Zankapfel Zonenplan
01.06.2021 LupsingenDie Gemeinde entscheidet über die Zukunft ihrer Gewerbezone
Braucht Lupsingen eine Gewerbezone oder soll das Dorf den Fokus auf ein schönes Ortsbild und Wohnqualität richten? Dieser Frage stellt sich die Dorfbevölkerung an der kommenden Gemeindeversammlung. Eine ...
Die Gemeinde entscheidet über die Zukunft ihrer Gewerbezone
Braucht Lupsingen eine Gewerbezone oder soll das Dorf den Fokus auf ein schönes Ortsbild und Wohnqualität richten? Dieser Frage stellt sich die Dorfbevölkerung an der kommenden Gemeindeversammlung. Eine engagierte Debatte ist programmiert.
Sebastian Schanzer
Am kommenden Donnerstag treffen sich die Lupsinger Einwohnerinnen und Einwohner, um über die Revision des Zonenplans und das neue Zonenreglement zu diskutieren und abzustimmen. Fest steht schon jetzt: Die Beteiligung wird gross sein, die Debatte emotional. Die Gemeindeversammlung wurde aus Platzgründen und zur Sicherstellung des Schutzkonzepts in die Sporthalle der Liestaler Kaserne verlegt.
Grund für den erwarteten Zulauf ist unter anderem die Frage, ob Lupsingen künftig noch über eine Gewerbezone am Dorfausgang Richtung Oristal verfügen soll oder nicht. In der 2018 vom damaligen Gemeinderat verabschiedeten «Lupsinger Box», ein zonenplanerisches Leitbild, ist vermerkt, man wolle prüfen, ob die betroffenen Parzellen ausgezont, beziehungsweise mit einer anderen Gemeinde abgetauscht werden sollten. Gewerbeflächen in der Region sollten, so empfiehlt es auch der Regionenverein Liestal Frenkentäler plus in seinem Leitbild, auf Liestal und die gut erschlossenen Gebiete in den Frenkentälern konzentriert werden.
Schreiner will bauen
Diese Pläne kamen einer Liestaler Schreinerei in die Quere, die in der Gewerbezone ein Betriebsgebäude errichten und ihren Sitz nach Lupsingen verlegen will. Dazu hatte sie eigens zwei Parzellen gekauft.
Der damalige Gemeinderat befürchtete jedoch eine Beeinträchtigung des Dorf- und Landschaftsbilds durch neue Bauten und kündigte an, über das Gebiet mittels Planungszone einen Baustopp zu verhängen. Widerstand der Grundeigentümer und eine von 39 Personen unterzeichnete Petition hielten ihn zwar kurzfristig davon ab. Nachdem die Schreinerei aber ihr Baugesuch für ein Gewerbegebäude eingereicht hatte, beantragte der Gemeinderat schliesslich doch eine Bausperre beim kantonalen Bauinspektorat bis zum Abschluss der Revision von Zonenplan und Zonenreglement. Der Antrag wurde Anfang 2021 bewilligt, eine Baubewilligung für den Schreiner liegt bis heute nicht vor. Damit stellte der Gemeinderat sicher, dass eine allenfalls vom Stimmvolk erwünschte Auszonung der Parzellen nicht im Vorherein verunmöglicht wird.
Gleichwohl beabsichtigt der Gemeinderat gemeinsam mit der zuständigen Arbeitsgruppe in der Vorlage nun, die Gewerbezone beizubehalten. Er hat sogar die zugelassene Länge von Gebäuden von 25 auf 40 Meter erhöht. Im Gegenzug soll bei einem dereinstigen Bauprojekt der guten Eingliederung ins Landschaftsbild besondere Beachtung geschenkt werden.
Gespaltene Dorfbevölkerung
Die Lupsinger Dorfbevölkerung scheint derweil tief gespalten, wenn es um die Zukunft der Gewerbezone geht. Während des öffentlichen Mitwirkungsverfahren wurde auf Initiative zweier Einwohner ein Flugblatt mit Möglichkeit zur Unterschrift an die Bewohnerinnen und Bewohner von Lupsingen gerichtet. Der Rücklauf war beachtlich: Insgesamt 188 Flugblätter mit 349 Unterschriften sind bei der Verwaltung eingegangen. «Da die Lupsinger Gewerbezone nicht erschlossen ist, in Hanglage, im Bereich des eingedolten Langmattbächleins und prominent am Dorfeingang liegt, appellieren wir an die Bevölkerung, die Zone wie ursprünglich vorgesehen auszuzonen», heisst es im Flugblatt.
Dieser Gruppe steht eine andere entgegen, die ebenfalls mittels Unterschriftensammlung Ende vergangenen Jahres auf sich aufmerksam gemacht hatte. 294 Personen unterschrieben eine Petition mit der Forderung, das Gesuch des Gemeinderats für eine Bausperre beim Kanton solle sofort zurückgezogen und auf den Erlass einer Planungszone verzichtet werden. Die Ansiedlung von kleineren Gewerbebetrieben und damit verbundene Arbeits- und Ausbildungsplätze seien ein Gewinn für die Dorfentwicklung. Durch eine Auszonung fielen hingegen hohe Entschädigungsforderungen aller betroffenen Grundeigentümer an, argumentierte diese Gruppe.
«Der Ball liegt nun bei den Einwohnerinnen und Einwohnern», sagt Nicolas Hug, der seit bald einem Jahr das Dossier Raumplanung im Lupsinger Gemeinderat innehat. «Der Gemeinderat will die Gewerbezone beibehalten. Jede stimmberechtigte Person kann aber den Antrag auf Auszonung stellen. Dann entscheidet die Versammlung.» Angesichts der engagiert geführten Debatte scheint dieser Antrag so gut wie sicher. Auf Anfrage bestätigt die Gemeindeverwaltung zumindest, dass bereits jetzt mehrere Änderungsanträge eingereicht wurden. Nicht unwahrscheinlich ist es für Hug zudem, dass gegen einen entsprechenden Entscheid später das Referendum ergriffen wird.