«boxopera» zeigt «Otello» in der Oberen Fabrik
vs. Das Motto «Raus aus der Box» ist bei «boxopera» Programm und bringt Musiktheater raus aus dem klassischen Opernhaus der Grossstädte an kleinere Veranstaltungsorte. So auch morgen ...
«boxopera» zeigt «Otello» in der Oberen Fabrik
vs. Das Motto «Raus aus der Box» ist bei «boxopera» Programm und bringt Musiktheater raus aus dem klassischen Opernhaus der Grossstädte an kleinere Veranstaltungsorte. So auch morgen Freitag, 29. Oktober, nach Sissach. Dabei verzichtet das Team rund um den künstlerischen Leiter Peter Bernhard und den Regisseur Stefan Saborowski nicht nur auf das Orchester und den Chor, sondern wagt ausgeklügelte inhaltliche Anpassungen, die den traditionellen Sehgewohnheiten eine aussergewöhnlich frische Note verleihen.
Wie ein solch lustvolles Experimentieren aussehen kann, erfährt das Publikum bei der Produktion «Otello – Liebe, Intrige, Mord», bei der das Werk «Othello» aus Shakespeares Feder mit der Verdi-Oper «Otello» verbunden wird. «boxopera» legt den Fokus auf die letzten fünf Minuten von Otellos Leben – nach dem Mord an Desdemona und vor seinem Suizid. Dabei schwebt Otello zwischen Traum und Realität, zwischen Wahnvorstellung und Besessenheit, zwischen Eigenwahrnehmung und Reflexion hin und her.
In der Bearbeitung als «Kammerspiel» ist dies für den Zuschauer besser nachvollziehbar als auf einer grossen Bühne, wo die Stimmungsschwankungen der Protagonisten nur sehr rudimentär zu erkennen sind. Bei dieser Reduktion auf das Maximum sind auch lediglich die Hauptfiguren Otello, Desdemona, Jago und Emilia auf der Bühne, begleitet von einem Pianisten. Zusätzlich gibt ein Schauspieler durch Shakespeares Originaltexte aus dem Drama «Othello» ein zweites «Ich», eine Art Schattenfigur, welche die fast manische und schizophren anmutende Persönlichkeit des Protagonisten in aller Deutlichkeit herausschälen lässt. Gesungen wird italienisch, gesprochen deutsch.
Zu guter Letzt vermag die experimentelle Bearbeitung auch aufzuzeigen, dass die beiden Meisterwerke nichts an Aktualität und Brisanz eingebüsst haben, bewegen doch Intrige, Rassismus und häusliche Gewalt die Gesellschaft bis heute.
«Otello – Liebe, Intrige, Mord» Freitag, 29. Oktober, 20 Uhr (Türöffnung 19 Uhr) Obere Fabrik, Gerbegässlin 1, Sissach. Vorverkauf unter eventfrog.ch und bei der «Volksstimme».