Kleidersammlung für die grosse Bühne
28.01.2022 Baselbiet, Läufelfingen, Kultur, Bezirk Sissach
Benjamin Meier
Immer höher stapeln sich die Kleiderberge im «Silo 12» in Läufelfingen. Regisseur Danny Wehrmüller und Susanne Brodbeck, die Verantwortliche für die Kostümgestaltung, sind gerade dabei, eine riesige Ladung Kleider zu sortieren. Aus ihnen ...
Benjamin Meier
Immer höher stapeln sich die Kleiderberge im «Silo 12» in Läufelfingen. Regisseur Danny Wehrmüller und Susanne Brodbeck, die Verantwortliche für die Kostümgestaltung, sind gerade dabei, eine riesige Ladung Kleider zu sortieren. Aus ihnen sollen später die Kostüme der Schauspielerinnen und Schauspieler gefertigt werden. Die Kleider stammen aus dem Fundus der Kulturmühle Arisdorf und wurden dem Theater als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Für die beiden Theaterleute handelt es sich dabei um einen echten Glücksfall, denn unter der Leihgabe befinden sich Stücke, die dem Aussehen nach gut und gerne 200 Jahre alt sein könnten – genau das, wonach Wehrmüller und Brodbeck suchen.
Ob es ein Kleidungsstück schliesslich auf die Bühne schafft oder nicht, hängt von seinem Aussehen und seiner Machart ab. Die Kleider sollen so exakt wie möglich die Mode des frühen 19. Jahrhunderts wiedergeben. Pullover mit Reissverschlüssen und Jacken aus Polyester erhalten da eine Absage. Denn all das gab es in der Zeit, in der das Theaterstück «Hauenstein» angesiedelt ist, noch nicht. Das Stück, das diesen Juni als Freilichtspiel in Läufelfingen aufgeführt wird, erzählt anhand der Lebensgeschichte des Grossbauern und Politikers Heinrich Strub von der umbruchsvollen Zeit, die das Baselbiet Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte.
120 Kostüme müssen her
Da das Kostümkonzept die damalige Zeit möglichst realistisch wiedergeben soll, haben sich Wehrmüller und Brodbeck auch mit der Kleidung befasst, welche die Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts hier in der Region getragen haben. «Orientiert haben wir uns dabei vor allem an Bildern aus dieser Zeit», erklärt Wehrmüller.
Die Kleider, welche die beiden Theaterleute gerade aussortieren, sind jedoch nur ein Bruchteil der feinsäuberlich sortierten Kleidersammlung, welche die Theatergruppe bereits angehäuft hat. Das «Silo 12» ist mittlerweile zu einem richtigen Kleiderladen mit über 200 Kleidungsstücken geworden. Das Sortiment reicht von Lederstiefeln bis hin zu schwarzen Zylindern. Grösstenteils stammen die Stücke von Danny Wehrmüllers Stammensemble «Rattenfänger» aus Muttenz. Aber auch viele private Leihgaben der Mitwirkenden befinden sich in der Sammlung. Aus dieser Auslese entstehen dann insgesamt 120 sechsbis siebenteilige Kostüme für Bauern, Gutsbesitzer, Arbeiter und Soldaten.
Aufwendige Änderungsarbeiten
Für die Verwandlung der Kleider in Theaterkostüme ist ein achtköpfiges Schneiderinnen-Team rund um Susanne Brodbeck zuständig. Dabei werden die Kleider nicht nur an die Statur des jeweiligen Schauspielers angepasst, es werden auch zahlreiche Änderungen vorgenommen, um die Kostüme möglichst authentisch zu gestalten. Dafür müssen Knöpfe abgenommen und Taschen angenäht werden, manches muss sogar in Naturtönen gefärbt werden. Nicht alle Kostüme lassen sich aus den Kleidern fertigen, die Garderobe mancher Figuren müssen die Schneiderinnen komplett nach Mass fertigen. Dazu gehören vor allem die Gehröcke der Grossbauern aus dem Stück. Auch dabei wird versucht, möglichst realitätsgetreu zu bleiben, indem nur mit Stoffen gearbeitet wird, die auch tatsächlich im 19. Jahrhundert verwendet wurden. «Das Wichtigste ist aber, das Kostüm so zu machen, dass sich der Schauspieler am Ende darin wohlfühlt», erklärt Brodbeck.
Für Brodbeck ist es das erste Mal, dass sie an einer Theaterproduktion mitwirkt, was jedoch nicht bedeutet, dass sie ihr Handwerk nicht kennt. Bis 2019 führte sie einen Stoffladen in Läufelfingen und fertigte nebenbei auch Fasnachtskostüme an. Auch die anderen Mitglieder aus Brodbecks Team sind von Beruf keine Schneiderinnen, bringen jedoch alle viel Erfahrung und Können mit.
Bis Brodbeck und ihr Team aber mit den Schneidereiarbeiten beginnen können, dauert es noch eine Weile. Laut Zeitplan wird erst Mitte Februar mit den Arbeiten an den Kostümen begonnen. Denn bis dahin müssen noch einige Kleider gesammelt werden. Und so wächst die Kostümgarderobe im «Silo 12» stetig weiter an.
Team ist noch nicht komplett
bm. Noch ist das Team von Susanne Brodbeck nicht komplett: Die Theaterproduktion «Hauenstein» sucht noch weitere Schneiderinnen und Schneider. Für die Kostüme ist das Ensemble zusätzlich auf der Suche nach alten Tenue-Blau-Kitteln. danny.wehrmueller@bluewin.ch.