«Die Welt geht uns alle etwas an»
20.09.2022 SissachRegierungspräsidentin Kathrin Schweizer spricht an der Bettagsfeier
Der ökumenische Gottesdienst in der reformierten Kirche Sissach wurde am Sonntag durch eine Rede von Regierungspräsidentin Kathrin Schweizer bereichert. Das Thema war Demut.
Paul ...
Regierungspräsidentin Kathrin Schweizer spricht an der Bettagsfeier
Der ökumenische Gottesdienst in der reformierten Kirche Sissach wurde am Sonntag durch eine Rede von Regierungspräsidentin Kathrin Schweizer bereichert. Das Thema war Demut.
Paul Aenishänslin
Pfarrer Daniel Wüthrich leitete die diesjährige ökumenische Bettagsfeier in der reformierten Kirche Sissach, die von eine Balkan-Gipsy-Band umrahmt wurde. An der Orgel spielte Bernhard Müller. Der Höhepunkt des Bettagsgottesdienstes war zweifellos die Rede von Regierungspräsidentin Kathrin Schweizer, die dem Thema Demut gewidmet war.
Zu Beginn zitierte sie den SRF-Nachrichtensprecher Franz Fischlin, der vor einigen Monaten bei seinem letzten «Tagesschau»-Auftritt gesagt hatte: «Die Welt geht uns alle etwas an.» Dieser Satz, so Schweizer, sei gut gewählt. In der Tat gehe die Welt uns alle an – «auch uns Schweizerinnen und Schweizer, die des Öfteren glauben, dass sie allein auf einer Insel der Glückseligkeit zu Hause sind, fern der bösen Welt.» Doch dem sei nicht so. Was in der Welt passiert, gehe uns alle an, und zwar jeden Tag etwas mehr.
Beispiele habe es in jüngster Zeit genug gegeben: die Pandemie, die Klimaerwärmung, der Ukraine-Krieg. «Diese globalen Krisen machen vor der Schweiz nicht Halt. Und sie haben Folgen für uns», so die Rednerin. Klar: Im internationalen Vergleich sei die Schweiz weniger stark von Krisen betroffen als andere Länder. Deshalb würde uns etwas gut bekommen, das zum heutigen Bettag passe: Demut.
«Wir haben heute die bewusste Chance, unser ‹Erst-Welt-Dasein› zu hinterfragen», so Schweizer weiter. «Aus sicherer Distanz verfolgen wir Kriege, Krisen und Katastrophen – und nerven uns dann trotzdem, wenn der Schiedsrichter in einem Spiel falsch pfeift.» Das Gesamtwohl aller in den Blick zu bekommen, und zwar über die Landesgrenzen hinaus, sei entscheidend. Und alle sollten sich mit etwas weniger Wohlstand zufriedengeben. «Wir müssen die Aufteilung der Welt in verschiedene Welten überwinden.»
«Jede und jeder kann den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag für sich begehen, so wie es ihr oder ihm gefällt. Doch wir sollten das Gesamtwohl aller nicht aus den Augen verlieren und uns weniger über Kleinigkeiten aufregen», wiederholte Schweizer angesichts der derzeitigen globalen Entwicklungen. «Haben wir also Mut zu etwas: zu mehr Demut!»
Zu Beginn ihrer Amtszeit als Baselbieter Regierungsrätin hatte Schweizer selbst viele Zeichen der Solidarität zur Bewältigung der Pandemie erlebt. Später kam eine weitere Welle der Solidarität mit den Ukraine-Flüchtlingen dazu. «Wir müssen aufpassen, dass die Solidarität nicht nachlässt, wie wir es bei der Fortdauer der Pandemie beobachten konnten.»
Als kleines Fazit zog Schweizer zum Schluss: «Seien wir dankbar für das, was wir haben. Zeigen wir ein bisschen mehr Demut und stehen wir zusammen für diejenigen, die es wirklich nötig haben – hier und woanders.» Diese Gedanken würden sich am Bettag besonders aufdrängen, so die Rednerin: «Schliesslich steht der heutige Tag auch unter dem Begriff ‹Zämestoh› – nicht nur ökumenisch, sondern auch im weltlichen Kontext. Denn: ‹Die Welt geht uns alle etwas an.›»