Ein ungewöhnliches Hobby
24.12.2021 SportBogenschiessen | Beat Lehmann fertigt Langbögen in Eigenproduktion
Beat Lehmann hat ein besonderes Hobby. Der pensionierte Schreiner ist nicht nur engagiertes Mitglied bei den Baselbieter Bogenschützen, er baut auch die Bögen, die er für seinen Sport ...
Bogenschiessen | Beat Lehmann fertigt Langbögen in Eigenproduktion
Beat Lehmann hat ein besonderes Hobby. Der pensionierte Schreiner ist nicht nur engagiertes Mitglied bei den Baselbieter Bogenschützen, er baut auch die Bögen, die er für seinen Sport braucht, selbst. In seiner Werkstatt gewährt er Einblick in sein besonderes Handwerk.
Benjamin Meier
In der geräumigen Werkstatt von Beat Lehmann in Tenniken ist es kühl. Überall liegt Werkzeug und Holz herum. Besonders ins Auge fallen einem jedoch die Dutzende von Bögen, die an den Wänden hängen. Darunter sind nicht nur Sportbögen, die in den USA und Asien hergestellt worden sind, sondern auch hölzerne Langbögen, die Beat Lehmann selbst gebaut hat. Schon bald wird die Bogensammlung um ein Stück erweitert, denn auf der Werkbank ist ein längliches Stück Holz eingespannt, bei dem man bereits die Form eines Bogens erkennen kann. Doch bis damit geschossen werden kann, braucht es noch viel Präzisionsarbeit von Beat Lehmann, der den «Rohling» mit einem Ziehmesser behutsam bearbeitet.
Zum Bogenschiessen und zu den Baselbieter Bogenschützen ist Lehmann zufällig gekommen. Ursprünglich spielte Lehmann Badminton, doch nach einer Knieverletzung konnte er den Sport nicht mehr weiter ausüben. Über einen Arbeitskollegen wurde der damals 28-Jährige auf das Bogenschiessen aufmerksam und später auf die Baselbieter Bogenschützen aufmerksam.
100 Prozent Handarbeit
Als er dem Verein 1982 beitrat, hatte dieser nur sieben Mitglieder. In den folgenden Jahren half Lehmann mit, den Verein aufzubauen und liess sich sogar beim Verband der Schweizer Bogenschützen zum Trainer ausbilden. Nicht einmal ein künstliches Schultergelenk konnte den begeisterten Bogenschützen dazu bringen, mit dem Sport aufzuhören. Zwar konnte Lehmann fortan nicht mehr mit den modernen Recurve- und Compound-Sportbögen schiessen, weil er als Schütze dort beim Aufziehen grosse Kraft aufwenden muss, dafür gelang ihm aber das Schiessen mit Langbögen einwandfrei. Als Folge wollte er aber nicht nur mit Langbögen schiessen, sondern diese auch selber bauen. 2018 erlernte er schliesslich das spezielle Handwerk des Bogenbaus.
Lehmanns Bögen sind zu 100 Prozent handgefertigt. Keine Maschinen, nur einfache Werkzeuge wie Säge, Feile oder Hobel verwendet er. Auch bei der Wahl des Holzes orientiert sich der ehemalige Möbelschreiner an den mittelalterlichen Langbögen, für die vor allem Eibenholz verwendet wurde. Das Holz muss zusätzlich noch extrem stabil sein und eine Belastung von bis zu 50 Pfund Zugkraft aushalten. Die Bögen werden jeweils aus einem einzigen Stück Holz gefertigt, das durch sachtes Sägen und Schleifen in die gewünschte Form gebracht wird. «Damit das Werk gelingt, muss sich der Erbauer Zeit lassen und darf nichts überstürzen», erklärt der Bogenbauer.
Während des Fertigungsprozesses ist es wichtig, stets die Spannung und die Belastung des Bogens zu prüfen. Bei diesen «Härtetests» wird der Bogen mit einem Flaschenzug aufgespannt. So kann nicht nur seine Zugkraft gemessen werden, Lehmann kann dadurch auch überprüfen, ob die Wurfarme des Bogens gleich geformt sind. Ist dies nicht der Fall, droht der Bogen unter der Spannung zu zerbrechen. Die Fertigung eines Bogens erfordert daher viel Präzision, ein gutes Gespür und natürlich viel Zeit. Seine fertigen Bögen verkauft Lehmann jedoch nicht, er nutzt sie in erster Linie selbst zum Schiessen.
Attrappen-Jagd im Wald
Die Langbögen von Beat Lehmann unterscheiden sich grundlegend von den Sportbögen, mit denen Bogenschützen heute schiessen. Denn hier wird nicht mithilfe eines Visiers gezielt, sondern rein mit dem Instinkt des Schützen. Geschossen wird damit auch nicht auf herkömmliche Zielscheiben, sondern auf Tierattrappen aus Kunststoff. Im Wald unweit von Lehmanns Werkstatt verfügen die Baselbieter Bogenschützen über einen ganzen privaten Parcours mit solchen Attrappen. Die Bogenschützen können so ganz ohne Blutvergiessen die Jagd auf Hirsche, Wildschweine und allerlei andere Wildtiere simulieren.
Bis Lehmann mit dem Bogen, an dem er zurzeit in seiner Werkstatt arbeitet, eine Wildschweinattrappe erlegen kann, dauert es noch eine Weile. Aber bis dahin feilt und schleift er fleissig weiter.
Bogenschiessen – ein Nischensport
bm. Der Verein Baselbieter Bogenschützen wurde 1980 gegründet. Im Laufe der Zeit wuchs er von einem kleinen Klub begeisterter Bogenschützen zu einem Verein mit mehr als 70 Mitgliedern. Vergangenen Sommer sollte sein 40-jähriges Bestehen gefeiert werden, doch die Pandemie machte dem Jubiläum einen Strich durch die Rechnung. Dennoch scheint Corona den Baselbieter Bogenschützen nicht zu schaden. Im Gegenteil, der Verein hat so viele Anmeldungen für seinen Grundkurs erhalten wie nie zuvor.