Luana Güntert
«Ich möchte eine persönliche Bestleistung laufen. Dann schaue ich, wie weit es reicht», sagte Finley Gaio vergangene Woche gegenüber der «Volksstimme». Als Zehnkämpfer, der im 110-Meter-Hürdenlauf an der Europameisterschaft an den Start ging, jedoch ...
Luana Güntert
«Ich möchte eine persönliche Bestleistung laufen. Dann schaue ich, wie weit es reicht», sagte Finley Gaio vergangene Woche gegenüber der «Volksstimme». Als Zehnkämpfer, der im 110-Meter-Hürdenlauf an der Europameisterschaft an den Start ging, jedoch nicht in seiner eigentlichen Disziplin Zehnkampf, konnte er bereits im Vorlauf dieses persönliche Ziel erreichen. Mit 13,46 Sekunden sprintete er über die Hürden und schaffte so den Einzug in den Halbfinal, was erst ein kleiner Vorgeschmack war. Denn auch im Halbfinal zeigte der Maispracher sein Können und qualifizierte sich als Lucky Loser für den Final. Dort wurden die Schweizer Farben gleich durch zwei Baselbieter vertreten, neben Gaio auch durch den Therwiler Jason Joseph, mit 13,12 Sekunden Schweizer Rekordhalter im Hürdensprint. Mit 13,14 Sekunden konnte der Spanier Asier Martinez das Rennen am Mittwochabend für sich entscheiden, Joseph und Gaio reihten sich auf den Rängen vier und fünf ein.
Während sich der Maispracher über seinen fünften Platz freute, war der Therwiler über den vierten Platz enorm verärgert, was im Schweizer Fernsehen live mitverfolgt werden konnte. Nach den Rennen liess er seine Wut über die verpasste Medaille an einer Stadionwand aus und zeigte sich im SRF-Interview sichtlich enttäuscht. Ganz anders war die Gemütslage bei Finley Gaio, der sich im SRF-Interview freudig über seinen Wettkampf unterhielt.
«Nach dem Vorlauf dachte ich mir, dass alles, was jetzt noch kommt, Bonus ist. Den fünften Platz finde ich natürlich mega cool, ich hätte nie damit gerechnet», sagte Gaio stolz. Nach dem Lauf musste Joseph von Gaio getröstet werden. «Ich verstehe Jason, auch wenn ich noch nie in seiner Situation war. Im Training zeigt er so oft, was er kann. Er konnte es in München einfach nicht abrufen.»
Die beiden 23-Jährigen kennen sich seit mehr als zehn Jahren. «Schon als 12-Jährige haben wir unsere ersten Wettkämpfe gegeneinander bestritten», sagt Gaio. Als Jugendliche besuchten sie gemeinsam die Wirtschaftsmittelschule, heute trainieren sie regelmässig zusammen.
Trotz seines Erfolgs im Hürdenlauf kommt ein Disziplinenwechsel für Gaio nicht infrage: «Mein Herz schlägt für den Mehrkampf», sagt er. Viele Zehnkämpfer hätten ihr Fachgebiet. So sei der Weitsprung die Spezialdisziplin des Zehnkampf-Silbermedaillengewinners Simon Ehammer.
Hohe Ziele
Für die kommenden Jahre hat sich Gaio hohe Ziele gesetzt. «Ich will an den Olympischen Spielen 2024 als Zehnkämpfer dabei sein», sagt er. Zudem wolle er bald die 8000 Punkte knacken. Ganz vorbei ist die EM für den Maispracher aber noch nicht. «Heute Freitag kann ich eventuell noch in der 4 × 100-Meter-Staffel mitwirken. Ich bin als Ersatzläufer gemeldet», sagt er.
Bereits ab Dienstag wird er in der Schweiz wieder trainieren, da er im September noch einen Zehnkampf in Frankreich bestreitet. Danach hat er zwar noch keine Ferien geplant, will sich aber zwei bis drei Wochen lang eine Sportauszeit gönnen.