Mit kindlichem Verständnis für Biodiversität
07.05.2021 SissachProjekt bringt Kindern die Natur näher
Im naturnahen Garten mit einem Teich von Rita Rosa Müller in Sissach dürfen sieben Kinder während der Schulwochen unter Anleitung Gemüse setzen. Damit lernen sie, auf spielerische Art Verständnis für die ...
Projekt bringt Kindern die Natur näher
Im naturnahen Garten mit einem Teich von Rita Rosa Müller in Sissach dürfen sieben Kinder während der Schulwochen unter Anleitung Gemüse setzen. Damit lernen sie, auf spielerische Art Verständnis für die Biodiversität zu entwickeln und erhalten einen Bezug zum Umgang mit der Natur und zu gesunden Lebensmitteln.
Sander van Riemsdijk
Das gemeinnützige Projekt Gartenkind, getragen durch den Verein Bioterra, bietet seit 2016 pro Jahr etwa 4000 Kindern im Alter von vier bis zwölf Jahren und bis zu 15 Schulklassen die Möglichkeit, sich aktiv am Gärtnern zu beteiligen. Die Kinder erleben schweizweit an 60 bis 65 Standorten von Frühling bis Herbst, mit einem eigenen Beet oder auf einer Gemeinschaftsfläche, wie die Kreisläufe der Natur funktionieren. Damit lernen sie spielerisch, unter Anleitung einer Kursleiterin oder eines Kursleiters, die Zusammenhänge im Wandel der Jahreszeiten zwischen der Tier- und Pflanzenwelt und dem Menschen kennen.
Mit dem Projekt möchte der Verein den Umgang mit der Natur von klein auf fördern – und damit das Verständnis für die Biodiversität. In einem wöchentlichen Saisonkurs während der Schulwochen vom Montag- bis Freitagnachmittag dürfen die Kinder ab April selber in naturnahen Gärten Gemüse, Beeren und Kräuter anpflanzen. Zum ersten Mal macht dieses Jahr auch der Kanton Baselland unter der Leitung von Rita Rosa Müller in Sissach mit. Am Burgenrainweg stellt sie einen 20 Quadratmeter grossen Teil ihres Gartens für sieben Kinder im Kindergartenalter bis zur zweiten Primarklasse zur Verfügung.
Kinder sind interessiert
Beim Einstieg – zum gemeinsamen Einstimmen sitzen die Kinder in einem Halbrund und erhalten die Vorgaben für den Kursnachmittag – kommt die naturpädagogische Ausbildung von Rita Rosa Müller zur Geltung. Aufmerksam hören die Kinder (drei aus Sissach, drei aus Thürnen und eins aus Zunzgen) zu und beteiligen sich bereits am Anfang des intensiven Nachmittags aktiv am Kursgeschehen. Zuerst werden die Formen der Samen der verschiedenen Gemüse, die anschliessend angepflanzt werden, abgetastet, geschmeckt, gerochen und dann in einer leeren Büchse «gehört».
«Die Kinder machen sehr interessiert mit und bringen auch eigene Beiträge ein», sagt Rita Rosa Müller zum Engagement ihrer jungen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, vier Buben und drei Mädchen. Jedes Kind hat sein eigenes Beet. Heute werden unter Anleitung Kopfsalat, Kohlrabi und Fenchel gesetzt. Rita Rosa Müller erklärt den Kindern am Gemeinschaftsbeet, das für Stangenbohnen, Mais und Tomaten vorgesehen ist, ruhig und in angepasster Sprache, welche Schritte beim Setzten befolgt werden müssen. Dann geht es zum praktischen Teil des Nachmittags. Rita Rosa Müller verteilt das Werkzeug und bietet praktische Hilfe beim Pflanzen an. So lernen die Kinder auch, dass nicht jedes Gemüse gleich viel Nährstoff braucht.
Viel Ausdauer verlangt
Neben aller Freude, welche die Kinder ausstrahlen, werden auch Ausdauer und Eigenständigkeit gefördert und somit ihr Selbstvertrauen gestärkt. «Das Interesse der Kinder und die gemeinsamen Regeln tragen zum erfolgreichen Gelingen bei», erläutert Rita Rosa Müller. Das sichtbar aufgehängte Gartenreglement definiert das Zusammensein im Grünraum und zeigt auf, was unter einem respektvollen Umgang mit der Natur und innerhalb der Gruppe erwartet wird. Die Kinder dürfen laufend ernten, was sie selber angebaut haben, und lernen so, wie die Kreisläufe der Natur funktionieren.
Im Rahmen der Biodiversität wird Rita Rosa Müller den Kindern an einem der nächsten Nachmittage erklären, dass die Gemüse, die sie später ernten können, nicht nur Nahrung für die Menschen bedeuten, sondern auch für die Tiere. Sie wird dies am Beispiel von Fenchel zeigen, der auch auf dem Speiseplan der Schwalbenschwanz-Raupe steht. Am Schluss des Nachmittags beobachten die Kinder mit grosser Begeisterung Wasserläufer, Kaulquappen, Molche und Fische im Teich. Rita Rosa Müller ist mit dem Verlauf des Saisonkurses bis jetzt sehr zufrieden und macht sich bereits Gedanken, wie sie das Angebot künftig ausbauen könnte.
«Bioterra»
svr. Die Organisation Bioterra ist die führende Organisation für den Bio- und Naturgarten in der Schweiz. Ihr Engagement gilt der Förderung und dem Erhalt der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt.
Das Projekt Gartenkind mit einer Gesamtfläche von 12 600 Quadratmetern wird durch private Spenden und Fördergelder finanziert. Die Organisation hat ihren Sitz in Zürich.