Reiten | Die Springkonkurrenz Rothenfluh feiert Jubiläum

Aus den einstigen Nutztieren entwickelten sich im vergangenen Jahrhundert Sportpferde. Sie begeistern, wenn sie anlässlich eines Concours durch die Luft fliegen. So auch in Rothenfluh, wo dieses Wochenende ein Einheimischer zu den Gewinnern.

David Schneider

Vor genau 50 Jahren feierte die Springkonkurrenz in Rothenfluh Premiere. Durchgeführt wurde sie von der Sektion Schafmatt, aus der zwei Jahre später 1974 der Reitverein Schafmatt entstand. Ursprung des Reitsports ist die Kavallerie der Schweizer Armee. Die Rekruten hatten den Auftrag, auch ausserhalb ihrer Dienstzeit für gute Kondition ihrer selbst und der Pferde zu sorgen. Abgesehen von den Militärpferden wurden nur sehr wenige Sportpferde gehalten. Die Tiere dienten während Tausenden von Jahren als Arbeitskräfte und waren als solche unerlässlich.

Zumindest bis der Traktor in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Durchbruch erlebte. Dann nämlich blieben die Pferde im Stall, der schweizweite Bestand ging drastisch zurück. In den Achtzigern entstand rund um die aus den Sektionen geborenen Reitvereine die Sportreiterei. Auch Frauen durften jetzt an Springkonkurrenzen teilnehmen. Das Pferd wurde zur Freizeitbeschäftigung und ist es bis heute geblieben. So auch in Rothenfluh.

Über die Jahre veränderte sich die Infrastruktur des Reitvereins Schafmatt. Anfangs wurde auf einfachen Wiesen trainiert, dann auf Holzschnitzelplätzen, schliesslich auf Sand und in der 1995 eingeweihten Reithalle.

Die Ansprüche der Reitenden an eine Springkonkurrenz veränderten sich. Das Wetter muss stimmen, ansonsten gehen nur wenige Anmeldungen ein. Die sogenannte Nachnennungsphase macht einen kurzfristigen Entscheid möglich. «Früher war der Poststempel auf dem Einzahlungsschein der Anmeldung matchentscheidend, heute kann bis kurz vor dem Start angemeldet werden», sagt Michael Mangold, Präsident des Reitvereins Schafmatt.

Ein einheimischer Sieger
Bei der Springkonkurrenz am vergangenen Wochenende herrschten die gewünschten Bedingungen. Am Freitag hatte es noch geregnet, sodass der Rasenplatz nicht zu hart war, am Samstag schien bereits wieder die Sonne. Die Erinnerung an schwierigere Zeiten ist bei Michael Mangold noch präsent. «Vor zwei Jahren war das Durchführen einer Springkonkurrenz aufgrund der Pandemie undenkbar. Vergangenes Jahr hatten wir mit Hochwasser zu kämpfen, die Ergolz hatte den Rasenplatz geflutet. Ein toter Fisch lag darauf und wir klaubten Mergel aus dem daneben liegenden Sandplatz.»

Von den diesjährigen Bedingungen profitierte auch Urs Gass. Der 54-Jährige ritt sich zum ersten Mal mit Newir zum Sieg der Kategorie R/N 110. Der Rothenflüher ist stolz auf das erfolgreiche Heimspiel und sehr zufrieden mit seinem Wallach. «Ich habe ihn in Polen gekauft», erzählt er. «Damals war er vier Jahre alt und ich habe ihn selbst zum Springpferd ausgebildet.» Das ist eher eine Seltenheit als gang und gäbe. Oftmals werden für viel Geld bereits geschulte Pferde gekauft.

Urs Gass hat rund zwei Jahre in die Ausbildung des mittlerweile Achtjährigen gesteckt. Seine Rechnung ist aufgegangen, nicht nur mit Newir, sondern auch mit dessen Halbschwester. Seit 2006 war Gass 150-mal klassiert, also unter den ersten 30 Prozent. Er gibt sich viel mit seinen Pferden ab, auch wenn das neben seinem Leben als Landwirt manchmal gar nicht so einfach ist. Sein Erfolgsrezept ist die intensive Beziehung zum Pferd, verrät er. «Man muss sich Zeit nehmen, sich mit dem Tier auseinandersetzen. Nur so kann das nötige Vertrauen geschaffen werden.»

Resultate unter info.fnch.ch

Rothenfluh im Reitfieber

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