Ein Grad weniger in der Stube spart 6 Prozent Energie
12.08.2022 LausenMit 60,2 Prozent Gasheizungen steht die Gemeinde vor Problemen
Gas ist beim Heizen der Energieträger, der am schwersten zu ersetzen ist. Im Oberbaselbiet spielt er aber keine oder nur eine marginale Rolle. Mit einer Ausnahme: Lausen heizt hauptsächlich mit Gas, nämlich in 60 ...
Mit 60,2 Prozent Gasheizungen steht die Gemeinde vor Problemen
Gas ist beim Heizen der Energieträger, der am schwersten zu ersetzen ist. Im Oberbaselbiet spielt er aber keine oder nur eine marginale Rolle. Mit einer Ausnahme: Lausen heizt hauptsächlich mit Gas, nämlich in 60 Prozent der Haushalte.
Jürg Gohl
Das Bild von Putin, der genüsslich am Gashahn dreht, ist allgegenwärtig. Ganz unabhängig von diesen Moskauer Machtspielen wollen wir uns auch aus ökologischen Gründen vom Gas, neben dem Heizöl die zweite Quelle der fossilen Energie, verabschieden. Nicht nur Deutschland ist von den Launen des russischen Kriegstreibers abhängig, sondern auch einzelne Landesteile der Schweiz, speziell die Grossstädte.
Dazu zählt aber auch das Baselbiet. Im Landkanton macht der Anteil von Gas beim Heizen exakt einen Drittel aus. Das geht aus der kürzlich publizierten Energie-Statistik für das Jahr 2020 hervor. Betroffen ist vor allem das Unterbaselbiet, während auf «Volksstimme»-Gebiet praktisch kein Gas verbrannt wird. Nicht mehr als 20 Gemeinden beziehen marginale Mengen, abgesehen von Hemmiken mit 1,1 Prozent liegen sie alle unter der Ein-Prozent-Marke.
Vierter Rang für Lausen
Die grosse Ausnahme bildet Lausen. Mit einem Anteil von 60,2 Prozent liegt Lausen hinter Allschwil (64,8 Prozent), Münchenstein (63,4 Prozent) und Birsfelden (61,6 Prozent) gleichauf mit Binningen im Kanton an vierter Stelle. Mit Abstand folgt Liestal (44,1 Prozent). Das ist beunruhigend, weil mit Beginn der Heizperiode die Bezüge von Erdgas sprunghaft ansteigen werden.
Peter Aerni, der Gemeindepräsident von Lausen, blickt mit Sorgen auf die weltweite Entwicklung. Er betont aber, nicht bereits in Panik zu verfallen. «Wir stehen in engem Kontakt mit den IWB und treffen Abklärungen.» Die Industriellen Werke Basel versorgen die Gemeinde Lausen mit Gas. Dort verweist Mediensprecher Erik Rumer auf Bundesbern. «Wir behandeln alle Gemeinden gleich. Und zwar nach den Vorgaben von Bundesrätin Simonetta Sommaruga», sagt Rumer. «Dort werden auch Notfallpläne für alle denkbaren Szenarien ausgearbeitet. Noch ist vieles unklar.» In diesem Zusammenhang ruft Rumer aber gerne die alte Faustregel in Erinnerung: Drehen wir den Temperaturregler zurück, so sparen wir pro Grad 6 Prozent Energie. Das Sparpotenzial ist also riesig.
Wärmenetz gefragt
Auf diese Weise freiwillig Energie einzusparen, steht am Anfang des dreistufigen Massnahmenkatalogs, den der Bundesrat kürzlich präventiv vorgestellt hat. Nach diesem Plan würde es den Privatbezügern erst zuletzt an den Kragen gehen. Die Haushalte verbrennen allerdings in der Schweiz mit 42 Prozent weit vor der Industrie (34 Prozent) und den Dienstleistern (22 Prozent) am meisten Gas.
Die durchaus denkbare Notlage für Lausen führt gemäss Peter Aerni dazu, dass in seiner Gemeinde die Nachfrage von Bewohnerinnen und Bewohnern gegenwärtig sehr gross sei, die ihr Haus, so dies technisch möglich ist, am kommunalen Wärmenetz anschliessen wollen. Zumindest in Itingen und in Sissach denkt man unterdessen an die Zeiten zurück, als Lausen ans Gasnetz angeschlossen wurde. Damals stand zur Debatte, die Leitung bis Sissach zu verlängern, doch entschied man sich dagegen.