«Luzern und Aarau waren die Höhepunkte»
23.06.2022 SportWilli Wenger
Damian Zurfluh aus Buckten, der vor 15 Jahren für den Basellandschaftlichen Kantonal-Schwingerverband (BLKSV) letztmals Eichenlaub, das heisst, den begehrten eidgenössischen Kopfschmuck gewann, hofft, dass wenigstens ein Baselbieter am Eidgenössischen ...
Willi Wenger
Damian Zurfluh aus Buckten, der vor 15 Jahren für den Basellandschaftlichen Kantonal-Schwingerverband (BLKSV) letztmals Eichenlaub, das heisst, den begehrten eidgenössischen Kopfschmuck gewann, hofft, dass wenigstens ein Baselbieter am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) in Pratteln die Auszeichnung holt, die nur für 15 bis 18 Prozent der Teilnehmer bereitliegt.
«Es muss also schon optimal laufen, dass ein BLKSV-Athlet vor die Ehrendamen treten kann», sagt der in Bubendorf aufgewachsene Zurfluh. Er sagt dies nüchtern, denn er weiss nur zu gut, was es letztlich heisst, an dem nur alle drei Jahre stattfindenden Grossanlass zu Kranzehren zu kommen. «Es muss an beiden Tagen alles stimmen, ohne Wenn und Aber», kommentiert der ehemalige Sennenschwinger, der einst für den Bezirks-Schwingklub Waldenburg respektive für den BLKSV nicht weniger als 53 Kränze gewann. Nach seinem Vereinswechsel Anfang 2008 zum Schwingklub Solothurn und Umgebung bis zu seinem Karriereende kamen noch 16 weitere Kränze dazu.
Fehlendes Einbinden der Jugend
Warum er der letzte Eidgenössische Kranzschwinger im Kanton ist, hat für den gelernten Fahrzeugschlosser und heutigen Produktionsleiter in einem Oberbaselbieter KMU-Betrieb mehrere Gründe. Der gebürtige Urner ortet Führungsmängel im BLKSV ab circa Mitte der 2000er-Jahre. «Meines Erachtens hat die damalige Verbandsleitung zu wenig auf die Jugend gesetzt. Dieser wurde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.» Dies sei ein fataler Fehler gewesen.
Der Nachwuchs fehlte in den Folgejahren, um ganz nach vorne stossen zu können. «2010 in Frauenfeld war mit Michael Gschwind zwar ein Junger vorne mit dabei. Ganz nahe am Kranz. Die Niederlage im letzten Gang machte ihm letztlich leider einen Strich durch die Rechnung.» Der meinungsstarke ehemalige Sennenschwinger attestiert den jetzigen Trainern auf Verbandsstufe, den Technischen Leitern, gute Arbeit. Zum einen sind das Matthias Graber aus Läufelfingen als Chef der Aktiven und Stefan von Rotz aus Wintersingen, der für die Nachwuchsschwinger verantwortlich ist. «Beide vermitteln viel Gutes, sie verstehen ihr Handwerk im Zeigen der notwendigen Technik.»
Zurfluh räumt jedoch ein, dass gerade in Bezug auf das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest noch viel mehr möglich gewesen wäre. «Beispielsweise beim Mitnehmen, beim Einbinden der Jungschwinger. Ich hätte es begrüsst, wenn wie beim Fussball Jungs die Aktiven beim Einlaufen ins Stadion hätten begleiten dürfen. Das wäre eine tolle Sache gewesen.» Der Buckter weist zudem auf die beim nationalen Verband versicherten Schwinger hin. «Die Anzahl der Sennen- und Turnerschwinger wie jene der Jungschwinger erachte ich als sehr überschaubar.» Als Beispiel nennt er den einen aufgeführten Aktiven und die drei Nachwuchsleute des Schwingklubs Pratteln, die an ihrem eigenen Fest, dem Hülftenschanz-Schwinget, teilgenommen haben.
Trainer der Solothurner Junioren
Dass der seinerzeitige Wechsel von Zurfluh nach Solothurn für den Baselbieter Verband schmerzlich war, steht ausser Frage. Er hatte jedoch seine Gründe. «Für mich waren schlicht die Trainingsmöglichkeiten nicht gegeben. In Solothurn hatte ich mit den ‹Eidgenossen› Thomas Zindel und Bruno Gisler echte Gradmesser.»
Es schmerzt den Oberbaselbieter auf der andern Seite noch heute, dass ihm vom Verband schlicht keine Anerkennung entgegengebracht wurde. «Bei beiden Kranzfeiern 2004 und 2007 nach dem ‹Eidgenössischen› glänzte der Vorstand durch Abwesenheit.»
Heute, zwölf Jahre nachdem Zurfluh seine Zwilchhosen an den Nagel gehängt hat, ist er mit dem Schwingsport noch immer sehr verbunden. Er leitet wöchentlich zweimal das Training des Nachwuchses in Solothurn. «Es macht riesig Freude, wir haben gut 50 Buben im Alter von 4 bis 15 Jahren im Sägemehl.»
Prattler Dimensionen «nicht gut»
Er ist auf der anderen Seite selbstverständlich nach wie vor interessiert am Abschneiden der Baselbieter. Er hofft in diesem Sinne, dass wenigstens eine Handvoll Aktive am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest werden teilnehmen können. «Ich erwarte mindestens einen Kranz. Meine Favoriten dafür sind der technisch starke Adrian Odermatt sowie Lars Voggensperger, der für mich eine mehr als feine Klinge im Sägemehl führt.» Wer dieses Duo nach Pratteln begleiten wird, ist offen. Zurfluh nennt hier die Namen Roger Erb, Samuel Brun, Andrj Gerber und den Neukranzer Sascha Streich. «Wenn ein halbes Dutzend der NWS-Mannschaft angehören würden, wäre dies eine super Sache.»
Erwartet Zurfluh nach dem «Eidgenössischen» eine Aufbruchsstimmung im Kanton? «Ich bin hier eher pessimistisch. Ich glaube nicht, dass die Klubs im Nachgang des Esaf überrannt werden.» Dies lehre die Erfahrung der vergangenen Esaf im Teilverbandsgebiet. Im Gespräch mit der «Volksstimme» strahlt der Sennenschwinger dennoch Zuversicht aus. Er blickt bereits 15 Jahre in die Zukunft. «Dann sind wir, der Kanton Solothurn, gefordert.» Letztmals fand dort 1992 in Olten ein Esaf statt.
Am Esaf in Pratteln ist Zurfluh als «Baustellenführer» im Vorfeld und als Zuschauer am Fest, zusammen mit seinen Sohn Fynn, dabei. Die Vorfreude sei allerdings, so Zurfluh, etwas getrübt, habe doch dieser Grossanlass in Pratteln Dimensionen angenommen, welche er als «nicht gut» betrachte. Übrigens: Zurfluh bezeichnet «Ferien machen» als eines seiner Steckenpferde. Er verrät im Gespräch zudem, dass er Rösti mit Bratwurst liebe und gerne Cola Light und Wasser trinke.
Vom 26. bis zum 28. August findet in Pratteln das erste Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (Esaf) auf Baselbieter Boden statt. Die «Volksstimme» rückt bis zum Grossanlass verschiedene Personen und Themen rund um den Schwingsport ins Zentrum.