Festival Neue Musik zurück im Oberbaselbiet

Im Schatten des «Eidgenössischen» wird am kommenden Wochenende in drei Oberbaselbieter Gemeinden das alljährliche Festival für Neue Musik Rümlingen erschallen. Nach einem Abstecher in die Ostschweiz kommt es also wieder zu einem Heimatauftritt.

Jürg Gohl

Krasser könnte der Gegensatz nicht sein: Während am kommenden Wochenende das ganze Land auf das folkloristische «Eidgenössische» in der Industriegemeinde Pratteln blickt, findet zeitgleich ausgerechnet im ländlichen Oberbaselbiet das Festival für Neue Musik Rümlingen statt, das fast nur Insider kennen. Sind die 50 900 Plätze auf der Tribüne des Mega-Anlasses im Unterbaselbiet längst vergeben, so reichen zwei Hände, um die Eintritte zu zählen, die eine Woche zuvor für das Festival vorbestellt wurden.

Tumasch Clalüna, der Geschäftsführer des Anlasses, ist deshalb nicht gross beunruhigt. Aus Erfahrung weiss er, dass sich viele Neugierige kurzfristig an der Tageskasse melden. Sie machen ihren Besuch vom Wetter abhängig, da viele Programmpunkte draussen stattfinden und sogar mit einer Wanderung verbunden sind, und entscheiden sich deshalb kurzfristig. Neben den Insidern werden Gäste, die sich aus Neugierde oder wegen der Kombination mit der Natur auf eine Begegnung mit den ungewohnten Klangbildern einlassen, aber immer bedeutender.

Klänge und Wanderschuhe
Am Samstagabend wird zunächst spaziert. Es geht von Rümlingen, dem Startort der diesjährigen Ausgabe, durchs Gewerbegebiet Richtung Buckten zu einem Tunnel, der unter der Bahnlinie des «Läufelfingerlis» liegt und vom Kollektiv «Hauen&Stechen» bespielt wird. Sodann folgt am Sonntagnachmittag eine rund zweistündige Wanderung von Kilchberg nach Oltingen mit Klanginstallationen, bei denen auch regionale Künstlerinnen und Künstler sowie die Programmgruppe des Festivals mitwirken. Zumindest für Geschäftsführer Clalüna ist das ein, wenn nicht gleich der Höhepunkt der diesjährigen Ausgabe.

Weitere Auftritte erfolgen in den drei Kirchen von Rümlingen, in der das Festival am Samstag um 17.30 Uhr eröffnet wird, von Kilchberg am Sonntag um 13 Uhr vor der Wanderung sowie danach in der Niklauskapelle im Zielort Oltingen um 16.30 Uhr. Im Oltinger Pfarrgarten lässt man das Festival im wahrsten Sinn des Wortes ausklingen.

Die drei Kirchen lieferten auch einen Grund dafür, das Festival unter das Motto «Aller guten Dinge − Rümlingen 33» zu stellen. Unter der Dreizahl treten meist Trios auf. «Also die kleinste Zahl einer Gruppe», erklärt Clalüna und stellt deshalb musikalisch vielversprechende Kombinationen in Aussicht. Das Publikum könne sich auf «gigantische Improvisationen» gefasst machen. Schliesslich spiele der Titel auch auf die diesjährige Ausgabe an, die Nummer 33.

Kommendes Jahr im Tessin
Nach dem Abstecher ins Engadin vor drei Jahren und der letztjährigen Ausgabe in der Ostschweiz hat die Organisationscrew Gefallen daran gefunden, das Festival abwechselnd im Oberbaselbiet und in einer anderen Landesregion zu veranstalten. So steht bereits fest, dass die Neue Musik im kommenden Jahr vom 29. Juli bis zum 1. August im Tessin zu hören sein wird. Bei den beiden letzten Auftritten in der Fremde seien die Reaktionen äusserst erfreulich ausgefallen, weil dort niemand etwas in ähnlicher Form kenne. Bewährt habe es sich auch, die auswärtig durchgeführten Festivals noch im gleichen Jahr daheim mit einem «Nachklang» abzuschliessen für alle, welche die Reise nicht mitmachen konnten.

Diese Stammgäste bereiten Sorgen, weil sie weniger bereit sind, das Festival in die Ferne zu begleiten. «Da stehen wir vor einer Herausforderung», räumt Clalüna ein. Wenn dieses Problem gelöst ist, kann er sich auf das nächste konzentrieren, das sich bei unveränderten Jahresrhythmen für das Jahr 2082 abzeichnet: Dann wird das «Eidgenössische» ein nächstes Mal im Baselbiet stattfinden und wieder zugleich auch ein Heimatauftritt des Rümlinger Festivals.

www.neue-musik-ruemlingen.ch

Schwingungen statt Schwingen

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