Dem Gras beim Wachsen zusehen
28.10.2021 RatgeberGartentipp | Der Sinn der Pflanzendecke
Der deutsche Staudengärtner und Gartenphilosoph Karl Förster sagte einst: «Gräser sind das Haar der Mutter Erde.» Das Gras dient der Artenvielfalt.
Meret Franke
Wenn wir von Gras ...
Gartentipp | Der Sinn der Pflanzendecke
Der deutsche Staudengärtner und Gartenphilosoph Karl Förster sagte einst: «Gräser sind das Haar der Mutter Erde.» Das Gras dient der Artenvielfalt.
Meret Franke
Wenn wir von Gras reden, kommt uns wohl zuerst die Pflanzendecke in den Sinn, die den Erdboden bedeckt. Dieses Gras ist die Lebensgrundlage vieler Tiere, insbesondere der Wiederkäuer. Bei uns entsteht Grasland meist nur durch den Einfluss des Menschen und die Nutzung als Wiese oder Weide. Ansonsten würde das Grasland verbuschen und über kurz oder lang zu Wald werden.
Natürliches Grasland kommt in Mitteleuropa sehr selten vor, zum Beispiel in den Alpen oberhalb der Baumgrenze oder an der Küste als Salzwiese. Natürliches Urgrasland kennt man als Prärie in Nordamerika, als Steppe zwischen Osteuropa und Ostasien, als Savanne in Afrika oder als Tundra in einigen arktischen Regionen. Inspiriert von der Natur und diesen einzigartigen Landschaften lassen wir Gräser auch in unseren Gärten wachsen.
Mit Gräsern wird der Eindruck von Naturnähe geschaffen, denn sie erinnern an einen Spaziergang über die Bergwiese oder durch den wogenden Schilfgürtel rund um einen See. Im Bauerngarten auf dem Land schaffen die Gräser eine Verbindung zur umliegenden Landschaft. Ein Garten mit Zukunft ist der Präriegarten – bestehend aus Gräsern und trockenheitsliebenden Stauden, die mit grosser Hitze und eisigen Wintern ohne Schnee zurechtkommen.
Überhängend bis aufrecht
Die Gestalt der Ziergräser ist vielfältig – es gibt sie von überhängenden bis zu aufrechten Pflanzen, von kleinen, horstigen Bodendeckern bis zu zwei Meter hohen Riesen. Gräser sind weder üppig noch farbig, sondern wirken durch ihre zarten Strukturen und ihre Leichtigkeit. Die Geradlinigkeit ihrer Blätter steht im Kontrast zu den Blattformen der meisten Stauden, was einen wirkungsvollen Kontrast im Staudengarten erzeugt.
Im Herbst haben Gräser ihren grossen Auftritt, wenn sich der Morgentau auf die Blätter legt und die Herbstsonne sie zum Leuchten bringt. Dieser Effekt hält bis in den Winter an. Ob fedrig, filigran oder flaschenbürstig – die verschiedenen Ähren, Rispen und Trauben sind auch vertrocknet, umhüllt von Raureif oder Schnee äusserst attraktiv und prägen den Garten mit ihren Strukturen. Deshalb sollten die Gräser im Herbst auch nicht zurückgeschnitten werden.
Zusammengebunden ist die Pflanze am besten vor eindringendem Wasser geschützt. Geschnitten werden Gräser erst im Frühling, wenn sich die ersten grünen Spitzen der neuen Triebe zeigen. Ansonsten brauchen Gräser kaum Pflege, sie sind wahre Lebenskünstler, erstaunlich robust und pflegeleicht.
Um noch einmal Karl Förster zu zitieren: «Grässlich – ein Garten ohne Gräser.»
Gartenkurse und Beratung:
Meret Franke und Rebecca Pfenninger,
Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft,
Natur und Ernährung, 4450 Sissach,
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