CARTE BLANCHE
30.09.2022 PolitikPersönlicher Wertekompass − eine Auswahl
Laura Grazioli, Landrätin Grüne, Sissach
Wir alle leben nach Grund- oder Glaubenssätzen, manchmal bewusst, öfter unbewusst. Sie liegen unserem Denken und Tun zugrunde und im ...
Persönlicher Wertekompass − eine Auswahl
Laura Grazioli, Landrätin Grüne, Sissach
Wir alle leben nach Grund- oder Glaubenssätzen, manchmal bewusst, öfter unbewusst. Sie liegen unserem Denken und Tun zugrunde und im täglichen Leben handeln wir ständig aus, inwieweit wir bereit sind, sie zu kompromittieren, um zu bestimmten Ergebnissen zu kommen.
Die Politik ist eine Verlängerung des gesellschaftlichen Tauziehens um Positionen, die auf Werten basieren. Jeder Politiker, jede Politikerin legt dem eigenen Handeln Grundsätze zugrunde. Das klingt selbstverständlich, aber es ist keineswegs immer offensichtlich, woran jemand sein Engagement ausrichtet. Im Folgenden ein Versuch meinerseits, meine Glaubenssätze und Grundwerte sichtbar zu machen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und im Wissen darum, dass die Auflistung und Auslegung der Begrifflichkeiten sehr subjektiv sind sowie darum, dass mein Ausrichten an diesen Werten keineswegs heisst, dass ich es immer schaffe, ihnen gerecht zu werden.
Ich glaube grundsätzlich an das Gute. Daran, dass es ultimativ stärker ist als das Böse, welches genauso real ist. Daran, dass ich als Mensch täglich, ständig die Wahl erhalte, mich zwischen beidem zu entscheiden. Dies ist möglich, dank freiem Willen. Wir Menschen müssen nicht Opfer unserer Triebe sein, sondern es macht uns aus, diese überwinden zu können. An Freiheit. Ich glaube, dass kein Mass an Sicherheit und Bequemlichkeit es wert ist, unsere (äussere und innere) Freiheit und diejenige unserer Kinder aufzugeben. An Frieden. Durch Dialog auf Augenhöhe, Einsicht, Kompromiss, Respekt. Niemals durch Waffen und Gewalt. An Gerechtigkeit. Nicht Gleichschaltung. Nicht Ergebnisgleichheit, sondern Chancengleichheit. Und daran, dass es so etwas gibt wie ausgleichende Gerechtigkeit, einen Mechanismus, der im grossen Ganzen Recht und Unrecht in ein Gleichgewicht bringt. An Mitgefühl. Ich glaube, dass es sich immer lohnt, sich auf das Verbindende zu besinnen. Oder es zumindest zu versuchen. An Vergebung. Noch schwerer als Mitgefühl und noch heilsamer – für diejenigen, denen wir vergeben und mehr noch für uns selbst, wenn wir vergeben können. An Aufrichtigkeit. Daran, dass die beste und effektivste (wenn auch manchmal schwierigste) Haltung auf einem geraden Rücken und einem offenen Herzen basiert. An Wahrheit. Egal, wie gross der gesellschaftliche Relativismus ist, ich glaube, dass es eine unverrückbare Wahrheit gibt und sich diese schliesslich immer durchsetzen wird. An Gott. Nicht an die Kirche, nicht an eine Religion, sondern an ein Prinzip des Göttlichen. Daran, dass es eine schöpfende, allmächtige Kraft gibt, die über dem Menschen und allem steht. An die Menschlichkeit. Daran, dass keine Maschine den Menschen ersetzen kann und echter Fortschritt menschlicher, nicht technologischer Natur ist. Und daran, dass der Mensch niemals Mittel zum Zweck sein darf. An die Familie als Kern aller sozialen Gebilde. Hängt eng zusammen mit der Heimat und kann synonym sein. An Heimat. Ich durfte erleben, dass Angekommen-Sein etwas vom Wertvollsten und Friedenstiftendsten ist, was man sich wünschen kann. Das Gefühl von Heimat ist für mich eine wesentliche Voraussetzung für meine politische Arbeit.
Und woran glauben Sie?
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.