Reinach | Baselbieter Kuhparade vor einem grossen Publikum

Die Kuhparade in Reinach war ein Anlass nicht nur für die Viehzüchterinnen und Viehzüchter, sondern ebenso für die vielen Familien mit Kindern.

Elmar Gächter

Ruhig steht sie da und lässt das, was ihr Meister mit ihr macht, ohne jeglichen Widerstand über sich ergehen. Kaba, von der hier die Rede ist, scheint es sogar zu geniessen, vom ganzen Körper bis zum Euter geschoren zu werden. Ob sie dies aber auch beim Verlust ihres lustigen Haarbüschels auf dem Kopf so empfindet, bleibe dahingestellt.

Die bald dreijährige Simmentalerkuh samt weiteren Schönheiten des Stalles wird von ihrem Besitzer Kurt Mohler vom Hof Horen in Zunzgen auf die 4. Kuhparade in Reinach vorbereitet. «Als Züchter nehme ich nun zum dritten Mal an dieser Viehschau teil. Bei mir überwiegt vor allem die Freude, meine Tiere zu zeigen und sie mit andern zu messen», begründet er sein Mitmachen an dieser Schönheitskonkurrenz der verschiedenen Rassen.

Einen ganzen Tag wendet Mohler, dessen Familie bereits in der fünften Generation den Betrieb Horen, etwas oberhalb von Zunzgen gelegen, bewirtschaftet, auf, um seine Tiere im besten Licht präsentieren zu können. Er rechnet sich gute Chancen aus, hat doch eine seiner Kühe beim letzten Anlass einen der begehrten Missentitel geholt.

100 Kühe von 30 Höfen
Es ist Samstag und bereits früh morgens füllt sich der grosse Parkplatz vor dem Neuhof in Reinach mit Viehtransportern und Personenwagen. 30 Betriebe aus dem Baselbiet sowie aus benachbarten Solothurner Gemeinden treffen sich hier mit ihren etwas über 100 Kühen, um sich auf dem noch einzigen Landwirtschaftshof in der Vorortsgemeinde der 4. Kuhparade zu widmen. Die Veranstaltung ersetzt die früheren obligatorischen kantonalen Viehschauen.

«Das Besondere an diesem Event ist einerseits der supertolle Ort und vor allem auch, dass wir die Bevölkerung und damit auch unsere Konsumenten miteinbeziehen können. Der Anlass ist natürlich auch für die Landwirte sehr wichtig, da sie sich heutzutage viel seltener treffen als früher» sagt Christian Schürch, Pächter des Neuhofs sowie OK-Mitglied der Kuhparade.

Viel Arbeit für den Preisrichter
Für Richter Jürg Richner aus Unterkulm ist es ein anstrengender Vormittag. Praktisch ohne Unterbruch beurteilt er die in Kategorien eingeteilten Rassen vom Swiss Fleckvieh, über Red Holstein und Holstein bis zum Braunvieh. Er begutachtet ihre äusserlich sichtbaren Merkmale, schaut auf ihr «Fundament», den Gang und vor allem auf die Beschaffenheit des Euters. Richner begründet seine Entscheide klar und lobt auch die hohe Qualität der präsentierten Tiere. «Es macht richtig Spass, hier richten zu dürfen.» Christian Schürch betont, dass Richner sehr gut geschult ist. «Wenn sein Urteil nicht stimmen würde, käme er bei den Landwirten nicht gut an. Klar gibt es Nuancen zwischen einzelnen Richtern, aber in der Regel haben die Landwirte Vertrauen zu ihnen», ist er überzeugt.

Für Schürch ist es selbstverständlich, mit seinen Tieren am Anlass teilzunehmen, auch wenn sie nicht zu den Siegeranwärterinnen gehören. «Für jene Landwirte, die im Gegensatz zu mir von der Viehzucht und dem Verkauf der Tiere leben, ist es jedoch schon wichtig, hier gut abzuschneiden.»

Zwei Missen aus dem Oberbaselbiet
Für die Oberbaselbieter Landwirte war es ein erfolgreicher Tag. So konnten sich sowohl Jörg Speiser vom Lettenhof in Sissach als auch Hansjörg Schmutz von der Unteren Laufmatt in Eptingen mit ihren Rasseschönheiten den Missentitel sichern. Für einmal nicht in die Kränze kamen die Tiere von Kurt Mohler. «Halb so schlimm», meinte er, «freuen wir uns auf den nächsten Anlass.» Und seine Kaba? Sie musste zu Hause im Stall bleiben. Für sie war die Konkurrenz aus dem eigenen Team für diesmal etwas zu gross.

Der Bevölkerung präsentieren
Die Leute, vor allem auch Familien, kamen in Scharen auf den Neuhof, der mit dem Streichelzoo oder dem Kinderspielplatz auch für die Kleinen und Kleinsten mit Attraktionen aufwartete. Lukas Brodbeck, Vorstandsmitglied des veranstaltenden Viehzuchtvereins Unterbaselbiet, zeigte sich sehr zufrieden. «Der Kuhbestand in der ganzen Schweiz sinkt laufend. Deshalb ist es speziell wichtig, dass wir den Züchtern diese Möglichkeit bieten, ihre Tiere zu messen und vor allem auch, der Bevölkerung zu präsentieren.»

Man könne der Bevölkerung zeigen, dass sich auch die Kühe weiterentwickelt haben. Er ist zuversichtlich, dass es die Viehparade auch künftig geben wird. Ob auf dem Neuhof ist noch unklar, da Christian Schürch den Betrieb Ende Jahr aus Altersgründen verlassen wird.

Das Schaulaufen von Ofelia & Co.

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