CARTE BLANCHE
31.08.2021 PolitikUnser Wald heute und morgen
Peter Aerni, Gemeindepräsident BVL, Lausen
Wir haben einen sehr nassen Sommer hinter uns und eigentlich sollte man denken, dass sich auch die Natur von den vergangenen eher heissen und trockenen Jahren heuer ...
Unser Wald heute und morgen
Peter Aerni, Gemeindepräsident BVL, Lausen
Wir haben einen sehr nassen Sommer hinter uns und eigentlich sollte man denken, dass sich auch die Natur von den vergangenen eher heissen und trockenen Jahren heuer hätte erholen können.
Leider ist dies nicht ganz so. Im Wald auf unserem Gemeindebann zum Beispiel haben wir sehr viele Trockenheitsschäden, die stärkere Aufforstung und Pflege zur Folge haben und noch immer deutlich sichtbar und spürbar sind. Unser Förster hat uns kürzlich über die Massnahmen und Kosten informiert, die in den nächsten fünf Jahren noch nötig sein werden, um den Wald zu verjüngen und teilweise auch mit neuen Baumarten zu bepflanzen, die Trockenperioden besser verkraften. Anbei ein paar Erläuterungen und Erklärungen zum Zustand unseres Waldes und dessen wertvollen Funkwtionen.
Einmal von der Trockenheit geschädigte Bäume können sich grundsätzlich nicht mehr erholen. Unter Umständen können sich an gut mit Wasser versorgten Stamm-, Kronen- und Astteilen weiterhin Blätter oder Nadeln bilden. Dieses Blätterkleid ist aber meist mit kleinen Blättern besetzt oder nur spärlich ausgebildet. Oft sterben dann trotzdem ganze Bäume durch eindringende Pilze, schädliche Organismen oder Rindenschäden ab, vor allem Fichten und Weisstannen vertrocknen ganz und sehr schnell.
Laut Vorhersage von Wald-Klimaforschern werden sich in den Wäldern der tiefen Lagen in den nächsten Jahrzehnten Eichen ausdehnen. Diese Entwicklung soll sich bis in die Juralagen ziehen. Der Fichten-Tannenwald wird mehrheitlich verschwinden. Somit ist damit zu rechnen, dass die älteren Buchen teilweise und alle Fichten und Tannen in unserer Höhenstufe ganz ausfallen werden.
Für das Ökosystem Wald ist das Ganze im Prinzip kein Problem, für die Waldeigentümer entsteht aber ein beträchtlicher Mehraufwand. Zudem stellt sich grundsätzlich die Frage, wie mit der Situation umzugehen ist und welchen Wald wir in Zukunft haben möchten.
Die Trockenheit und deren Auswirkungen für den Waldeigentümer, den Forstbetrieb und die Menschen sind erheblich. Gewisse natürliche Zerfallsprozesse als Folge der Trockenheit und des Klimas werden nur durch die Nutzung aufzufangen sein. Mit möglichen zielgerichteten Eingriffen in den nächsten fünf Jahren kann es uns gelingen, rasch einen jüngeren klimaresistenteren Wald aufzubauen. Durch die vermehrte Nutzung zum Beispiel werden Altholzbestände rascher abgebaut und Verjüngungsflächen entstehen, die das Waldbild aber stark verändern werden. Dies bedingt jedoch in Zukunft ein höheres Engagement bei der Jungwaldpflege, erfordert finanzielle Mittel und verlangt von allen Beteiligten ein hohes Engagement.
Solche Massnahmen werden von der Bevölkerung wahrgenommen und teilweise auch emotional gewertet. Der Wald, der zum grössten Teil im Eigentum der Bürgergemeinden steht, wird sich in naher Zukunft verändern. Trotzdem behält er für uns alle lebenswichtige Funktionen.
Die drei wichtigsten Funktionen sind sogar im Waldgesetz erwähnt: die Nutz-, die Schutz- und die Wohlfahrtsfunktion. Daneben ist der Wald aber auch Lebensraum für Pflanzen und Tiere sowie ein Filter für Wasser und Luft. Tragen wir also weiterhin grosse Sorge dazu!
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.