Entwicklungen angestossen
29.09.2022 SeltisbergUmsetzungsmöglichkeiten bei der Raumplanung aufgezeigt
Der Gemeinderat Seltisberg hat die Bevölkerung über die Auswirkungen des revidierten Raumplanungsgesetzes und dessen Verordnungen informiert. Die Infoveranstaltung zeigte auf, dass im Dorf Handlungsbedarf besteht. Dies ...
Umsetzungsmöglichkeiten bei der Raumplanung aufgezeigt
Der Gemeinderat Seltisberg hat die Bevölkerung über die Auswirkungen des revidierten Raumplanungsgesetzes und dessen Verordnungen informiert. Die Infoveranstaltung zeigte auf, dass im Dorf Handlungsbedarf besteht. Dies hat die Exekutive erkannt.
Willi Wenger
Bei der gut besuchten Infoveranstaltung «Raumplanung und Siedlungsentwicklung» in Seltisberg am Dienstag wurde dokumentiert, dass im Dorf die Umsetzung des Bundesgesetzes über die Raumplanung ansteht. Sie muss zügig vorangetrieben werden, bevor der Kanton oder der Bund die Gesetzesumsetzung «diktiert». Dies ist das Fazit des Abends, an dem neben Gemeindepräsidentin Miriam Hersche auch Fachleute die Anwesenden über den Rechtserlass des Bundes informiert haben. Hersche sagte, dass die Umsetzung des Raumplanungsgesetzes zeitnah in die Projektplanung des Gemeinderats einfliessen werde. «Wir werden das Geschäft schon am kommenden Montag zum Thema erheben. Denn es ist notwendig, dass wir die strategischen und strukturellen Entwicklungen anstossen.» Die Infoveranstaltung, an der keine Fragen vonseiten der Besucherinnen und Besucher auszumachen waren, zeigte auf, dass die Herausforderungen hinsichtlich der Siedlungsentwicklung gross sind.
Hersche wies auf die Komplexität der gesetzlichen wie zonenrechtlichen Vorgaben hin, deren korrekte und praktische Anwendung anspruchsvoll sei. Erich Geiser, Bauingenieur und alt Gemeindepräsident von Bennwil, ergänzte in seinem Fachreferat, dass die Ansprüche bei der Raumplanung in den vergangenen drei Jahrzehnten aufwendiger und fordernder geworden seien. Seitens des Gemeinderats wurde darauf hingewiesen, dass heute das verdichtete Bauen – das Bauen nach innen und damit die Optimierung der Baunutzung in der Kernzone – prioritär sei. Zudem, so die Gemeindepräsidentin, sei beim Bauen auch der Nachhaltigkeit Beachtung zu schenken. Nicht zuletzt deshalb erachtet es die Gemeinde Seltisberg als eine ihrer Aufgaben, den Erhalt des Dorfcharakters auf dem «Ärdbeerihübel» sicherzustellen und gleichzeitig auch weiterzuentwickeln. «Wir wollen dies durch den Einbezug der nächsten Generationen tun und die effiziente Unterstützung der Bauvorhaben sicherstellen», blickte Hersche in die Zukunft.
Fast keine Wohnungen im Dorf
Die Vorsitzende des Gemeinderats sieht Chancen für das Dorf, zumal dieses heute nicht in allen Belangen gut aufgestellt sei. «In Seltisberg gibt es fast keine Eigentums- oder Mietwohnungen.» Es müsse ein ausgeglichenes Wohnungsangebot für alle Anspruchsgruppen geschaffen werden. Dies, so Hersche, sei letztlich entscheidend für den Finanzausgleich. Seltisberg gehört aktuell zu den Gebergemeinden.
Erwähnt wurde zudem, dass die planerischen Herausforderungen nicht zu unterschätzen sind, zumal der Handlungsspielraum häufig stark eingeschränkt ist. Leitplanken setzen die kürzlich revidierte kommunale Ortsplanung und die Tatsache, dass die Einwohnergemeinde kaum Grundeigentum besitzt. Die gut 60 vorhandenen Baulandparzellen sind nahezu alle in Privatbesitz.
Diese zu erschliessen, ist nicht einfach. Allerdings können Gemeinden Druck aufsetzen: So könnten sie eine Mindestausnutzung für Neubauten festlegen – und für erschlossene, unbebaute Grundstücke, die bereits zehn Jahre in der Bauzone liegen, eine Frist von fünf Jahren für die Überbauung ansetzen. Bei Ablauf dieser Frist könnte schliesslich ein Flächenbeitrag von 20 bis 100 Franken pro Quadratmeter in Rechnung gestellt werden.
Bevölkerung miteinbeziehen
In den nächsten Jahren dürfte sich das Ortsbild von Seltisberg durchaus verändern. Ein paar Projekte können in naher Zukunft realisiert werden. Private sowie Behörden werden dann gefordert sein. Am Dienstag hat der Gemeinderat schon einmal versprochen, die Bevölkerung bei den zukünftigen Bautätigkeiten miteinbeziehen zu wollen – etwa an Infoveranstaltungen oder an Gemeindeversammlungen.
Vorgestern wurden seitens des Publikums zwar keine Fragen gestellt. Doch nach dem offiziellen Teil wurde in der Mehrzweckhalle rege weiterdiskutiert. Gewisse Unklarheiten über die Entwicklung des Dorfs bleiben bei den Einwohnerinnen und Einwohnern bestehen, wie vernommen werden konnte. Es gebe noch viel zu tun, sagte etwa ein Alt-Gemeinderat.