«Diese Nervosität habe ich lange nicht mehr gespürt»
07.05.2021 SportOrientierungslauf | Drei Oberbaselbieter stehen an der Sprint-SM in den Startlöchern
Mit Tino Polsini, Christoph Meier und Sofie Bachmann sind an der Sprint-OL-Schweizermeisterschaft am Sonntag bei der Elite drei Personen aus dem Oberbaselbiet am Start. Für Meier ...
Orientierungslauf | Drei Oberbaselbieter stehen an der Sprint-SM in den Startlöchern
Mit Tino Polsini, Christoph Meier und Sofie Bachmann sind an der Sprint-OL-Schweizermeisterschaft am Sonntag bei der Elite drei Personen aus dem Oberbaselbiet am Start. Für Meier und Bachmann ist der Wettkampf die letzte Vorbereitung für die Heim-Europameisterschaft eine Woche später.
Sebastian Wirz
Zweimal gilt für Tino Polsini am Sonntag: «Ja nicht zu spät kommen.» Um 12.06 Uhr startet der Gelterkinder an der Sprint-OL-Schweizermeisterschaft in Zwingen. Und bis 23.00 Uhr muss er in Magglingen eingerückt sein, wo der Elite-Orientierungsläufer aktuell die Spitzensportler-Rekrutenschule absolviert. «An der SM gehe ich noch einmal All-In im Sprint. Danach konzentriere ich mich auf die Walddisziplinen», sagt der 21-Jährige. Als Athlet des nationalen B-Kaders darf Polsini an den Titelkämpfen in Zwingen teilnehmen, die wegen der Pandemie ohne Zuschauer und nur für den Nachwuchs sowie die Elite durchgeführt werden.
«Die Schweizermeisterschaft ist immer ein wichtiger Wettkampf. Schliesslich ist das Niveau in der Schweiz so hoch, dass jemand, der an der SM siegt, auch an einer EM oder WM gewinnen kann», ist Polsini überzeugt. Der Gelterkinder hat die Selektion für die Europameisterschaften von kommender Woche in Neuenburg knapp verpasst. Für viele andere Athletinnen und Athleten ist das Rennen in Zwingen aber tatsächlich eine EM-Hauptprobe. Wegen des Terminkalenders geben sich gar zahlreiche ausländische Läuferinnen und Läufer in Zwingen den letzten Schliff vor den Kontinentalmeisterschaften – und schnuppern wieder einmal Wettkampfluft.
Schwerpunkt auf Sprint gelegt
«Ich habe die Wettkämpfe vermisst», sagt Sofie Bachmann, «schliesslich mache ich wegen ihnen Leistungssport.» Die Reigoldswilerin ist für die EM selektioniert, es wird ihr erster internationaler Einsatz seit 2019 sein, nachdem die grossen Anlässe vergangenes Jahr pandemiebedingt abgesagt worden sind. «Ich habe für die SM kein klar definiertes Rang-Ziel», sagt die 23-Jährige. Sie wolle wieder in die Abläufe vor dem Wettkampf reinkommen und wieder einmal richtig nervös sein. «Diese Nervosität habe ich lange nicht mehr gespürt.»
Bachmann fühlt sich gut. Der Winter in der Spitzensport-RS sei richtig gut gewesen. «Ich konnte für ein halbes Jahr Profisportlerin sein. Wir haben viel trainiert, ich war gesund und verletzungsfrei und es gab auch die nötige Zeit für die Regeneration», sagt die Orientierungsläuferin. Die guten Testläufe mit dem nationalen Kader, mit denen sie sich für die EM aufgedrängt hat, bestätigen den Eindruck.
An der EM wird Bachmann den Knock-out-Sprint absolvieren: Nach einer normalen Sprint-Qualifkation am Freitag folgt am Samstag für die 36 qualifizierten Frauen die Ausmarchung in sehr kurzen Läufen von rund 8 Minuten Länge in einem Turniermodus. «Grundsätzlich liegen mir die Walddisziplinen, also die Mittel- und Langdistanz, besser, aber ich habe mich diesen Winter spezifisch auf den Sprint konzentriert und bin überzeugt, dass ich Fortschritte gemacht habe», sagt Bachmann. Das intensive Training während der RS habe ihr erlaubt, diesen Schwerpunkt zu setzen. Der Sprint an der SM in Zwingen ist der perfekte letzte Leistungstest vor dem EM-Highlight.
«Diese Disziplin ist ein Gamble»
«Der Knock-out-Sprint ist ein bisschen ein Gamble», sagt Christoph Meier. Der Lausner wird die Ultrakurz-Disziplin an der EM ebenfalls absolvieren. «Die Zeitabstände sind so klein – mit einer Entscheidung kann man alles gewinnen oder alles verlieren. Will man vorne dabei sein, muss das in Viertel-, Halb- und Final dreimal perfekt klappen», sagt der 27-Jährige. Er weiss, wovon er spricht: Zweimal ist er die noch junge Disziplin auf internationalem Niveau bereits gelaufen. Beim Weltcup in Laufen 2018 reichte es für einen Rang in den Top 15.
Für den Knock-out-Sprint mit seinen kurzen Läufen und der Erholungszeit dazwischen müssen die Athletinnen und Athleten nicht zuletzt fähig sein, eine Mischung zwischen Anspannung und Entspannung zu finden, damit sie beim Start immer wieder bereit sind. «Es kann sehr viel passieren in dieser Disziplin, aber ein Top-10-Resultat an der EM liegt für mich im besten Fall drin.»
Zusätzlich zum Turnierformat ist Meier in Neuenburg für den klassischen Einzel-Sprint selektioniert. Auch deshalb freut er sich auf die SM vom Sonntag: «Das Rennen ist wichtig, um wieder Wettkampfluft zu schnuppern und sich mit einem guten Resultat Selbstvertrauen für die EM zu holen», sagt er. Auf die Bremse werde er bei der Aussicht, sich an einer SM für einmal auch mit der internationalen Konkurrenz zu messen, sicher nicht treten. «Bis zur EM bleibt danach genug Erholungszeit. Da muss man sich nicht schonen am Sonntag.»
Sprint-SM vor der EM
vs. Die Sprint-Schweizermeisterschaft im Orientierungslauf wird in diesem Jahr als Mini-Event am 9. Mai in Zwingen durchgeführt. Startberechtigt sind aufgrund der aktuellen Corona-Auflagen alle Kinder und Jugendlichen sowie die Elite-Athletinnen und -Athleten. Für die besten Elite-Athleten dienen die Sprint-Meisterschaften zugleich als letzte Vorbereitung auf die Europameisterschaften, die vom 13. bis 16. Mai in Neuenburg stattfinden. An der diesjährigen Schweizermeisterschaft nehmen – ausser Konkurrenz – auch Athleten aus Finnland, Norwegen und anderen Ländern teil, die danach an die Europameisterschaften weiterreisen. Die Wettkämpfe werden im Internet live übertragen.