«Bänkli» für die «Bänkli»-Wanderer
06.08.2021 Natur, TittertenElmar Gächter
Wandern ist in, denn Wandern ist gesund, macht Freude – und Freunde. Dies haben sich auch vier Nachbarn aus Titterten gesagt, als sie sich vor etwas mehr als acht Jahren aufmachten, gemeinsam auf Schusters Rappen unterwegs zu sein. Seit 2013 ...
Elmar Gächter
Wandern ist in, denn Wandern ist gesund, macht Freude – und Freunde. Dies haben sich auch vier Nachbarn aus Titterten gesagt, als sie sich vor etwas mehr als acht Jahren aufmachten, gemeinsam auf Schusters Rappen unterwegs zu sein. Seit 2013 erkundigen sie die Wanderwege im Baselbiet und neuerdings auch ausserhalb. Doch nicht einfach so, sondern typisch schweizerisch organisiert, oder wie es Gruppenmitglied Hans Peter Aebischer mit Schmunzeln ausdrückt: «Einer befiehlt, zwei warten ab, was passiert und einer arbeitet.»
Bestens strukturiert und vorbereitet geht es jeden Mittwochmorgen und ausschliesslich mit dem öffentlichen Verkehr an den Ausgangsort und Jahr für Jahr zu einem klaren Projektziel. Dieses lautete 2015: alle 150 Bänkli besuchen, welche die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) aus Anlass ihres runden Geburtstags ein Jahr zuvor dem Baselbiet zum Geschenk gemacht hat.
«Hervorragende Leistung»
152 Bänkli sind es schliesslich geworden, Musterbänkli und jenes ausserkantonale in Breitenbach inklusive. In 24 Etappen hat die «Mittwoch Morgen Wandergruppe» oder einprägsamer «MiMo», wie sie sich nennt, über 400 Kilometer und mehr als 80 Stunden Wanderzeit unter die Füsse genommen.
«Grossartig, ich bin beeindruckt von diesem Projekt und dem Willen jedes Einzelnen, es durchzuziehen», sagt Christine Mangold, Präsidentin Baselland Tourismus am Anlass zu Ehren der Gruppe am Montag. Nicht minder fasziniert ist Othmar Cueni, der das BLKB-Bänkli-Projekt als Gesamtleiter massgeblich begleitet hatte. «Es gibt wohl nur wenige Baselbieterinnen und Baselbieter, die unsere 1000 Kilometer signalisiertes Wanderwegnetz erwandert haben wie die Bänkli-Wanderer», meint der heutige Präsident von Wanderwege beider Basel. Und Matthias Kottmann, Marktgebietsleiter Oberes Baselbiet der BLKB, spricht gar von einem Epizentrum des Wanderns hier in Titterten. «Diese hervorragende Leistung wollen wir würdigen, nicht nur mit ein paar lobenden Worten, sondern mit etwas Handfestem.»
Über dieses Handfeste dürfen sich nicht nur die «MiMo»-Mitglieder freuen. Denn das rote Bänkli, von den drei Organisationen als Geschenk auch für die Öffentlichkeit zur Rast und zum Innehalten übergeben, hat auf einer Anhöhe in Titterten ein wunderbares Plätzchen mit einer tollen Sicht auf das zweithöchst gelegene Dorf des Baselbiets gefunden. Edi Degen, Paul Schweizer, Jussi Tanskanen und Hans Peter Aebischer sind sichtlich überrascht ob diesem individuellen Präsent. Letzterer ist es auch, der die Daten aller Wanderungen der leidenschaftlichen Wandervögel minutiös zusammenträgt (siehe Kasten) und Bilder und Erlebnisse auch von der «Bänkli»-Wanderung in Buchform zusammengefasst hat.
Wandererlebnisse bald online
Eines ihrer besonderen Erlebnisse sei der Leserschaft nicht vorenthalten. Hans Peter Aebischer, eben jener, der arbeitet, spricht von der Rundwanderung mit Start und Ziel in Sissach. «Unterwegs passierten wir drei Bänkli mit dem Jahrgang von drei Mitgliedern unserer Gruppe. Bei jedem gönnten wir uns ein Gläschen Champagner, und dies auf einer Strecke von 22 Kilometern und 750 Höhenmetern – und 35 Grad Hitze. Kein Wunder waren wir bei der Rückkehr nudelfertig.»
Nach den weiteren Wanderprojekten wie jene der Kantonsgrenze entlang, dem Besuch aller Beizen im Baselbiet, jener der Burgen und Schlösser und aller Gemeinden im Kanton geht es heuer den Rhein entlang nach Koblenz und der Aare folgend bis Biel. Topfit wollen die vier zwischen 69 und 75 Jahre jungen Wanderfreunde auch in den kommenden Jahren unterwegs sein, stets mit klarem, jeweils von einem feinen Mittagessen gekrönten Ziel vor Augen. Und ganz speziell: Ihre Erlebnisse und Wandertipps sollen künftig auf der Website von Tourismus Baselland präsentiert werden.
Eindrückliche Zahlen
emg. Hans Peter Aebischer trägt die Daten seiner «MiMo»-Wandergruppe minutiös zusammen. Hier ein paar eindrückliche Zahlen: Bis heute hat die «MiMo» 389 Wanderungen absolviert, 5515 Kilometer marschiert in rund 1000 Stunden reiner Wanderzeit, 138 Höhenkilometer aufwärts und 166 Kilometer abwärts gemeistert, mit durchschnittlich 5,15 Kilometern pro Stunde («wir sind zügig unterwegs», O-Ton Aebischer). Dabei wurden 114 verschiedene Beizen besucht und pro Wanderung 44,22 Franken für öV und Verpflegung ausgegeben.