ZOOLOGISCH
30.09.2021 RatgeberBüffelzikade
Die Büffelzikade (Stictocephala bisonia) ist ein sehr gut getarntes und gepanzertes Insekt. Entdeckt habe ich sie zufällig in meinem Garten, als ich den Pflanzen Wasser gab: Grüne Objekte flogen weg, als der Sprühregen die Blätter ...
Büffelzikade
Die Büffelzikade (Stictocephala bisonia) ist ein sehr gut getarntes und gepanzertes Insekt. Entdeckt habe ich sie zufällig in meinem Garten, als ich den Pflanzen Wasser gab: Grüne Objekte flogen weg, als der Sprühregen die Blätter netzte. Nur durch genaues Verfolgen der Tiere konnte ich deren neue Standorte finden. Das Aussehen der Tiere ist so typisch, dass sie auch von Laien sofort erkannt werden – vorausgesetzt, man findet sie. Die Grundfarbe der Zikade ist nämlich mehrheitlich «Blattgrün». Und damit sieht man sie nur, wenn sie beispielsweise auf einem dürren Ästchen sitzt.
Ihren Namen hat die Büffelzikade vom stark nach oben gewölbten Halsschild mit den zwei seitlichen, hornartigen Auswüchsen. Auch nach hinten gibt es einen verlängerten Dorn. Der grüne Buckel ist mit gelben Tupfen dekoriert. Gut sichtbar sind die dunklen, kugeligen Komplexaugen. Bei genauer Betrachtung sieht man die durchsichtigen Vorderflügel. Die Zikaden fliegen mit ihnen behände weg. Die grösseren Weibchen können bis zu einem Zentimeter lang werden.
Wie der Gewächshaustausendfüssler in meiner vergangenen Kolumne ist auch die Büffelzikade keine einheimische Art. Im Jahr 1912 kam sie zusammen mit Obstbäumen oder Pfropfreisern nach Ungarn – diesmal nicht aus Asien, sondern aus Amerika. 1938 wurde sie im Wallis und 1966 am IsteinerKlotz im nahen badischen Hügelland beobachtet. Heutzutage ist sie in Europa mit Ausnahme des Nordens weit verbreitet.
Die Büffelzikade gehört zu den Zikaden, aber sie kann ähnlich wie unsere Schaumzikade («Guggerspeuz») nicht singen. Sie lebt in verschiedenartigen, meist wärmebegünstigten und vom Menschen geschaffenen Lebensräumen. Die Weibchen legen ihre Eier nach der Paarung in selbst geritzte, halbmondförmige Schlitze in die Rinde von wenig hohen Rosengewächsen, wie zum Beispiel Brombeeren, Himbeeren oder jungen Obstbäumen ab. Die Pakete aus jeweils fünf bis zwölf Eiern überwintern geschützt in der Rinde. Erst im Frühjahr schlüpfen aus den Eiern die «kauzig» aussehenden Nymphen. Sie lassen sich unverzüglich in die Vegetation fallen, damit sie besser vor Feinden geschützt sind und geeignete Futterpflanzen (zum Beispiel verschiedene Schmetterlingsblütengewächse) finden. Nach viel «Saugen» und sich Häuten und damit Wachsen erreichen sie ab Juli die geschlechtsreife Lebensform, die Imago.
In Südosteuropa treten mit Zunahme der Populationen Schäden durch die Saugund Eiablagetätigkeit der Zikaden in Obstund Rebenkulturen auf. Die Zikaden saugen den Zuckersaft aus der Rinde der Pflanzen und «stehlen» ihnen dadurch wertvolle Zuckersäfte, die für die Wurzeln bestimmt wären. Wesentlich unangenehmer ist für die Wirtspflanzen, dass an den Saug- oder Eiablagestellen Krankheitserreger, insbesondere verschiedene Fäulnispilze, eindringen können. Diese können die Pflanzen so schädigen, dass ganze Triebe absterben. Für Obst- und Rebbauern ist es tröstlich, dass mittlerweile auch ein Parasit der Büffelzikade eingeschleppt wurde und ihre Populationen gezielt schädigt.
Daniel Zwygart ist Biologe. Er unterrichtete während vieler Jahre am Gymnasium Liestal.