Minustemperaturen bedrohen die Obstblüte

Die Temperaturen fallen gemäss Wetterprognosen in den kommenden Nächten wieder deutlich unter den Gefrierpunkt. Die Obstbauern sind in Alarmbereitschaft.

Christian Horisberger

«Welche Wetterprognose meinen Sie?» Ernst Lüthi reagiert auf die Anfrage der «Volksstimme» zum Frostrisiko in den kommenden Nächten zunächst leicht gereizt. Denn je nach Quelle würden die Wettervorhersagen bis zur Nacht auf Dienstag von minus 1 bis minus 7 Grad variieren, sagt der Präsident des Baselbieter Obstverbands. Und das hilft ihm, der in Ramlinsburg einen grossen Obstbaubetrieb führt, und allen anderen Obstbauern nicht weiter. Denn die kritische Temperatur für die Obstblüten liegt bei minus 4 bis minus 5 Grad. Ab da sind Massnahmen in den Kulturen angesagt, will man nicht den Verlust eines Teils der Ernte riskieren.

Die Mittel zur Frostbekämpfung sind bekannt: Paraffin- beziehungsweise Frostkerzen oder Pelletöfen. Mit dieser kostspieligen Methode lässt sich die Temperatur in einer Obstanlage um bis zu 3 Grad anheben – falls die Bise die so erzeugte Wärme nicht sofort aus den Baumreihen bläst. Dies dürfte laut den aktuellen Wetterprognosen in den kommenden Nächten der Fall sein. Bei Strahlungsfrost kann eine Anlage mit einem Regendach geschützt werden, vorausgesetzt, es fällt kein Schnee, der die Kunststoff-Planen beschädigen könnte. Tatsächlich sagen die Wetterfrösche für die kommenden Tage auch Schneefall voraus … Schliesslich können die Blüten auch mit einer «Frostberegnung» geschützt werden. Dies würden jedoch nur wenige Bauern praktizieren, da dafür sehr grosse Wassermengen erforderlich seien, sagt der Verbandspräsident.

Er werde die Situation und die Prognosen weiter beobachten und, falls angezeigt, geeignete Massnahmen treffen, um die Blüten zu schützen, so Lüthi. Jedoch halte er es für unwahrscheinlich, dass die Temperaturen tatsächlich bis in die Risiko-Zone fallen, sagte er gestern Mittag.

In der Region blühen gegenwärtig rund die Hälfte der Zwetschgenbäume und rund ein Drittel der Kirschbäume. Die Aprikosenbäume seien bereits verblüht und die Apfelbäume noch nicht so weit, sagt der Obstfachmann. Auch die Reben blühen noch nicht, womit zumindest die Weinbauern zunächst noch ruhig schlafen. Aufatmen können die Weinund Obstbauern erst Mitte Mai, wenn mit den Eisheiligen die Gefahr von Spätfrösten in diesem Jahr definitiv vorbei ist.

Die Häufung von Spätfrösten ist ein jüngeres Phänomen, das auf die Klimaerwärmung zurückzuführen ist. Um besser darauf reagieren zu können, sind die Landwirte auf zuverlässige Wettervorhersagen angewiesen. Aus diesem Grund hat der Obstverband zur jährlichen Obstbautagung am 11. April den SRF-Meteorologen Thomas Bucheli eingeladen. Er wird über Klimaerwärmung, Wetterextreme und treffsichere Wetterprognosen referieren.

Obstbauern in Alarm bereitschaft

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