Historische Eisenbahn-Geschichten aus dem oberen Baselbiet (7)
Schwerwiegende Unfälle an bewachten und unbewachten Bahnübergängen waren häufig. Die Bahn tat sich schwer mit möglichen Veränderungen. Erst der Bau von Unterführungen löste diese ...
Historische Eisenbahn-Geschichten aus dem oberen Baselbiet (7)
Schwerwiegende Unfälle an bewachten und unbewachten Bahnübergängen waren häufig. Die Bahn tat sich schwer mit möglichen Veränderungen. Erst der Bau von Unterführungen löste diese Probleme.
Heinz Spinnler
Durch die zahlreichen bewachten, aber auch unbewachten Bahnübergänge in Sissach war die Lage in der Gemeinde besonders angespannt. Der Übergang an der Zunzgerstrasse – beim ehemaligen Polizeiposten – sowie der Ebenrainübergang wurden in den frühen Betriebsjahren der Centralbahn vom Bahnwärter in Itingen bedient. Aus dem Jahr 1887 ist ein Unfall, in dem der Postkurs Eptingen–Sissach betroffen war, dokumentiert.
Die «Volksstimme» berichtete am 27. Mai 1887 über den Vorfall. Als der von Eptingen kommende Postillion Hämmerli den Bahnübergang an der Zunzgerstrasse passierte, liess der Bahnwärter die Barrieren herunter, sodass die eiserne Stange den Postillion auf die Brust traf. Die Pferde blieben stehen, der Wagenführer wurde aber derart verletzt, dass er einige Tage arbeitsunfähig war.
Ein weiterer Vorfall ereignete sich im Januar 1888. Der Knecht des Herrn Buser, Mechaniker in Gelterkinden, fuhr kurz vor 8 Uhr abends mit seinem Einspännerfuhrwerk von Basel her über den Bahnübergang Ebenrain.
Als er auf dem Übergang war, schlossen sich die Barrieren. Die kritische Lage erkennend, sprang der Mann von Wagen, ergriff das Pferd und konnte sich zwischen der Barriere und dem Gleis positionieren, um sich so vor dem von der Station Sissach heranfahrenden Zug zu retten. Der Wagen wurde vollständig zertrümmert, Mann und Pferd blieben unverletzt. Eine Untersuchung ergab allerdings, dass der Betroffene fahrlässig die Barriere selber gehoben und durchgefahren sei und so in die missliche Lage geriet.
Diese Vorfälle lösten eine Diskussion über die Bahnübergänge aus. Vor allem ging es darum, die Sicherung durch Bahnwärter vor Ort zu lösen und nicht die Barrieren von Itingen aus zu bedienen. Die «Volksstimme» schrieb zum Vorfall von 1888 folgenden Kommentar: «Die Bahngesellschaft will ‹mit z’Tüfels Gwalt› jetzt einmal nur einen Bahnwärter anstellen für die beiden sehr stark frequentierten Übergänge beim Ebenrain und beim Zunzgersträsschen. Es wird ihr jedoch nichts anderes übrig bleiben, als an beide Orte Bahnwärter zu platzieren, wenn weiteres Unglück verhütet werden soll.»
Eine Entschärfung der Situation brachte 1899 der Umbau des Bahnareals in Sissach, als für die Zunzgerstrasse eine Unterführung gebaut wurde. Der Bahnübergang Ebenrain wurde von einem Bahnwärter bedient, dieser Übergang wurde erst 1968 aufgehoben.
Quellen: Staatsarchiv Baselland, Archiv «Volksstimme»