Talent im Doppelpack
24.06.2021 Gelterkinden, WenslingenKlassenkameraden gewinnen Jugendmusikwettbewerb
Jael Balz und Daniel Thommen besuchen in Gelterkinden dieselbe Klasse und sie spielen beide leidenschaftlich gerne auf ihren Instrumenten. Am schweizerischen Jugendmusikwettbewerb haben beide in ihrer Kategorie einen ersten Platz ...
Klassenkameraden gewinnen Jugendmusikwettbewerb
Jael Balz und Daniel Thommen besuchen in Gelterkinden dieselbe Klasse und sie spielen beide leidenschaftlich gerne auf ihren Instrumenten. Am schweizerischen Jugendmusikwettbewerb haben beide in ihrer Kategorie einen ersten Platz erspielt.
Iris Bösiger
Bereits 2017 standen die zwei geübten Wettbewerbsteilnehmer im Finale des Schweizerischen Musikwettbewerbs, nur kannten sie sich damals noch gar nicht: Jael Balz aus Gelterkinden (14) mit dem Waldhorn und Daniel Thommen aus Wenslingen (13) mit der klassischen Gitarre. Zwei Jahre später begegneten sie sich an der Sek Gelterkinden im gleichen Klassenzimmer. Wir wollten mehr über Zufall, Musik, Talent und Fleiss in Erfahrung bringen und haben die beiden getroffen.
Daniel wollte ursprünglich elektrische Gitarre lernen. Es wurde ihm jedoch empfohlen, mit klassischer Gitarre zu starten – dabei blieb es bis heute. Klassische Musik gehört hat er selbst nie viel, es ist bei ihm zu Hause aber ein präsentes Thema: Seine Schwester spielt Cello, seine Mutter hat Klavier studiert und hört gerne SRF 2. Daniel hört lieber gängige Musik: «Was gerade so am Radio läuft», sagt er. Mehr noch begeistert ihn das Selberspielen und sobald er einen Song wirklich beherrscht, ist der junge Mann nicht mehr zu bremsen.
Jaels Eltern sind Musikprofis: Die Mutter unterrichtet klassisches Schlagzeug, der Vater hat Trompete studiert. Jaels Stiefvater ist professioneller Schlagzeuger an der Oper Zürich. Als Zweijährige habe sie bei ihrer Tante ein Waldhorn entdeckt, erzählt sie, und da sei ihr klar gewesen, dass sie genau dieses Instrument erlernen möchte. Als sie fünf war, ging ihr Wunsch in Erfüllung: Sie erhielt ihr erstes Kinderhorn. In ihrer Freizeit hört Jael am liebsten Rockklassiker wie «Guns N’Roses» oder «Queen».
Jael und Daniel werden von ihren Familien stark unterstützt, damit sie ihre musikalischen Ziele verfolgen können. Die Gelegenheit, Eltern und Freunden zu zeigen, was sie können, erhielten sie jeweils bei den Musizierstunden der Jugendmusikschule. Auch an Familientreffen konnten die beiden vor Publikum auftreten. Jaels erstes grösseres Konzert war das Weihnachtskonzert im Adventskalender des Theaters Basel mit den Hornklassen der Region Basel-Baselland. Zudem spielt sie seit vergangenem Jahr im Orchester First Symphony an der Musikakademie Basel und konnte bereits Erfahrungen als Solistin beim Kammerorchester Louis Lewandowski La-Chauxde-Fonds und beim Orchester Laufenthal-Thierstein sammeln.
Wettbewerbsfinale in Luzern
Der Schweizerische Jugendmusikwettbewerb ist der grösste nationale Wettbewerb für jugendliche Musik-Amateure. Jedes Jahr nehmen weit über 1000 Jugendliche im Alter von 8 bis 20 Jahren an den Wettbewerben in den Kategorien Klassik, Jazz und Pop teil. Daniel und Jael haben bereits mehrfach daran teilgenommen. 2017 haben es beide ein erstes Mal ins Finale in La Chaux-de-Fonds geschafft. Dieses Jahr waren sie wieder mit dabei.
Bei der diesjährigen Vorausscheidung in Bern – coronabedingt ohne Publikum – qualifizierten sich beide fürs Finale in Luzern. «Ich bin immer nervös vor einem Wettbewerb und später vor der Rangverkündigung noch einmal», erzählt Jael. Beim Spielen lasse die Nervosität aber nach. Daniel war dieses Mal mental etwas freier und nicht ganz so nervös, hatte er doch eine Woche zuvor am kantonalen Musikwettbewerb bereits einen 1. Rang und die Aufnahme in die kantonale Talentförderung geschafft. «Das Wichtigste hatte ich damit bereits erreicht», meint Daniel im Gespräch.
Erfolg als Türöffner
Die Finalteilnahme war für beide Musiktalente eine grosse Motivation, ihre Wettbewerbsstücke auf ein Top-Niveau zu bringen. Der Aufwand lohnte sich: Nach zwei intensiven Monaten der Vorbereitung brillierten Jael und Daniel im Finale und erspielten jeweils einen 1. Rang. Das Resultat brachte ihnen nicht nur ein Zertifikat ein, sondern kann auch Türen öffnen. Wer es schafft, die Jury mit seinem Spiel zu begeistern, kann auch Menschen kennenlernen, die sie oder ihn in der musikalischen Entwicklung weiterbringen können. Als i-Tüpfelchen durfte Daniel – neben anderen Gewinnern – das Abschlusskonzert des Wettbewerbs mitgestalten.
Natürlich ist Corona auch an den beiden Musiktalenten nicht vorbeigegangen. Die Gesichtsmaske im Klassenzimmer nerve, klar, doch haben beide Verständnis für die Regeln und Vorgaben. Der Besuch des Musikunterrichts fiel während des Lockdowns aus. Die Zwangspause sei nicht gut gewesen für die Motivation, sagen die Jungmusiker. Aber seit vergangenem Herbst dürfen sie wieder ungehindert in den Einzelunterricht und fühlen sich wohl dabei.
Auf die Frage, was das Spielen ihrer Instrumente bei ihnen auslöst, erzählt Daniel, dass ihn das Üben an und für sich nur mässig begeistere: «Mein Vater muss mich regelmässig etwas zum Üben motivieren.» Auch Jael übt nicht immer gerne, aber der Ehrgeiz, besser zu werden, und der Spass an der Musik würden meistens überwiegen: Es sei ein unglaubliches Gefühl, wenn man nach langem Lernen ein Stück wirklich beherrsche, und es schaffe immer wieder Erfolgserlebnisse. Der zweite Aspekt sei das Publikum. «Wenn man den Menschen ansieht, dass man ihnen eine Freude macht mit seiner Musik, dann ist das ein wunderschönes Gefühl», sagt Daniel. Vorbilder haben die beiden einige und doch keine. Denn sie begeistern sich nicht in erster Linie dafür, wer ein Stück spielt, sondern wie: Eine spezielle Note da, ein toller Schlenker dort – das Gefühl, gepaart mit der Technik, müsse stimmen. Wichtige Bezugspersonen und Mentoren sind die Musiklehrer: Andreas Kamber für Jael und Michael Plattner für Daniel.
Trotz Talent, Fleiss und Erfolg streben weder Jael noch Daniel unbedingt eine musikalische Karriere an. Früher habe sie Berufsmusikerin werden wollen, sagt Jael, nun sei sie sich aber nicht mehr so sicher. Ein Medizinstudium würde sie auch reizen. Im Moment sei klar, dass sie ans Gymnasium möchte. Ihr musikalischer Traum sei, irgendwann in einem Filmmusikorchester mitzuwirken.
Daniel schliesst ein Leben als Berufsmusiker nicht aus. Die Entscheidung jetzt zu fällen, ist ihm aber zu früh. Erst werde er das Gymnasium absolvieren. Eines weiss er aber schon heute: Falls er sich für die Musik als Beruf entscheiden sollte, «dann möchte ich ganz an die Spitze kommen, auch wenn ich weiss, dass der Weg dahin nicht einfach ist».