Oberbaselbieter Gemeinden im Mittelfeld
21.10.2021 Gemeinden, GesellschaftGemeinderating gibt interessanten Überblick
Das nationale Gemeinderating der «Handelszeitung» gibt auch einen interessanten Überblick über die Attraktivität der Baselbieter Gemeinden. Spitzenreiter ist Binningen auf Rang 42, die Oberbaselbieter Gemeinden bewegen sich im Mittelfeld der ...
Gemeinderating gibt interessanten Überblick
Das nationale Gemeinderating der «Handelszeitung» gibt auch einen interessanten Überblick über die Attraktivität der Baselbieter Gemeinden. Spitzenreiter ist Binningen auf Rang 42, die Oberbaselbieter Gemeinden bewegen sich im Mittelfeld der rund 900 einbezogenen Orte.
André Frauchiger
Das diesjährige Gemeinderating der «Handelszeitung», bei dem landesweit 936 meist grössere Gemeinden einbezogen wurden, enthält für das Baselbiet grundsätzlich keine grossen Überraschungen. Kriterien für das Gemeinderanking sind im Wesentlichen die Wohnqualität, die Anzahl der Arbeitsplätze, die Infrastrukturen, die Verkehrsverbindungen, die Steuerlast, die Sicherheit und die Ökologie. Dass die Gemeinde Binningen auf Rang 42 Baselbieter Spitzenreiter ist, vermag nicht zu überraschen, schneidet die Gemeinde doch bei allen Kriterien ausgezeichnet ab. Die besondere Nähe zur städtischen Infrastruktur nicht nur im Verkehrsbereich, die schönen Wohnlagen und das vergleichsweise sehr interessante Steuerniveau sind grosse Vorteile im Vergleich zu anderen Gemeinden.
Überraschender ist das zweitplatzierte Biel-Benken auf Rang 49. Besonders erfreut über das Abschneiden der beiden erstplazierten Gemeinden zeigt sich Caroline Rietschi. Denn sie ist beruflich Gemeindeverwalterin von Biel-Benken und gleichzeitig Gemeinderätin in Binningen. Beide Gemeinden böten viel Wohn- und Lebensqualität. Dass die Verkehrsinfrastrukturen in Stadtnähe, also in Binningen, besser seien als in einer ländlichen Gemeinde wie Biel-Benken, liege auf der Hand.
Stabiles Oberbaselbiet
Trotzdem liegt Biel-Benken nur gerade 6 Punkte hinter der grossen Agglomerationsgemeinde Binningen. Für Gemeindeverwalterin Rietschi ist klar: «Das Dorf liegt sehr schön, man fühlt sich aufgehoben.» Es gebe attraktive Schulen und Sportanlagen, schöne Einfamilienhaus-Quartiere, Reben und vergleichsweise niedrige Steuern. Dass Biel-Benken wohlhabend sei, liege vor diesem Hintergrund auf der Hand.
Die Resultate der Oberbaselbieter Gemeinden, die sich im Mittelfeld der berücksichtigten Gemeinden befinden, können sich auch sehen lassen. Itingen führt im Oberbaselbiet das Feld mit dem 304. Rang an, gefolgt von Sissach im 398., Lausen im 430. und Bubendorf im 434. Rang. Oberdorf ist im 549., Ormalingen im 604., Gelterkinden im 636., Zunzgen im 737. und Hölstein im 776. Rang.
Für den Itinger Gemeindeverwalter Reto Lauber ist die Rangierung für sein Dorf «nachvollziehbar». Itingen habe eine ideale Wohnlage, sei vom Durchgangsverkehr entlastet und habe trotzdem einen sehr guten Anschluss an die Autobahn. Gute Schulen, ein intensiver Wohnungsbau und gut erhaltene sowie neue Infrastrukturen vervollständigten das Bild. Die Steuern seien zwar nicht niedrig, aber immer noch massvoll und im untersten Drittel des kantonalen Gefälles angesiedelt. Itingen sei auf jeden Fall gut gerüstet für die Zukunft.
Andrea Heger, Gemeindepräsidentin von Hölstein, kann sich keinen Reim darauf machen, weshalb ihre Gemeinde am Schluss der berücksichtigten Oberbaselbieter Orte platziert ist. Generell weist sie darauf hin, dass die Gemeinden im Waldenburgertal vergleichsweise recht hohe Steuern verlangen. Die Einkaufsinfrastruktur ist ihrer Ansicht nach in Hölstein mit zwei Läden und einer Bäckerei aber nicht als schlecht zu bewerten, wie dies im Rating dargestellt werde. Mit der Waldenburgerbahn sei der Anschluss nach Liestal gut und sicher besser als mit einem Busbetrieb. Erfreulich sei, dass die Gemeinde beim Thema «Sicherheit» sehr gut dastehe.
Problem Steuern
Der Sissacher Gemeindepräsident Peter Buser zeigt sich darüber erfreut, dass sich das Oberbaselbiet im «guten Mittelfeld» des Gemeinderankings bewegt. Dies sei eine gute Position. Dass Sissach im Oberbaselbiet auf den zweiten Platz komme, beweise, dass die Gemeinde trotz ihrer beachtlichen Grösse für die Menschen als Wohnort attraktiv sei. «Die Lebensqualität ist gut», meint Buser. Es sei Sissach gelungen, seinen Dorfcharakter zu bewahren. Die Steuern seien im Oberbaselbiet nun mal beachtlich. Und: «Leider haben wir weder einen See noch Berge.»
Verena Schürmann, Gemeindepräsidentin von Ormalingen, kann sich im ersten Augenblick nicht erklären, weshalb ihre Gemeinde beim Ranking unter den Baselbieter Gemeinden die Viertletzte sein soll. Die Wohnqualität sei gut, ebenso der Anschluss mit dem öffentlichen Verkehr, denn es gebe im Viertelstundentakt eine Postauto-Verbindung vor allem nach Gelterkinden. Auch das neue Schulhaus und die moderne Schulsportanlage seien sehr attraktiv. Ein Indiz dafür, dass Ormalingen als Wohnort begehrt sei, zeige sich darin, dass fast keine Einfamilienhäuser zu kaufen seien. Ideal seien auch die Bevölkerungsstruktur, die Arbeitsplätze in der Gemeinde, die Sicherheit und die ökologischen Verhältnisse. Nach Prüfung der Ranking-Kriterien stellt sie nur ein Manko fest: Die Versorgung mit nur drei Läden im Dorf, inklusive Bäckerei. Dieser Sachverhalt sei aber einfach zu begründen: In nur fünf Fahr-Minuten stünden die grossen Einkaufsläden von Gelterkinden zur Verfügung.