SAISONGEMÜSE
28.01.2022 BaselbietTierarzteinsatz an Weihnachten
Marc Brodbeck
Dass man als Tierhalter eine grosse Verantwortung trägt, ist mir immer klar gewesen. Je mehr Tierarten auf dem Betrieb gehalten werden, desto aufwendiger ist die Haltung und Betreuung der Tiere. Auf ...
Tierarzteinsatz an Weihnachten
Marc Brodbeck
Dass man als Tierhalter eine grosse Verantwortung trägt, ist mir immer klar gewesen. Je mehr Tierarten auf dem Betrieb gehalten werden, desto aufwendiger ist die Haltung und Betreuung der Tiere. Auf meinem Betrieb werden Kühe, Rinder, Ziegen, Schweine und Geflügel gehalten.
Kurz vor Weihnachten stellte ich beim Füttern der Kühe fest, dass Kuh Laura eine erhöhte Atemfrequenz aufwies. Ihre Nase war trocken, normalerweise ist diese leicht feucht. Sie verweigerte das Futter und musste schwer atmen. Sofort schrillten bei mir die Alarmglocken. Ich mass ihre Temperatur und stellte über 40 Grad fest, eindeutig Fieber. Sofort telefonierte ich der Tierärztin, die beim anschliessenden Besuch eine Lungenentzündung diagnostizierte. Auch für Kühe ist eine Lungenentzündung eine ernsthafte, lebensbedrohliche Krankheit, die mit Antibiotika behandelt werden muss.
Da die Lungenentzündung bei Kühen sehr ansteckend ist, wurden leider auch zwei weitere Kühe infiziert. So kam es, dass wir sogar am 25. Dezember die Tierärztin aufbieten mussten. Immer weniger Tierärzte spezialisieren sich auf Grosstiere. Die unregelmässigen Arbeitszeiten, Wochenenddienste und nicht zuletzt die körperliche Belastung machen diesen Beruf unattraktiv. Daher bin ich sehr froh, dass ich jederzeit auf meine Tierärztin und ihr Team zählen kann.
In der Schweiz gelten strenge Vorschriften für den Einsatz von Tierarzneimitteln für alle Tiere, deren Fleisch, Milch oder Eier gegessen werden. Der Tierarzneimitteleinsatz in Nutztierhaltungen steht unter der Aufsicht des Bestandestierarztes. Dieser bestimmt, welche Tierarzneimittel wann und wie eingesetzt werden. Als Nutztierhalter muss ich seine Weisungen befolgen. Ich bin verantwortlich für die fachgerechte Anwendung der Arzneimittel, und dass das Fleisch und die Milch nur in den Verkehr gelangen, wenn die Absetzfristen eingehalten werden.
Der Tierarzt ist verpflichtet, jeden Einsatz von Antibiotika auf dem Betrieb in einer nationalen Datenbank zu melden. Mit dieser Registrierung erhofft man sich neue Erkenntnisse zum Antibiotikaeinsatz und das Ziel ist, die Wirksamkeit von Antibiotika langfristig zu gewährleisten. Sämtliche Einsätze von Tierarzneimitteln muss ich in einem Behandlungsjournal aufzeichnen und eine Inventarliste mit den vorhandenen Tierarzneimitteln führen.
Meine erkrankten Kühe sind mittlerweile wieder genesen. Sie mussten eine mehrtägige Behandlung in Anspruch nehmen und ihre Milch musste ich entsorgen. Dank des Antibiotikaeinsatzes konnte die Krankheit besiegt werden, aber sie werden noch einige Wochen brauchen, bis sie sich von den Strapazen vollständig erholt haben und auf ihr bisheriges Leistungsniveau zurückkehren.
Erkrankte Tiere sind immer auch eine Belastung für den Tierhalter. Einerseits hofft man, dass die Behandlung wirksam ist und das Tier wieder gesund wird. Anderseits hat man, wie in meinem Fall, mit der Lungenentzündung auch Angst, dass weitere Tiere erkranken und geschwächt werden. Eines ist sicher: Sind die Tiere gesund, so freut sich der Bauer.
Marc Brodbeck (47) ist Landwirt in Buus (Grienhof) und Präsident des Bauernverbands beider Basel (BVBB). In der Rubrik «Saisongemüse» schreibt er über das, was ihn auf seinem Hof gerade beschäftigt.