Lesetipp | «Schicksal» von Zeruya Shalev
Hochbetagt stirbt der Hirnforscher Meno Rubin in Tel Aviv. Auf dem Totenbett spricht er zärtlich von einer Frau namens Rachel. Tochter Atara weiss von einer ersten Ehe, die aber in der Familie ein Tabu war und ...
Lesetipp | «Schicksal» von Zeruya Shalev
Hochbetagt stirbt der Hirnforscher Meno Rubin in Tel Aviv. Auf dem Totenbett spricht er zärtlich von einer Frau namens Rachel. Tochter Atara weiss von einer ersten Ehe, die aber in der Familie ein Tabu war und über deren Hintergründe im Elternhaus nie gesprochen werden durfte.
Angelika Breig-Dehning
Atara ist zum zweiten Mal verheiratet, mit ihrer grossen Liebe Alex. Doch Alex scheint sich immer weiter von ihr zu entfernen. Noch grössere Sorgen macht ihr der gemeinsame Sohn, ein Elitesoldat, der nach dem letzten Einsatz kaum mehr das Haus verlässt. Vielleicht um ihre Familie besser zu verstehen, vielleicht um ihr zu entkommen, sucht Atara Rachel auf, die erste Frau ihres Vaters, das grosse Tabu in Ataras Kindheit. Rachel scheint die Vergangenheit zu verkörpern.
Die Geschichte von Rachel und Meno ist nämlich nicht nur die einer grossen Liebe, sondern auch die einer gemeinsamen terroristischen Vergangenheit. Rachel und Meno kämpften in den 1940er-Jahren gegen die britische Besatzung und für einen israelischen Staat. Die Begegnung der beiden Frauen endet mit einer Katastrophe in der Gegenwart.
«Schicksal» ist ein Roman, der immer wieder auf die aktuellen Krisen in Israel verweist, auf den Alltag der Menschen in einem permanenten Konfliktgebiet. Zeruya Shalevs neues Buch überzeugt. Ein starker Roman über Familie, Liebe, Schuld und Geschichte. Absolut empfehlenswert.
Zeruya Shalev: «Schicksal». Angelika Breig-Dehning, Bibliothekarin SAB, Gemeindeund Schulbibliothek Gelterkinden, Sissacherstrasse 20, 061 981 43 81, bibliothek@gelterkinden.ch