CARTE BLANCHE
30.04.2021 PolitikFür einheimische Nahrungsmittel
Susanne Strub, Landrätin SVP, Häfelfingen
Als Bäuerin sind mir die Natur und die Umwelt wichtig. Ich setze mich dafür ein, dass wir in der Landwirtschaft diese Themen ernst nehmen und ...
Für einheimische Nahrungsmittel
Susanne Strub, Landrätin SVP, Häfelfingen
Als Bäuerin sind mir die Natur und die Umwelt wichtig. Ich setze mich dafür ein, dass wir in der Landwirtschaft diese Themen ernst nehmen und unseren Konsumentinnen und Konsumenten sehr gute Produkte anbieten können. Wir pflegen nicht nur die Landschaft, sondern produzieren nach strengen Richtlinien gesunde Lebensmittel. In der Vergangenheit hat uns das Stimmvolk das Vertrauen mehrmals ausgesprochen und dafür sind wir Bauernfamilien dankbar.
Die beiden Agrarinitiativen, über die wir am 13. Juni abstimmen, haben verführerische Titel. Aber sie erschweren oder verunmöglichen die Produktion von Lebensmitteln vor unserer Haustüre. Im Kern sind es reine Importinitiativen! Bei Annahme der Initiativen werden künftig noch viel mehr Nahrungsmittel eingeführt. Mit Sicherheit sind diese unter weniger strengen Auflagen produziert worden und haben einen langen Transportweg hinter sich. Wollen wir das wirklich?
Nein, dies gilt es zu verhindern: Aus ökologischen genauso wie aus ökonomischen Gründen! Natürlich müssen wir alles dafür tun, dass unser Trinkwasser weiterhin das beste der Welt bleibt. Ebenso unbestritten bemühen wir uns, trotz wachsender Bevölkerungszahlen in der Schweiz, unser Ökosystem weiterhin gesund zu erhalten. Die Schweizer Landwirtschaft ist bezüglich Nachhaltigkeit auf gutem Weg und verbessert sich stetig (Reduktion Pflanzenschutzmittel um 27 %, Antibiotikaverbrauch in Tierhaltung 50 % in den letzten 10 Jahren). Es gibt aber Zielkonflikte. Die Nahrungsmittelproduktion wird niemals emissionslos möglich sein, auch im Ausland nicht.
Die Initiativen schiessen weit übers Ziel hinaus und führen bei einer Annahme zu einer noch tieferen Selbstversorgung, was gleichzeitig alle nachgelagerten Betriebe und vor allem auch viele wertschöpfungsstarke Betriebe im Ernährungssektor hart trifft.
Fakt ist: Das Schweizer Trinkwasser ist in einem sehr guten Zustand. Der Gewässerschutz ist ein zentrales und prioritäres Thema im nationalen Aktionsplan des Bundesrats zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Landwirtschaft, Behörden und Industrie arbeiten bereits intensiv daran, unerwünschte Einträge kontinuierlich zu reduzieren. Die Schweizer Landwirtschaft beweist seit Langem, dass sie sich der Spannung von Produktion und Umwelt bewusst ist. Sie investiert in Tierwohlprogramme, Ökoprogramme und technische Verbesserungen, um die Umweltbelastung zu verringern.
Die Initianten der Trinkwasser- und der Pestizidinitiative geben der Landwirtschaft schlechte Noten. Was uns allen kaum bewusst ist: In unserem Abwasser finden sich nicht nur Rückstände aus der Landwirtschaft. Wo steht die Landwirtschaft im Branchenvergleich punkto Wasserverschmutzung?
Pflanzenschutzmittel gehören zu den wenigen Stoffen, nach denen man im Trinkwasser überhaupt sucht. Für Rückstände von Haushalts- und Industriechemikalien, Süssstoffen, Röntgenkontrastmitteln, Hormonen oder Medikamenten gibt es keine Anforderungswerte.
Sinnbildlich dafür sind die 64,8 Tonnen Haushalts- und Industriechemikalien, 19,8 Tonnen künstliche Süssstoffe oder 16,9 Tonnen Arzneimittel, die jedes Jahr den Rhein hinunterfliessen, gegenüber 0,9 Tonnen Pflanzenschutzmittel.
Die extremen Agrarinitiativen verfehlen ihr Ziel. Sie gefährden die regionale, einheimische Produktion und verteuern die Lebensmittel! Deshalb zwei Mal Nein!
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.