Auf ein Glas, Paul Leisi
28.04.2022 TennikenDer Präsident der hiesigen Weinproduzenten ist zurückgetreten
Obwohl er immer nur Hobby-Winzer war, brachte Paul Leisi als Präsident der Weinproduzenten Region Basel/Solothurn seine Vereinigung vorwärts. Am Montag trat der frühere Tenniker Gemeindepräsident ...
Der Präsident der hiesigen Weinproduzenten ist zurückgetreten
Obwohl er immer nur Hobby-Winzer war, brachte Paul Leisi als Präsident der Weinproduzenten Region Basel/Solothurn seine Vereinigung vorwärts. Am Montag trat der frühere Tenniker Gemeindepräsident nach zwölf Jahren den Vorsitz an Andreas Buser ab.
Jürg Gohl
Paul Leisi nimmt es wörtlich. Als er zusagte, auf ein Glas zusammenzusitzen, um über sich und sein Wirken als Präsident der Nordwestschweizer Weinbauern zu plaudern, stellt er sogleich klar: «Aber wirklich nur ein Glas.» Gut, einmal lässt er sich ein halbes Glas nachschenken, weil ihm der Maispracher «Riesling x Sylvaner» aus dem «Siebedupf»-Keller mundet. Er signalisiert mit einer klaren Handbewegung aber sogleich, dass es für ihn nun reiche.
Ein grosser Weintrinker sei er nie gewesen, sagt der 78-jährige Tenniker, der in Waldenburg aufgewachsen ist. Früher, als BWK-Lehrer und Gemeindepräsident, musste er «den Kopf zusammenhaben». Das duldete an Wochentagen keinen Wein und gilt auch heute noch. «Ich bin nicht gern benebelt», sagt er. Wenn er von der Toskana schwärmt, wo seine Frau Susi und er seit nunmehr 20 Jahren eine Wohnung besitzen, verliert er sich gerne bei den Weinen. Da spricht ein Kenner und Entdecker. Doch er hält immer strikt Mass und damit nicht viel vom viel besungenen «gesunden Glas pro Tag». Es werde ihm in diesem Leben jedenfalls nicht mehr reichen, seinen Weinkeller leer zu trinken, bemerkt er, «meine Nachkommen dürfen sich jetzt schon freuen».
Hobby-Winzer leitet Produzenten
Damit entspricht er nicht unbedingt dem Bild, das wir von einem Präsidenten der Weinbauern zeichnen würden. Und er selber entspricht auch nicht der Vorstellung eines klassischen Weinbauern mit grossem Namen aus Aesch, Muttenz oder einem Weindorf im Oberbaselbiet. Wohl hat er mit Freunden 40 Jahre lang auf 15 Aren Rebfläche weissen und roten Tenniker produziert. «Doch das war bloss Hobby», relativiert er.
Gerade deshalb wurde er und nicht ein grosser Name aus Aesch, Muttenz oder einem Oberbaselbieter Weindorf angefragt, ob er das Präsidium der Weinbauern Baselland, wie die Vereinigung damals noch hiess, zu übernehmen. «Der Verband stiess auf meinen Namen, weil ich unbefangen war und als Gemeindepräsident auch bewiesen hatte, eine Behörde führen und mit ihr etwas anreissen zu können», sagt Leisi, der damals, als er im Februar 2010 in Gelterkinden das Präsidium übernahm, seit einem Jahr pensioniert war. Vielleicht haben die Weinbauern ja auch mitbekommen, wen damals die Bildungsdirektion an die Sekundarschule Oberdorf schickte, als diese führungslos war: Paul Leisi.
Tatsächlich erlebten der Weinbau und der Verband unter seiner Leitung einen Entwicklungssprung. Das beginnt beim Namen. Neu heisst er «Weinproduzenten Region Basel/Solothurn», weil der Ebenrain gemäss Staatsvertrag auch für den Basler und den Solothurner Weinbau zuständig ist. Die dominierenden Baselbieter verschwanden aus dem Namen – «oppositionslos übrigens», merkt der Noch-Präsident an. Die Baselbieter Produzenten erhöhten auch ihre Präsenz an der Basler Weinmesse und verlegten ihre Jahrespressekonferenzen öfters in die Stadt oder ihre Umgebung. Sie müssten zu den Kunden, nicht zu den Produzenten, lautet das Credo bei der verstärkten Öffentlichkeitsarbeit. Die Website kommt zeitgemäss daher. Seit 2016 wird alljährlich ein Baselbieter Staatswein gekürt.
Doch die mit Abstand wichtigste Visitenkarte ist die: Primär dank der Mengenbeschränkung erfuhren die Baselbieter Weine einen Qualitätssprung und müssen sich nicht mehr hinter anderen Schweizer Weinregionen verstecken. Der Weltmeistertitel, den der Muttenzer Urs Jauslin mit seinem «Hohle Gasse», einem Pinot noir, 2012 in Paris gewann, war die Krönung dieser Entwicklung.
«Was wir in den vergangenen Jahren alles erreicht haben, realisierte ich erst, nachdem es ein Journalist aufgelistet hatte», sagt der leidenschaftliche Koch Paul Leisi und reicht die Lorbeeren gleich an seine Vorstandskollegen weiter (bis Montag waren es nur Männer): «Ohne ihren Rückhalt, ihr Mitdenken und vor allem ihre Mitarbeit wäre das alles undenkbar gewesen. Also darf ich das Lob nicht alleine einheimsen.»
Andreas Buser löst Leisi ab
jg. Am Montag wurde Präsident Paul Leisi an der Generalversammlung der Weinproduzenten Region Basel/Solothurn im Sissacher Ebenrain aus seinem Amt verabschiedet und zum Ehrenpräsidenten ernannt. Zu Leisis Nachfolger ist Andreas Buser gewählt worden, der langjährige Rebbaukommissär und Gemeindepräsident von Niederdorf. Den frei gewordenen Sitz im Vorstand übernimmt die Sissacher Weinbäuerin Jeannette Imhof.