Im zweiten Anlauf
03.06.2021 Rothenfluh
Christian Horisberger
Endlich. Nach einem 30 Jahre dauernden, hindernisreichen Marathon steht dem Bau von altersgerechten Wohnungen in Rothenfluh nichts mehr im Weg. Am Montagabend vollzogen der Vorstand der Wohngenossenschaft Dübach, Planer und ...
Christian Horisberger
Endlich. Nach einem 30 Jahre dauernden, hindernisreichen Marathon steht dem Bau von altersgerechten Wohnungen in Rothenfluh nichts mehr im Weg. Am Montagabend vollzogen der Vorstand der Wohngenossenschaft Dübach, Planer und Gemeindevertreter den Spatenstich. Auf Spaten und Bauhelme verzichteten die Akteure wohlweislich und posierten fürs Erinnerungsfoto mit einem Bagger. Denn zunächst ist auf dem Grundstück schweres Gerät gefragt: Der Hang unterhalb der Kantonsstrasse in Richtung Wittnau muss abgetragen und befestigt werden, der mit Arsen und Blei belastete Aushub verlangt eine fachgerechte Entsorgung. Die eigentlichen Bauarbeiten beginnen im August und sollen bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein.
Dann wird die Altersresidenz mit zwei 2½und fünf 3½-Zimmer-Wohnungen mit 77 bis 93 Quadratmetern Grundfläche sowie das neue Ladenlokal für die «Chesi», den Dorfladen, voraussichtlich bezugsbereit sein, erklärte Architekt Peter Völlmin. Mit dem Einbezug des Dorfladens in die Alterswohnungen schliesst sich der Kreis gewissermassen: Exakt am selben Standort hatte sich die längst verwaiste «Alti Chesi» befunden, die nach einer Katastrophenschutzübung im Jahr 2014 abgerissen wurde. Was mit dem Gebäude, in dem sich der Dorfladen heute befindet, geschieht, ist offen. Dessen Eigentümerin, die Milchgenossenschaft, hat darüber noch nicht entschieden.
Erstes Projekt scheiterte
Paul Schaub, Gemeindepräsident von Rothenfluh und Präsident der Genossenschaft, rollte die Geschichte der Alterswohnungen auf, die offiziell 1992 mit der Gründung des Vereins für Altersfragen ihren Anfang nahm. 1999 wurde ein erstes Bauprojekt mit sechs Wohnungen entwickelt, das sich wegen mangelnden Interesses aber nicht umsetzen liess: Die finanzierende Bank hatte ihr Engagement davon abhängig gemacht, dass die Wohnungen bereits vor Baubeginn alle vermietet sind. Die Einwohnergemeinde hatte das Vorhaben damals unterstützt, indem sie das Grundstück der Bürgergemeinde abkaufte, um es dem Verein im Baurecht abzugeben. 2008 fiel der Baugrund wieder an die Einwohnergemeinde zurück.
Der 2017 vom Gemeinderat initiierte neuerliche Anlauf verlief erfolgreicher. Auf Beschluss der Gemeindeversammlung wurde das Baugrundstück im Wert von 405 600 Franken 2018 der neu gegründeten Wohngenossenschaft Dübach nicht im Baurecht abgegeben, wie es der Gemeinderat vorgeschlagen hatte, sondern in die Organisation eingebracht. Damit ist die Einwohnergemeinde die bislang gewichtigste Genossenschafterin.
Weitere 210 000 Franken steuert der Gemeinnützige Verein für Altersfragen bei. Das Geld ist seit den frühen 1980er-Jahren zusammengetragen worden. Es handelt sich um die Erträge aus dem Betrieb der Festwirtschaft am Banntag und der Kaffeestube während des alljährlichen Kerzenziehens. Untrennbar mit dem Vermögen verbunden: die heute betagte Rösli Erny. Die Ehefrau des früheren Posthalters war Dreh- und Angelpunkt der Festbeizen; seit jeher war definiert, dass das Geld in etwas «fürs Alter» investiert werden sollte. Das Bauvorhaben kostet voraussichtlich 4,25 Millionen Franken. Als eigene Mittel liegen neben 610 000 Franken seitens Gemeinde und Verein für Altersfragen bisher 65 000 Franken Kapital von 43 Genossenschaftsmitgliedern vor. Die Restfinanzierung erfolge mithilfe einer Vorsorgeeinrichtung, verriet Esther Freivogel. Die pensionierte Leiterin der Kantonalbank-Niederlassung in Gelterkinden beriet die Genossenschaft in Geldfragen. Dies offenbar sehr gut: «Ohne sie hätten wir die Finanzierung nicht zustande gebracht», sagte Präsident Paul Schaub beim Spatenstich.
Über die Höhe der Miete und die Pflicht-Anteilscheine für die künftigen Mieterinnen und Mieter konnte Freivogel noch keine Angaben machen. Hingegen verriet sie, dass es für die Wohnungen bereits drei interessierte Parteien gebe – alle von ausserhalb Rothenfluhs.