«Geschwungen, gefeiert und genossen»
07.09.2021 Sport
Severin Furter
787 Stunden und 36 Minuten oder etwas mehr als vier Wochen. So viel – oder eben wenig – Zeit hatten OK-Präsident Martin Wüthrich und seine Kolleginnen sowie Kollegen, um das diesjährige Nordwestschweizer Schwingfest in Zunzgen zu ...
Severin Furter
787 Stunden und 36 Minuten oder etwas mehr als vier Wochen. So viel – oder eben wenig – Zeit hatten OK-Präsident Martin Wüthrich und seine Kolleginnen sowie Kollegen, um das diesjährige Nordwestschweizer Schwingfest in Zunzgen zu organisieren. Diese eindrückliche Zahl präsentierte der sichtlich zufriedene OK-Präsident am offiziellen Festakt des NWS-Schwingfestes am vergangenen Samstagnachmittag gleich selber: «Ich bin stolz darauf, ist uns dieser Kraftakt gelungen.» Dies, nachdem das eigentlich geplante «Nordwestschweizerische» in Lausen abgesagt wurde und ein Ad-hoc-OK in Zunzgen in die Bresche sprang.
Doch lange vor dem offiziellen Festakt, dem auch die Baselbieter Ständerätin Maya Graf beiwohnte, zeigte sich, dass sich die Arbeit Wüthrichs und seines Teams ausbezahlt hatte. 99 Schwinger traten um 8 Uhr zum ersten Gang an – in einer stimmungsvoll hergerichteten Arena und bei schönstem Spätsommerwetter. Rund 2000 Zuschauende fanden im Verlauf des Tages nach Zunzgen und erlebten dabei alles, was zu einem Schwingfest gehört.
Zwar fiel das «Nordwestschweizerische» kleiner aus als in vergangenen Jahren, das Fest in Zunzgen war einem Teilverbandsfest aber mehr als würdig. Dafür sorgte nicht nur die Präsenz des Schweizer Fernsehens, das die sechs Gänge dank eines Livestreams im Internet für Interessierte in der ganzen Schweiz zugänglich machte. Dafür sorgte auch nicht nur der traditionelle Gabentempel mit drei Lebendpreisen – einem Rind, einem Fohlen und einem «Muni» –, 73 Naturalgaben sowie rund 30 Geldpreisen.
Die Organisatoren hatten es trotz der kurzen Vorbereitungszeit geschafft, auch für die Besuchenden einen passenden Rahmen zu schaffen. Während am frühen Morgen die Ländlermusik noch aus dem Lautsprecher ertönte, spielte später am Tag eine Kleinformation mit Schwyzerörgeli und Kontrabass am Rande der drei Sägemehlringe auf. Aber auch eine Gruppe mit Alphornbläserinnen und -bläsern sowie der Musikverein Zunzgen – unter anderem mit dem Baselbieter Marsch und dem Klassiker «Mary Lou» – unterhielten die Schwingfans musikalisch.
Eigene «3G-Regeln»
Und die Schwinger aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Baselland und Solothurn sowie die Gastschwinger aus anderen Verbänden – beispielsweise Kilian Wenger, der Schwingerkönig von 2010 – sorgten im Sägemehlring dafür, dass es nicht nur bei der musikalischen Unterhaltung blieb. Sportlich bot das NWS-Schwingfest so einiges: Kurze Gänge mit deutlicher Ausgangslage und ebenso deutlichem Resultat, aber auch kräftezehrende und lange Duelle mit Überraschungssiegern.
All die genannten Faktoren sorgten für einen rundum gelungenen Festtag. So, dass dabei auch das Gefühl aufkam, als wäre die Pandemie nie da gewesen. Zwar gab es aufgrund der Corona-Erkrankung von Alpiger Nick, einem «Eidgenossen» unter den Nordwestschweizer Schwingern, einen prominenten Abwesenden. Und klar, wurde am Eingang strikt kontrolliert, dass nur Helfende, Schwinger und Besuchende mit gültigem Covid-Zertifikat den Zutritt zum Festgelände erhielten. Ansonsten liess das NWS-Schwingfest aber alle Corona-Sorgen vergessen und die Stimmung in der Arena war wie üblich. Oder wie OK-Präsident Martin Wüthrich seine eigenen «3G-Regeln» verfasste: «Es wurde geschwungen, gefeiert und genossen.»