«Ein Nummer-1-Hit wäre toll»
28.05.2021 Hölstein, KulturLuca Di Felice veröffentlicht seinen ersten eigenen Song
Bis vor ein paar Tagen habe ich nicht viel mehr über den Hölsteiner Luca Di Felice gewusst, als dass er sich als Influencer sieht und 2017 bei «The Voice Kids Germany» sein Glück versucht hatte. Nach einem Treffen mit ihm weiss ...
Luca Di Felice veröffentlicht seinen ersten eigenen Song
Bis vor ein paar Tagen habe ich nicht viel mehr über den Hölsteiner Luca Di Felice gewusst, als dass er sich als Influencer sieht und 2017 bei «The Voice Kids Germany» sein Glück versucht hatte. Nach einem Treffen mit ihm weiss ich: Das Gesangstalent verfügt über einen ansteckenden Enthusiasmus.
Ira May
Der bald 19-Jährige steht strahlend an der Türe und drückt mir beim Empfang eine Packung Schokolade in die Hand. Dann setzt er sich aufs Sofa und berichtet von sich. Zum Beispiel, dass er einst im Rahmen des SRF-Formats «Happy Day» von Adel Tawil überrascht wurde und er mit dem bekannten deutschen Sänger ein Duett singen durfte. Lucas Enthusiasmus ist so ansteckend wie sein Strahlen. Dass das Singen neben dem Gitarrespielen seine grösste Leidenschaft ist, schwingt in jedem seiner Sätze mit und erinnert mich ein Stück weit an meine eigenen musikalischen Anfänge.
Schon früh begeistert sich Luca für Castingshows aller Art, singt der Familie bei jeder Gelegenheit etwas vor. Seine Mutter ermuntert ihn, Gesangstunden zu nehmen, und mit seiner damaligen Lehrerin darf er bereits nach kurzer Zeit auf die Bühne und an Schulkonzerten mitwirken. Das begeistert ihn so sehr, dass schon damals der Wunsch aufkommt, dereinst seinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen.
Im Duett mit einem Star
Im Alter von 14 Jahren reist er nach Deutschland und nimmt am Casting für «The Voice Kids» teil. Doch schon bei den Blind-Auditions ist Schluss. Dennoch möchte er diese Erfahrung nicht missen, schliesslich habe er Freunde gefunden, die ihm heute noch sehr nahestehen. Allerdings, so Luca: «Rückblickend betrachtet würde ich nicht mehr in diesem zarten Alter vor eine solche toughe Jury stehen.» Das Urteil könne doch sehr niederschmetternd sein und ein kindliches Selbstvertrauen im Kern erschüttern.
Das war bei ihm zum Glück nicht der Fall − und dank seines Vaters, der ihn bei «Happy Day» angemeldet hatte, durfte Luca 2017 überraschend mit Adel Tawil dessen Hit «Lieder» im Duett singen. Das Schöne daran: Noch heute, Jahre später, wird Luca informiert, wenn Adel durch die Schweiz tourt. Immer dann darf er mit ihm auf der Bühne stehen. Die Begegnung mit Tawil ist das unumstrittene Highlight für Luca. Er sagt: «Daraus kann ich immer wieder Kraft schöpfen.»
Luca hat in den vergangenen Jahren diverse Konzerte gegeben, vor allem an Privatanlässen wie Hochzeiten oder Geburtstagen. Sein Programm: Cover-Songs, die er immer mit viel Leidenschaft performt: «Die Songs neu zu interpretieren und den Luca reinzubringen, das macht mir unheimlich Spass», sagt er. Eine konstante Band hat der junge Sänger noch nicht. Stattdessen werden passend zum Anlass Musiker zusammengetrommelt, CDs mit Play-back-Versionen verwendet oder sein Gitarrenlehrer, Karel De Matteis, greift in die Saiten. Mit ihm scheint die Chemie zu stimmen, denn zusammen haben sie begonnen, eigene Texte und Songs zu schreiben.
Neues wagen
Karel De Matteis ist begeistert von Luca Di Felice; mit ihm tüftelt er stundenlang in seinem Studio in Liestal, um den richtigen Sound für sein Debüt zu finden. Luca freut sich über diesen Prozess des gemeinsamen Musizierens und Kreierens und er ist dankbar, Menschen neben seiner Familie gefunden zu haben, die ihn auf diesem Weg weiterbringen und unterstützen. «Ich bin ja noch kein erfahrener Songwriter.»
Lucas allererster eigener Song «Grazie» war lediglich für den privaten Gebrauch gedacht und wurde ursprünglich für seinen 18. Geburtstag geschrieben. Bei diesem Anlass wollte er sich mit viel Liebe bei seiner Familie bedanken, dafür, dass sie ihn immer ermuntern, mit der Musik weiterzumachen und voll und ganz hinter ihm stehen. Denn das letzte Jahr war für Luca Di Felice nicht ganz einfach: Die Corona-Pandemie hat ihn etwas ausgebremst und in eine depressive Phase katapultiert. Das Ausbleiben von Konzerten und die fehlenden Kontakte mit Freunden haben ihn schwer belastet. Seine Familie habe seine weniger angenehmen Seiten längere Zeit ertragen müssen. Genau deshalb habe er Danke sagen wollen.
Bald war da der Plan, «Grazie» in ein Video zu packen und per Youtube auf die hoffentlich grosse Reise zu schicken. Im Video sieht man Luca in Leuk-Stadt, dem Heimatort seiner Mutter. Er erklärt: «Dadurch, dass ich den Song auf Italienisch singe, ist er direkt mit meiner väterlicherseits italienischen Herkunft verbunden. Deshalb war es für mich naheliegend, dass ich mich visuell mit meinen Wurzeln mütterlicherseits verbinde. Man sieht das Restaurant meiner Tante und das Hotel, in dem wir immer übernachten.»
Die Bilder wurden von Milos Colovic aus Hölstein festgehalten, der via Instagram auf Luca aufmerksam wurde. Die beiden sind sehr kollegial unterwegs und auch bei dieser Zusammenarbeit schient die Chemie zu stimmen. Auf die Frage, wie Luca sich seine nächsten oder künftigen Songs vorstellt, sagt er: «Da möchte ich mich nicht festlegen. Ich habe noch nie verstanden, wieso ein Künstler nur in einer Sprache singen kann oder darf. Ich möchte alles ausprobieren, worauf ich Lust habe. Das betrifft auch den Stil. Da darf man sich gerne überraschen lassen», sagt er mit einem Zwinkern in den Augen.
Ich finde: Lucas Erstling «Grazie» klingt erstaunlich reif und lässt einen entspannt und etwas nostalgisch ins Sofa zurücksinken, vielleicht von Ferien im Süden träumen. Der italienische Gesang liegt Di Felice unbestritten gut und der Refrain hat durchaus Ohrwurm-Potenzial. Seine feste und ehrliche Stimme macht neugierig auf weitere Songs, und wer dessen Namen noch nicht auf Youtube eingetippt hat, sollte das nachholen.
Das höchste der Gefühle
«Ich möchte authentisch bleiben.» Das entgegnet Luca auf die Frage, was er sich für seine Zukunft wünscht. Zudem könne er sich vorstellen, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen, falls es die Situation erfordere: «Ich möchte raus aus meiner Komfortzone und einfach drauflos probieren.»
Luca Di Felice ist im zweiten Ausbildungsjahr als Fachmann Betreuung Kinder in Pratteln und fühlt sich in seinem Job pudelwohl. Es ist sehr erfrischend zu sehen, dass er im Alltag denselben Enthusiasmus aufbringen kann wie für die Musik. Er könne sich gut vorstellen, auch weiterhin mit Kindern zu arbeiten. Auf musikalischer Ebene wünscht er sich, dass er sein Hobby irgendwann zum Beruf machen kann: «Auf einem Formular bei Beruf ‹Sänger› hinschreiben zu können, wäre das Grösste.» Er müsse dafür ja keine Villa in Los Angeles besitzen. Hauptsache, es mache Spass. Und: «So ein Nummer-1-Hit wäre auch einmal toll», fügt er schmunzelnd hinzu.
Zunächst aber wünscht er sich nichts sehnlicher als das Ende der Corona-Pandemie, um danach mit den Menschen in seinem Umfeld wieder ohne Bedenken und Schutzmassnahmen zusammensein zu können. Wer möchte es ihm verdenken?