Eine Saison für Geimpfte
10.09.2021 SportCorona und Sport | Trainings gibt es ohne, Spiele nur mit Zertifikat
Am Wochenende beginnen die hiesigen Meisterschaften in den Hallensportarten Unihockey und Handball. Die ersten Liga-Spiele dürften für längere Zeit die letzten ohne Zertifikatspflicht sein. Der ...
Corona und Sport | Trainings gibt es ohne, Spiele nur mit Zertifikat
Am Wochenende beginnen die hiesigen Meisterschaften in den Hallensportarten Unihockey und Handball. Die ersten Liga-Spiele dürften für längere Zeit die letzten ohne Zertifikatspflicht sein. Der Trainingsbetrieb läuft indes normal weiter.
Sebastian Wirz
Ab Montag gilt in der Schweiz ein neues Corona-Regime, das auch Auswirkungen auf den Sport hat: Nicht nur, wer im Fitnesscenter schwitzen oder im Hallenbad schwimmen will, muss über ein Covid-Zertifikat verfügen, das belegt, dass man geimpft, genesen oder getestet ist. Auch der Meisterschaftsbetrieb der Indoor-Sportarten ist von der Zertifikatspflicht betroffen. Zu Meisterschaftsspielen in Hallensportarten können nur noch Personen auflaufen, die zertifiziert sind. Für Sportarten im Freien gelten keine neuen Auflagen.
Bei allem Widerstand, der sich bei diesem Thema vielerorts und teilweise heftig regt, dürften viele Breitensportlerinnen und -sportler über die neue Regelung nicht allzu unglücklich sein. Schliesslich gehen die Einschränkungen deutlich weniger weit als noch im Frühling 2020 und wieder zum Ende desselben Jahrs. Trainings in Hallen wurden damals ganz verboten und dann mit ändernden, mehr und wieder weniger drastischen Gruppenbegrenzungen und Distanzregeln zugelassen.
Dieses Mal ist der Trainingsbetrieb kaum betroffen: Für Gruppen mit maximal 30 Personen, womit wohl alle gängigen Hallensportarten abgedeckt sein dürften, die regelmässig zusammen in der Halle stehen, sind Trainings ohne Zertifikat erlaubt. Ein solches muss also erst bei Trainings- oder Wettbewerbsspielen angewendet werden, wenn Gruppen aufeinandertreffen, die sonst nicht gemeinsam trainieren. Dass dies in der Meisterschaft zutrifft, liegt auf der Hand.
«War noch kein Thema»
Im Unihockey und Handball kommt dieser Entscheid zu einem interessanten Zeitpunkt: Viele hiesige Teams treten genau dieses Wochenende zu den ersten Wettbewerbsspielen der neuen Saison an. Sie werden somit ein Spiel ohne Zertifikat absolvieren können, danach müssen jeder Spieler, jede Trainerin, jeder Schiedsrichter, jede Funktionärin und alle Zuschauer eines vorweisen können.
Eine Umfrage bei Vereinen aus der Region zeigt, dass das neue Regime für viele etwas überraschend kommt. «Bisher war das bei uns kein Thema», sagt etwa Stephan Trippmacher. Der Trainer startet mit den Handballern des TV Sissach morgen Abend (18.45 Uhr, Sporthalle Tannenbrunn) zu Hause gegen den TV Brittnau in die 3.-Liga-Saison. «In unserer Mannschaft sind wohl etwa 50 Prozent geimpft.» Für das zweite Spiel am 25. September sind das keine rosigen Aussichten: «Ich gehe davon aus, dass ich beim ersten Match mit Zertifikat zu wenige Spieler haben werde. Aber das wird erst eine genauere Umfrage zeigen.»
Wer nicht geimpft oder genesen ist, müsste sich vor einem Match testen und so zertifizieren lassen. Im September geschieht dies noch auf Kosten des Bundes, ab Oktober müssen die Sporttreibenden den Test selber berappen. Bei den Sissacher 3.-Liga-Handballerinnen, die morgen nach den Männern (20.15 Uhr) auflaufen, sei die Impfung und die Zertifikatspflicht kein Thema gewesen, wie Vorstandsmitglied Michelle Bürgin sagt. «Aber mit einer Ausnahme sind alle Spielerinnen geimpft, und wir können somit auch unter diesen Umständen ein Team stellen.» Mit Interesse blickt sie in Richtung Verband: «Was passiert, wenn Teams nicht antreten können? Was, wenn Spiele verschoben werden?» Tatsächlich liegt es im Bereich des Möglichen, dass Vereine in den ersten Wochen nach Einführung der Zertifikatspflicht Matches verschieben wollen, um Zeit für die Impfung zu gewinnen.
Wer hält das Straf-Türchen auf?
Den Waldenburger Unihockeyanern steht ein intensives Wochenende bevor. Die Erstligisten stehen in der Liga und im Cup gleich doppelt im Einsatz (siehe «Volksstimme» von gestern). Forfait-Niederlagen wegen zu wenig zertifizierter Spieler dürfte es gemäss Trainer Daniel Fluri danach, also wenn ein Zertifikat gefordert wird, nicht geben: «Wir haben das nicht thematisiert, aber ich glaube, rund 15 von 20 Spielern sind geimpft.» Genau wisse es der Staff noch nicht, «aber das müssen wir nun zwingend in Erfahrung bringen, um uns zu organisieren. Wir werden einen Weg finden müssen, dass sich die Nichtgeimpften jeweils zur richtigen Zeit testen lassen können. Was ab Oktober geschieht, wenn die Tests bezahlt werden müssen, weiss ich nicht.»
Ähnlich klingt es beim EHC Zunzgen-Sissach, der die Zertifikatspflicht bereits für sein Vorbereitungsturnier diskutiert hatte, dann aber nicht umsetzte: «Rund drei Viertel der ersten Mannschaft dürften geimpft sein», sagt Sportchef und Stürmer Remo Hunziker, «aber im Detail diskutiert haben wir die Situation noch nicht.» Bis zum Saisonstart am 8. Oktober ist zwar noch etwas Zeit, für beide Dosen dürfte es den Ungeimpften aber nicht reichen. «Wir müssen das besprechen», sagt Hunziker. Eine Mannschaft wird ZS auch mit der Zertifikatspflicht stellen können. Herausforderungen sieht Hunziker aber bei den Funktionärinnen und Funktionären: «Wir brauchen am Mikrofon, für die Zeitmessung oder am Türchen der Strafbank immer Helferinnen und Helfer. Hier habe ich noch keinen Überblick, wie es mit den Zertifikaten aussieht.»