Ein neues Kapitel auf dem Leuenberg
05.05.2022 HölsteinAthena Center AG hat Konkurs und Insolvenz angemeldet
Der Leuenberg kommt nicht zur Ruhe: Nach einem kurzen Gastspiel des Bildungs- und Well-Being-Zentrums steht bereits ein neues Projekt an. Potenzielle Käufer seien vorhanden, mehr ist noch nicht bekannt.
Elmar ...
Athena Center AG hat Konkurs und Insolvenz angemeldet
Der Leuenberg kommt nicht zur Ruhe: Nach einem kurzen Gastspiel des Bildungs- und Well-Being-Zentrums steht bereits ein neues Projekt an. Potenzielle Käufer seien vorhanden, mehr ist noch nicht bekannt.
Elmar Gächter
Noch im Herbst zeigte sich Simone Junod, Gründerin und CEO der Athena Center AG, optimistisch, den Gebäudekomplex der ehemaligen Heimstätte der Reformierten Kirche Baselland kaufen zu können. Sie hatte einen Kaufrechtsvertrag mit der Eigentümerin Hotel Leuenberg AG abgeschlossen, die zur Aargauer Kasper Holding gehört, die mehrere ähnliche Tagungshotels in der Schweiz betreibt. Der Athena Center AG schwebte vor, auf dem Leuenberg ein Bildungs- und Well-Being-Zentrum zu betreiben, um mit einem eigenen Team unter anderem Bildungsprogramme für die Wirtschaft, Kinder und Erwachsene sowie Ayurveda, Yoga, Atemübungen, indigene Rituale und thematische Rundgänge durch die Natur anzubieten (die «Volksstimme» berichtete). Mittlerweile sieht alles anders aus.
Simone Junod hat im April sowohl für die Athena Center AG Leuenberg als auch für ihre zweite Firma Athena Wisdom Institute AG in Zürich Konkurs angemeldet. Es sei ihr nicht gelungen, mit ihrem Start-up-Unternehmen die nötigen finanziellen Mittel für einen Kauf aufzubringen. Sie hätte sich jedoch auch einen Mietund Pachtvertrag oder Kooperationen mit Dritten vorstellen können, um auf dem Leuenberg zu bleiben. Sie habe bis zuletzt an den Erfolg geglaubt, umso mehr, als von der Standortförderung Baselland eine Anschubfinanzierung von knapp 1 Million Franken in Aussicht gestanden habe, hält Simone Junod gegenüber der «Volksstimme» fest. Dazu sei es nicht gekommen, weil ihr die Eigentümerin im März mitgeteilt habe, dass sie nur an einem Verkauf interessiert sei. Über den Kaufpreis wollten sich beide Parteien nicht äussern, laut unbestätigten Informationen soll er zwischen 3 und 4 Millionen Franken liegen.
In der Zwischenzeit sind die Hinweistafeln des Athena Center Leuenberg entfernt worden und ihre Website, auf der sie diverse Kongresse und Programme auf dem Leuenberg angekündigt hatte, ist ausgeschaltet. «Wir waren auf bestem Weg, den Leuenberg wieder zum Blühen zu bringen. Verschiedene langjährige Kunden des Leuenbergs, die gebucht hatten oder noch buchen wollten, musste ich enttäuschen. Das tut weh», sagt Simone Junod.
Kein Verständnis
Viele Leute hätten sich geäussert, sehr gute Erinnerungen an den Leuenberg zu haben. Umso weniger könne sie es verstehen, dass sich in der Region niemand finden lasse, der hier investieren wolle. Enttäuscht zeigt sie sich vor allem vom Management der Hotel Leuenberg AG. «Mit einer Absichtserklärung, dass die Athena Center AG weiterhin auf dem Leuenberg hätte wirken können, hätte der Antrag auf die finanzielle Unterstützung der Standortförderung aufrechterhalten werden können. Diese Erklärung lehnten die Eigentümer jedoch ab», so Simone Junod, was zum eigentlichen Kahlschlag für die beiden Athena-Firmen geführt habe.
Manuel Fischer, Neffe von Rolf Kasper, dem Verwaltungsratspräsidenten der gleichnamigen Holding, ist Verantwortlicher der Hotel Leuenberg AG. «Wir hätten Frau Junod den Leuenberg sehr gerne übergeben», hält er auf Nachfrage fest. Das preisliche Angebot an die Athena Center AG sei «wohlwollend» gewesen. Denn es gehe der Eigentümerin nicht primär um den Preis, sondern darum, dass aus dem Leuenberg wieder etwas Schönes gemacht werde. Fischer spricht von der attraktiven Umgebung des Leuenbergs, aber auch davon, dass der Gebäudekomplex mit den vielen kleinen Zimmern ein schwieriges Verkaufsobjekt im klassischen Hotelmarkt sei. Auch habe sich das frühere Seminargeschäft grundlegend verändert. Solche mehrtägigen Anlässe gebe es praktisch nicht mehr.
Potenzielle Käufer vorhanden
Umso erfreuter ist Manuel Fischer, dass eine Käuferschaft die Absicht habe, den Leuenberg zu übernehmen. «Sie will ein interessantes Projekt realisieren, das aus unserer Sicht sehr gut zu diesem Ort passen würde», so Fischer. Die potenziellen Käufer wollen sich namentlich noch nicht outen, halten jedoch fest, dass sie bestrebt sind, «den Leuenberg wieder dahin zu führen, für was er ursprünglich erbaut wurde – ein Ort der Begegnung, wo Menschen in eine bewusste Beziehung zu sich selber sowie zur Schöpfung finden dürfen.»
Der Leuenberg hat in den vergangen beiden Jahren vor allem wegen der Pandemie einen eigentlichen Dornröschenschlaf hinter sich. Zwar ranken sich keine Dornensträucher an der Fassade empor – Simone Junod hat mit ihrer Athena Center AG während des Aufenthalts auf dem Leuenberg nicht nur für das Aufräumen des Hochwasserschadens im vergangenen Jahr, sondern auch für die Pflege des Aussenbereiches gesorgt –, aber es stehen grössere Investitionen an. So macht sich die Hotel Leuenberg AG Gedanken dazu, die jetzige Ölheizung zu ersetzen. Ausserdem dringt nach starken Regenfällen immer wieder Wasser in die Gebäude ein.
Für die Bevölkerung nicht nur in Hölstein stellt sich die Frage, ob sie künftig wieder wie früher den einen oder andern Anlass auf dem Leuenberg feiern und sich im schönen Café ein feines Stück Kuchen genehmigen kann. In Zeiten, wo ein um das andere Gastlokal verschwindet, wäre dies durchaus ein heller Lichtblick.