«Die Bauern sind nervös»
27.04.2021 BuusLandwirte wehren sich gegen die Agrarinitiativen
Die Bevölkerung wächst jährlich um 1 Prozent. Es sei ein Widerspruch, die landwirtschaftliche Produktion weiter einzuschränken, sagte Regierungsrat Thomas Weber am Samstag in Buus.
Ueli ...
Landwirte wehren sich gegen die Agrarinitiativen
Die Bevölkerung wächst jährlich um 1 Prozent. Es sei ein Widerspruch, die landwirtschaftliche Produktion weiter einzuschränken, sagte Regierungsrat Thomas Weber am Samstag in Buus.
Ueli Frei
Fast alle kamen sie, die Landwirte und Winzer von Buus. Rund 25 an der Zahl, mit ihren Familien und einem Teil der Hofstatt – Kartoffeln, Wein, überdimensionale Kirschen, Rinder, Schafe und Ziegen – trafen sie sich am Samstagnachmittag zum Fototermin oberhalb von Buus. Die Absicht war unschwer zu erkennen: Die Landwirte wehren sich gegen die beiden Agrarinitiativen und werben für ein zweifaches Nein. «Die Bauern sind nervös», stellt Marc Brodbeck fest.
Denn der Ausgang der Abstimmung sei alles andere als gewiss, ist der Präsident des Bauernverbands beider Basel überzeugt. Auch Thomas Weber nahm die Gelegenheit wahr, die Landwirte aus seinem Wohnort zu unterstützen. Der Regierungsrat fasse zwar keine Parolen. «Wenn ich aber angefragt werde, dann bekunde ich meine Meinung», antwortete der Landwirtschaftsdirektor auf die Frage, ob er sich zu den Abstimmungsvorlagen überhaupt äussern wolle.
«Im Vergleich zum Ausland haben unsere Bauern schon genügend Restriktionen», hielt Weber fest. Die Bevölkerung nehme pro Jahr um durchschnittlich ein Prozent zu, führte er weiter aus. Angesichts dieser Tatsache sei es ein Widerspruch, die landwirtschaftliche Produktion weiter einzuschränken. Viel wichtiger sei es, bei unseren Nachbarn in Südbaden und dem Elsass das Bewusstsein zu fördern, dass sich der Einsatz von Pestiziden durch gezielte Massnahmen reduzieren lasse.
Parolenfassung steht bevor
Mit Ebenrain-Leiter Lukas Kilcher, der die trinationale Arbeitsgruppe Landwirtschaft präsidiert, nimmt der Kanton Baselland seinen Einfluss wahr. Dass der Landwirt mit Spritzmitteln sorgfältig umgehen müsse, ist sich Andreas Kaufmann durchaus bewusst. Aber: «Unsere Ernährungssicherheit basiert auf Pflanzenschutz», hielt der Buusner Winzer fest. Würden die Initiativen angenommen, gehe der Selbstversorgungsgrad weiter zurück.
Die Lücken wären durch Importe zu decken. «Bei uns sehen die Konsumentinnen und Konsumenten wenigstens, wie die Lebensmittel produziert werden», gab Kaufmann zu bedenken. «Der Einsatz von Pestiziden macht nicht halt an der Grenze», doppelte Bauernverbandspräsident Brodbeck nach. Der Ausgang der Abstimmung werde sich in den Agglomerationen entscheiden, ist er überzeugt. «Die Parolenfassung der stadtbasler Parteien steht kurz bevor», sagte Brodbeck. In den vergangenen Tagen haben die Baselbieter Grünen die Ja-Parole zu den beiden Initiativen gefasst, die Mitte lehnte an der nationalen Delegiertenversammlung beide ab. Werden die Initiativen angenommen, schränke dies die Nahrungsmittelproduktion ein, so Brodbeck. Gleichzeitig steige mit der zunehmenden Bevölkerung der Nahrungsbedarf – ein Widerspruch. Es sei deshalb nicht sinnvoll, die Schweizer Bauern zurückzubinden und die Defizite über Importe zu kompensieren.