Endlich raus aus der Pandemie

Samira Marti, Nationalrätin SP, Binningen/Ziefen

Ich kann es langsam nicht mehr hören – immer nur Corona, Corona, Corona. Ich bin sicher, auch Ihnen geht es so. Denn die Krisenmüdigkeit der Bevölkerung hat in den vergangenen Wochen zugenommen. Wir alle wünschen uns nach eineinhalb Jahren des Ausnahmezustands die Normalität zurück.

Die gute Botschaft: Es muss nicht mehr lange gehen. Dank der Covid-19-Impfstoffe, die auf Grundlage von jahrzehntelanger, staatlich finanzierter Grundlagenforschung entwickelt wurden, gibt es für uns einen schnellen Ausweg aus dieser Jahrhundertkrise. Das ist alles andere als selbstverständlich. 80 Prozent der 4 Milliarden Impfdosen wurden in den reichsten Ländern verimpft, während der globale Süden auf Impfspenden der Industriestaaten hoffen muss. Das muss sich dringend ändern. Die SP fordert deshalb die Aufhebung der Impfpatente.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Sich deswegen nicht impfen zu lassen, ist nicht solidarisch, sondern ignorant. Wer möchte, dass sich die Schweiz stärker international engagiert, sollte heute noch einen Impftermin beim Hausarzt verabreden. Nur so verhindern wir gefährliche Virus-Mutationen, die eine Verlängerung der Pandemie bewirken.

Übrigens treffen Impfboykotte neben dem globalen Süden vor allem das Gesundheitspersonal in der Schweiz, die Kinder und die Kranken, die besonders auf eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung angewiesen sind. Für sie alle stimme ich am 28. November zwei Mal Ja: Zur Pflegeinitiative und zum Covid-Gesetz.

Denn während wir krisenmüde sind, können sich die Pflegefachpersonen solche Wehleiden schlicht nicht leisten. Sie befinden sich aufgrund von unzähligen Überstunden, überbelegten Intensivstationen und fehlendem Personal seit eineinhalb Jahren in einem Wettkampf gegen die Zeit. Viele von ihnen verlassen den Beruf bereits nach wenigen Jahren. Ein Ja zur Pflegeinitiative verbessert nachhaltig ihre Arbeits- und Ausbildungsbedingungen und sichert damit unsere Gesundheitsversorgung.

Mindestens so wichtig ist dabei das Covid-Gesetz. Erst vor Kurzem haben 60 Prozent der Bevölkerung der Vorlage zugestimmt. Da das Parlament unterdessen gesetzliche Anpassungen vorgenommen hat, haben dieselben Kreise wiederum das Referendum ergriffen.

Was wurde seither geändert? Erstens wurden die Finanzhilfen für die Selbstständigen und für besonders betroffene Unternehmen verlängert und ausgeweitet. Zweitens wurden Erleichterungen des öffentlichen Lebens für geimpfte, genesene und getestete Personen ermöglicht, weil von ihnen eine viel geringere Ansteckungsgefahr ausgeht. Dafür benötigen wir das Covid-Zertifikat, das allen Geimpften, Genesenen und Getesteten sehnlichst vermisste Freiheiten zurückgeben kann.

Fällt das Zertifikat weg und steigen die Fallzahlen wieder an, drohen Ladenschliessungen und abgesagte Veranstaltungen, also ein nächster Lockdown. Darauf habe ich absolut keine Lust, und ich denke, es geht Ihnen gleich. Ich stehe zu den Fakten und zur Wissenschaft, ich mache mir Sorgen um unsere Gesundheitsinstitutionen und ich will endlich raus aus dieser Pandemie. Deshalb stimme ich Ja zum Covid-Gesetz.

In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.