Hauptstrasse in der Warteschlaufe
26.08.2021 VerkehrNächstes Kapitel in der langen Leidensgeschichte
In diesem Jahr wird an der Hauptstrasse nicht gebaut. Damit verzögert sich die Fertigstellung des Bauprojekts, das auf sechs Jahre ausgelegt war, um ein Jahr. Mindestens.
Jürg Gohl
Kaum haben sich ...
Nächstes Kapitel in der langen Leidensgeschichte
In diesem Jahr wird an der Hauptstrasse nicht gebaut. Damit verzögert sich die Fertigstellung des Bauprojekts, das auf sechs Jahre ausgelegt war, um ein Jahr. Mindestens.
Jürg Gohl
Kaum haben sich alle daran gewöhnt, dass der Verkehr auf der 1,7 Kilometer langen Hauptstrasse durch Arisdorf mal umgeleitet, mal im Einbahn-System oder mit Ampeln geregelt wird, wickelt sich dieses Jahr für einmal alles normal ab. Im Juli musste einzig ein Stück der Strasse für einen Tag komplett gesperrt werden, weil der Deckbelag eingebaut wurde.
Davon abgesehen muss die Erneuerung der Hauptstrasse in diesem Jahr aber ruhen. Vorgesehen war einst, dass der Kanton das riesige Tiefbauprojekt in sechs verschiedene Etappen aufgliedert. Diese werden im Jahresrhythmus ausgeführt. Doch nach den ersten beiden – eine in der Dorfmitte, die andere südlich davon Richtung Liestal – kommt es zur ersten Verzögerung.
Gemeinde als Einsprecher
«Leider», sagt Gemeindepräsident Markus Miescher, «denn wir wünschen uns natürlich, dass die ganze Erneuerung möglichst schnell abgeschlossen wird und Arisdorf endlich seine neue Hauptstrasse erhält.» Noch an der jüngsten Einwohnergemeindeversammlung vom 8. Juni teilte Miescher zum Dauerthema mit, dass das Tiefbauamt dem Gemeinderat versichert habe, bestrebt zu sein, «die Erneuerung der Hauptstrasse ohne grosse Unterbrüche fortzuführen».
Ganz unschuldig ist die Gemeinde selber an dieser Verzögerung nicht. Sie zählte zu den Einsprechern bei dieser dritten Etappe. Und Ramon Gerster, der verantwortliche Projektleiter beim kantonalen Tiefbauamt, begründet die Verzögerung unter anderem damit, dass wegen dieser Einsprachen sämtliche weiteren Schritte wie die Planung des Ausführungsprojekts und die Auftragsvergabe ebenfalls auf die Wartebank gerieten. Da die Gemeinde selber die Bauarbeiten des Kantons benutzt, um gleichzeitig ihre maroden Leitungen zu erneuern, wurde die Zeit knapp. Denn solche Arbeiten werden vorzugsweise ausserhalb der Wintermonate vorgenommen.
«Wir haben uns zum Ziel gesetzt, im kommenden Jahr, voraussichtlich im März oder April, die dritte Etappe in Angriff zu nehmen», sagt Gerster. Wenn hinterher alles nach Plan läuft, würde 2025 die sechste Etappe abgeschlossen. Offen sei noch, ob dieser letzte Abschnitt in zwei Tranchen aufgegliedert werde und sich das dann auch auf das Zeitbudget auswirke.
Doch der gedrängte Zeitplan ist nicht die einzige Ursache, die zum Aufschub führte. Die Finanzen sind eine weitere. Im Tiefbau ist der Kanton zu einer Vierjahresbudgetierung übergegangen und die Grossbaustelle Waldenburgerbahn schlägt stark aufs Budget. Sie liegt wie die Arisdörfer Hauptstrasse, deren Instandstellung den Staat gesamthaft 10 Millionen Franken kosten wird, beim kantonalen Tiefbauamt im Kreis 2, dem mittleren Baselbiet, und ist zwangsgebunden.
Beim Blick auf die Geschichte der Instandsetzung lässt sich ein Jahr Verzögerung allerdings locker verkraften. Denn bereits im Frühjahr 2007 lag dafür ein erstes Projekt vor, und als im März 2017 die Bagger bereitstanden, um die erste, rund 400 Meter lange Etappe in Angriff zu nehmen, stoppte eine Einwohnerin mit ihrer Einsprache das Projekt. Sie zog ihr Veto bis vors Kantonsgericht, unterlag dort aber klar. Die Arbeiten wurden jedoch mit zwei Jahren Verspätung in Angriff genommen.
Die Planer sind den Wünschen der Einwohner entgegengekommen, indem zum Beispiel die Strassenbreite unter der Norm bleibt und talseitig ein Trottoir errichtet wird. «Natürlich ist das für die einen noch zu wenig und für die anderen zu schikanös», fasst Gemeindepräsident Miescher die Volksmeinung zusammen: «Mir selber gefällt es.»