Der vorgezogene Generationen wechsel
29.06.2021 Fussball2. Liga: AS Timau – FC Gelterkinden 2:3 (1:0)
Der FC Gelterkinden siegt nach einem 0:2-Rückstand bei der AS Timau mit 3:2 und hält sich damit in extremis in der 2. Liga. Die anstehende Verjüngung des Teams hat bereits in diesem Spiel zum Erfolg ...
2. Liga: AS Timau – FC Gelterkinden 2:3 (1:0)
Der FC Gelterkinden siegt nach einem 0:2-Rückstand bei der AS Timau mit 3:2 und hält sich damit in extremis in der 2. Liga. Die anstehende Verjüngung des Teams hat bereits in diesem Spiel zum Erfolg beigetragen.
Sebastian Wirz
Dass nach dieser Saison ein Generationenwechsel in der ersten Mannschaft des FC Gelterkinden ansteht, ist den Verantwortlichen des Vereins schon länger bewusst. Dass die junge Garde aber schon beim alles entscheidenden Spiel der Oberbaselbieter Zweitligisten bei der AS Timau die Wende einleitet und damit den Ligaerhalt des FCG sicherstellt, dürfte die Erwartungen am Samstag aber übertroffen haben. Der FC Gelterkinden siegte im Abstiegsduell nach 0:2-Rückstand mit 3:2. Statt der Gäste müssen die Basler Gastgeber den Gang in die 3. Liga antreten.
Bei Gelterkinden war das Spiel der letzten Chance auf dem Sportplatz Rankhof zugleich ein Abschiedsspiel für mehrere altgediente Spieler. Lars Dalhäuser, Diego Fiechter, Steve Weitnauer und Rico Waibel, allesamt Jahrgänge 1985 bis 1988, haben nicht nur unzählige Spiele für die erste Mannschaft absolviert, sondern bildeten über Jahre ein festes Gerüst für ein sich immer wieder änderndes Team.
Waibel, der unermüdliche Ausdauerläufer, oft in einem Ein-Mann-Sturm, hat es in der ewigen Torschützenliste der ersten Mannschaft bis auf Rang 2 geschafft. 156 Tore hat er in all den Jahren erzielt, oft ein enges Spiel mit einem um jeden Preis erzwungenen Tor doch noch für Gelterkinden entschieden. Weitnauer folgt trotz seiner deutlich defensiveren Position schon auf Rang 4 des vereinsinternen Rankings. Gemeinsam mit Diego Fiechter, der das Spiel am Samstag verletzt verpasste, orchestrierte er Saison für Saison das Gelterkinder Mittelfeld.
Lufthoheit gewährleistet
Der Wert von Abwehrturm Lars Dalhäuser schliesslich zeigte sich nicht zuletzt in diesem alles entscheidenden Spiel am Samstag. Auch wenn er nicht mehr das Tempo von vor einigen Jahre hat, wie er selber nach dem Spiel mit einem Lächeln zugestand, war gegen Timau eines immer gegeben: Die Lufthoheit in der Gelterkinder Defensive hatten stets Dalhäuser und Innenverteidiger-Kollege Timo Di Biase. Und nervös wird Dalhäuser mit seiner Erfahrung und seinem Stellungsspiel trotz vieler Abwesenheiten in den beiden vergangenen Jahren sowieso nie.
Die Routiniers taten ihre Arbeit auf dem Rankhof. Doch Gelterkinden lag früh 0:1 hinten, Rico Waibel musste das Feld schon nach 30 Minuten angeschlagen verlassen und nach der Pause folgte das zweite Gegentor. Das Team von Bart von Riemsdijk wollte spielerische Lösungen suchen. Echte Chancen erspielte es sich jedoch kaum. Auf der anderen Seite wurde Timau immer wieder gefährlich, wenn Stürmer in die Tiefe geschickt wurden.
Doch was nach dem 0:2-Rückstand geschah, ist das, was dem FC Gelterkinden für die kommende Saison Zuversicht geben darf: Die Wachablösung, die in der Sommerpause vorgenommen werden muss, wurde in diesem Spiel ein Stück weit vorweggenommen. Die Einwechselspieler hatten mit Ausnahme des erfahrenen Marco Belser, der das Mittelfeld mit seinem Einsatz, seiner Ballsicherheit und Übersicht beruhigte, Jahrgänge zwischen 1999 und 2003. Und mit der Verzweiflung im Rücken übernahmen die jüngeren Spieler mehr Verantwortung und suchten entschlossen die Offensive.
Zum Sieg durchgetankt
Eine wunderbare Steilflanke von Belser läutete die Gelterkinder Aufholjagd ein. Cédric Fleury konnte den Ball im Sechzehner annehmen und traf in der 53. Minute zum 1:2. Die FCG-Offensive entwickelte nun mehr Tempo und die Timauer Verteidiger bekundeten Mühe damit. In der 68. Minute sprintete Timon Schaub bis zur Grundlinie und legte auf Dudler ab, der ausglich.
Der 2:2-Torschütze, der wie Waibel keinen zusätzlichen Meter Vollsprint scheut, tankte sich schliesslich in der 86. Minute ein weiteres Mal durch, in diesem Fall gegen zwei Gegenspieler. Er gab den Ball nicht verloren und schob zur Mitte. Schaubs Versuch wurde vom Torhüter abgewehrt, doch der junge Offensivmann setzte nach und traf halb im Liegen zum entscheidenden 3:2, das den FC Gelterkinden in der 2. Liga hält. Die Tore waren nicht schön, aber das Resultat des grossen Willens der Offensivleute. Nach dem überschwänglichen Jubel der Gäste gingen die Emotionen bei den Gastgebern hoch, doch Gelterkinden überstand die hitzige Schlussphase.
Mit und ohne Abgänge: Es gibt Baustellen im Team von Bart van Riemsdijk, dem die Emotionen nach dem Sieg anzusehen waren. Der FC Gelterkinden hat wenige Tore erzielt in dieser Spielzeit. Aber die Spieler können sich für das Team zerreissen
– und die Jungen dürfen sich kommende Saison in der 2. Liga beweisen.
TELEGRAMM
AS Timau – FC Gelterkinden 2:3 (1:0). Sportplatz: Rankhof. Zuschauer: 100. Schiedsrichter: Ylmaz. Tore: 4. Lammouri 1:0; 51. Atanasovski 2:0; 53. Fleury 2:1; 68. Dudler 2:2; 85. Schaub 2:3.
Gelterkinden: Saladin; Zurflüh (85. Borer), Di Biase, Dalhäuser, Rauch; Weitnauer, Schaub (90. Vaterlaus); Fleury, Spinella (46. Belser), Burkhardt (77. Kaufmann), Waibel (29. Dudler).
Bemerkungen: Gelterkinden ohne Presti, Fiechter (beide verletzt), Pierer (gesperrt), Häusermann, Ahmeti (beide nicht im Aufgebot), Shabani (Beruf). Verwarnungen: 20. Zurflüh, 36. Peromingo, 44. Lammouri, 65. Colina, 73. Aluisi, 78. Belser, 82. Dalhäuser, 87. Boumelaha. Platzverweis: 86. Pimenta.