Otto Graf

Im Saal des Hotels Hofmatt in Münchenstein hat sich der Verein Graue Panther Nordwestschweiz am Montag mit dem Thema «Baselbieter Alterspolitik in Bewegung» befasst. Regierungspräsident Thomas Weber, Vorsteher der Volkswirtschaftsund Gesundheitsdirektion, erinnerte daran, dass es mit dem Umsetzen des Altersbetreuungs- und Pflegegesetzes hapere. Insbesondere seien mehrere der Versorgungsregionen auf den 1. Januar 2022 noch nicht startbereit. Weber führt dies auf die unterschiedlichen Befindlichkeiten in den einzelnen Gemeinden zurück.

Zudem warf er einen Blick auf die demagogische Entwicklung in der Region. Die Bevölkerung werde immer älter. Folglich steige die Pflegebedürftigkeit mit dem höheren Lebensalter an. Die Mehrfachund die Demenzerkrankungen, hob der Gesundheitsdirektor hervor, würden eine grosse Herausforderung darstellen. Die Zahl der Neueintritte in die Heime sei seit Jahren rückläufig, was im direkten Zusammenhang mit dem enormen Ausbau der Spitex-Dienstleistungen stehe.

Das Gesetz, so Weber, verpflichte die Gemeinden, innerhalb ihrer Versorgungsregion ein Versorgungskonzept zu erarbeiten mit Angeboten im ambulanten, intermediären und stationären Bereich. Weiter seien mit den Leistungserbringern Leistungsvereinbarungen abzuschliessen. Während im unteren Kantonsteil bereits eine Region operativ tätig ist, ist andernorts die Umsetzung «immer noch in Arbeit».

Wo noch Pendenzen bestehen, komme wahrscheinlich die Übergangsregelung zum Zug, kündigte Weber an. Das heisst, die Leistungsvereinbarung wird auf Stufe Gemeinde auf eine Dauer von drei Jahren abgeschlossen. Bezüglich Bedarfsplanung arbeiten der Kanton und die Versorgungsregionen eng zusammen. Auch die Liste der Pflegeheime wird gemeinsam erstellt und gegebenenfalls überarbeitet. Zudem fördert der Kanton innovative Projekte zum betreuten Wohnen und zum Aufbau einer integrierten Versorgung mit 2 Millionen Franken.

Direktbetroffene einbeziehen
Zuvor setzte sich Gabriela Marty, Leiterin Abteilung Alter auf dem kantonalen Amt für Gesundheit, mit dem im Jahr 2012 erarbeiteten und seither verschiedentlich angepassten Altersleitbild «Älter werden gemeinsam gestalten» auseinander. Die Kernthesen seien nach wie vor gültig. Aber es seien neue Elemente, etwa die Digitalisierung oder Informationstechnologien, dazugekommen, stellte Marty fest. «Wir direkt Betroffenen», damit meinte sie die ältere Generation, «müssen in die Planung miteinbezogen werden.» An kommenden Workshops der «Grauen Panther» mit Gemeinden, Kirchen und weiteren Playern soll unter anderem die Psychiatrie im Alter zur Sprache kommen. Ebenso sollen die Ergebnisse eines Fragebogens analysiert und die Schlussfolgerungen daraus ins Leitbild integriert werden.

Regula Meschberger,Vorstandsmitglied der Versorgungsregion Rheintal, bestätigte, dass es in der Praxis schwierig ist, beim Erarbeiten eines gemeinsamen Leistungsauftrags für die sechs Alters- und Pflegeheime der Region Rheintal auf den gleichen Nenner zu kommen. Besser sehe es bei den in den grösseren Gemeinden geplanten Informations- und Beratungsstellen aus. «Es müssen nicht alle alles machen müssen», forderte die Referentin, die ausserdem den Verband Basellandschaftlicher Gemeinden präsidiert. Sie machte sich dafür stark, die Versorgungsregionen als Zweckverband mit eigener Rechtspersönlichkeit zu führen.

In der Podiumsdiskussion, geleitet von Barbara Fischer und Co-Präsident Hanspeter Meier, kam deutlich zum Ausdruck, dass sich die Gemeinden mit dem Umsetzen der neuen Aufgaben recht schwer tun. Abschliessend sprach Meier Klartext: «Einmal mehr werden unsere Bedürfnisse nur ungenügend berücksichtigt. Hier muss sich einiges ändern.»

Was wollen die «Grauen Panther»?

og. Der Verein Graue Panther Nordwestschweiz wurde im Jahr 1988 gegründet und umfasst geografisch die Kantone Baselland und Basel-Stadt, die Bezirke Laufenburg und Rheinfelden im Kanton Aargau sowie die Bezirke Dorneck und Thierstein im Kanton Solothurn.
Der Verein bezweckt insbesondere, die Würde und Interessen der älteren Menschen zu wahren und deren Lebensqualität und Autonomie zu fördern sowie die Mitsprache der älteren Generationen in der Gesellschaft und zwischen den Generationen zu fördern. Mitglied des Vereins kann werden, wer volljährig ist. Ein graues Haupt ist nicht Voraussetzung, obwohl viele Mitglieder eine Haarpracht tragen, die in diese Richtung geht.

«Graue Panther» zeigen die Krallen

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