächlich wollen oder nicht. Letztlich müsste die Gemeinde «nur» 113 000 Franken der Kosten übernehmen; der restliche Betrag in der Höhe von 737 000 Franken ginge zulasten der Besitzer der angrenzenden Parzellen.

Gemeindepräsidentin Verena Heid hofft auf die Zustimmung der Stimmenden, zumal der Dorfteil Ebnetweg damit erschlossen würde. «Für mich ist das ein Gebot der Stunde. Die Zufahrt zu diesem Dorfteil ist zurzeit schlecht. Der Neubau würde vieles besser machen», sagt Heid. «Es wäre gar nicht gut, wenn es zu einem Nein käme», ergänzt die Gemeindepräsidentin. Allerdings: Heid kann nicht sagen, wie die Abstimmung am letzten Septembersonntag ausgehen wird. «Ich höre relativ wenig und weiss nicht, wie die Stimmung bei der Bevölkerung zum Thema ist.»

Seitens des Referendumskomitees ist Rita Luginbühl guten Mutes, dass die Stimmberechtigten das Projekt ablehnen werden. Die Realisierung des Ebnetwegs sei überflüssig. «Wir vertreten die Meinung, dass am Ort letztlich eine Rennstrecke entsteht.» Luginbühl hält weiter fest, dass viele Personen «schon lange» gegen den Strassenbau sind. «Und das seit Jahren, ist doch der Bau des Ebnetwegs immer wieder ein Thema in Titterten gewesen.»

Sollte die 140 Meter lange Strasse, die auf 5 Meter Breite ausgebaut und mit einer Kanalisations- und einer Wasserversorgungsleitung versehen würde, erstellt werden, könnte das gemäss Behörde vieles im Dorf entschärfen. Unter anderem die zum Teil engen Strassenpassagen im Zentrum. Aktuell ist die Zufahrt zum nördlichen Dorfteil und den hinterliegenden Höfen mit grossen Fahrzeugen nur via Arboldswil über den Höchiweg möglich, schreibt die Behörde in ihrer Botschaft zuhanden der Einwohnerschaft. Dies würde im Moment durch Arboldswil zwar geduldet, es wird aber immer wieder darauf hingewiesen, dass es einer Änderung bedarf, sagt der Gemeinderat von Titterten.

Nicht zumutbarer Zustand
Arboldswils Gemeindepräsident Johannes Sutter legt auf Anfrage Wert darauf, Titterten in diesem Sinne keine Ratschläge von aussen zu erteilen. Dennoch sagt Sutter, dass der höchstens 3 Meter breite Höchiweg in keiner Art und Weise für schwere Fahrzeuge geeignet sei. Dieser sei lediglich ein geteerter Feldweg. «So gesehen besteht von uns aus schon Interesse am Bau des Ebnetwegs.»

Die Exekutive von Titterten argumentiert weiter, dass die enge Stelle in der Bielgasse mit dem Bau des Ebnetwegs deutlich entlastet werden könnte. Der jetzige Zustand, in dem die Fahrzeuge über einen privaten Hausplatz ausweichen müssen, sei nicht zumutbar. Aufgrund der dortigen engen Platzverhältnisse komme es immer wieder zu heiklen Situationen zwischen Fahrzeugen, Fussgängern und Tieren. Und: Zu beachten sei auch, dass durch die Erstellung der neuen Strasse alle Parzellen im betroffenen Gebiet komplett erschlossen wären. Sie seien dadurch für eine Rückzonung als ungeeignet zu bewerten.

Die Gegnerinnen und Gegner der Strasse sind der Meinung, dass die Summe von 113 000 Franken, die an der Gemeinde Titterten «hängen bliebe», vielmehr für sinnvollere Projekte ausgegeben werden könnte. Genannt werden in der aktuellen Ausgabe der «SchnitzPoscht» dringend nötige Sanierungen von bestehender Infrastruktur wie Strassen oder Wasserleitungen. Es sei zudem fraglich, ob am Ort tatsächlich in Bälde gebaut würde. Auf Nachfrage beim Gemeinderat sagt dieser, dass keine konkreten Bauprojekte existieren, hält das Referendungskomitee fest. «Für uns heisst das, der Gemeinderat spekuliert mit den Steuergeldern auf mögliche Bauprojekte und eventuelle Steuereinnahmen durch Zuzüger.»

Geld für sinnvollere Projekte
Für die Referendumsführer Judith Schweizer, Rita Luginbühl und Günther Schweizer wäre es in jedem Fall weit sinnvoller, vermehrt auf die Wasser- und Energieversorgung und allenfalls auf die Sanierung von vorhandener Infrastruktur als nur auf das Wachstum der Gemeinde durch vermeintlich höhere Steuereinnahmen zu setzen. Schliesslich bedeute eine grössere Einwohnerzahl auch einen höheren Energie- und Wasserbedarf und Abnutzung anderer bestehender Infrastrukturen. Die Natur müsse so belassen sein, wie sie ist, sagt Luginbühl.

Wenn das Stimmvolk das Ja der Gemeindeversammlung vom 29. März bestätigt, soll der Strassenbau voraussichtlich im kommenden Jahr realisiert werden.

Referendum gegen neue Strasse

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