«Wir sind auch Corona-Polizisten»
22.04.2021 SportKunstturnen | Drei ehemalige NKL-Athleten sind Herren der EM-Trainingshallen
Seit gestern gilt es an den Kunstturn-Europameisterschaften in der Basler St. Jakobshalle mit den Qualifikationen für die Finals ernst. Janick Brunner, Matthias Griner und Alec Meiller ...
Kunstturnen | Drei ehemalige NKL-Athleten sind Herren der EM-Trainingshallen
Seit gestern gilt es an den Kunstturn-Europameisterschaften in der Basler St. Jakobshalle mit den Qualifikationen für die Finals ernst. Janick Brunner, Matthias Griner und Alec Meiller sind als Chefs der Trainingshallen im Einsatz.
Sebastian Wirz
Die Kunstturn-Europameisterschaft in der Basler St. Jakobshalle ist in vollem Gang. Gestern haben die Qualifikationswettkämpfe der Frauen stattgefunden, heute sind die Männer an der Reihe. Während die Öffentlichkeit erst seit gestern im Livestream und ab morgen im Fernsehen Kunstturnen auf höchstem Niveau sehen kann (siehe Kasten), sind die zahlreichen Helferinnen und Helfer schon länger mit vollem Einsatz dabei.
Emanuel Senn, der Leiter Leistungssport am Nordwestschweizerischen Kunstturn- und Trampolinzentrum Liestal (NKL), ist im Basler Organisationskomitee für den Wettkampf und die Infrastruktur zuständig. Für die verantwortungsvolle Aufgabe als Chefs der Trainingshallen in den Katakomben der St. Jakobshalle hat der Liestaler drei ehemalige Weggefährten des NKL installiert: Janick Brunner, Matthias Griner und Alec Meiller.
«Aufgrund der Pandemie-Situation sind wir schon auch so was wie Corona-Polizisten», sagt Griner. Ins Gebäude kommen die Athletinnen und Athleten sowie die Helfenden zwar nur nach absolviertem Corona-Protokoll, dennoch gilt eine strenge Maskenpflicht. «Nur bei der Vorbereitung auf der Matte und an den Geräten dürfen die Turnerinnen und Turner die Maske ablegen», sagt der Zunzger. Dies durchzusetzen, sei bei den ersten Trainings am Sonntag schon eine grosse Aufgabe gewesen, aber mittlerweile hätten alle verstanden, was auf dem Spiel steht: «Es gibt hier absolut keine Toleranz. Die Durchführung der EM hängt davon ab», sagt Griner, der beim Sportamt Baselland arbeitet und für den Einsatz an der EM freigenommen hat.
«Es juckt mich, selber zu turnen»
«Alle nehmen die Regeln ernst, schliesslich hat das je nach Verband auch finanzielle Auswirkungen», sagt Alec Meiller. Als Wertungsrichter – auch an den EM stünde er bei einem krankheitsbedingten Ausfall der beiden Schweizer Kampfrichter als Ersatz bereit – kennt der Gelterkinder viele der Team-Betreuer und weiss, dass der Turnsport je nach Nation bei mehr Erfolg mehr Geld erhält. Eine grössere Herausforderung sei es gewesen, den Männern klarzumachen, dass sie nicht frei trainieren dürfen wie sonst, sondern wegen Corona nach einem strengen Zeitplan. Der gewährt grundsätzlich jedem Team eine bestimmte Anzahl Minuten pro Gerät, ehe es in der Trainingshalle zu einer Rotation kommt. «Das waren und sind sich die Turner nicht gewohnt, aber es klappt einigermassen», sagt der Mittelschullehrer.
Dieses Problem hat Janick Brunner in der Trainingshalle der Frauen nicht. Bei ihnen ist dieses Vorgehen in der Trainingshalle Usus. «Das lief darum sehr einfach. Meine Speakerin und ich müssen eigentlich nur sagen, welches Team an welchem Gerät beginnt, dann läuft das von alleine», sagt der Lupsinger, der selber noch vierbis fünfmal in der Woche im NKL trainiert. Es helfe bei der Aufgabe, das Feeling vor einem Wettkampf zu kennen. «Die Turnerinnen sind sehr angespannt und einige Trainer noch mehr. Da muss man aufpassen, dass man richtig kommuniziert», sagt der Schreiner.
Schwerer falle es ihm, den besten Turnerinnen des Kontinents zuzuschauen und daneben ruhig stehen zu bleiben. «Es gibt schon den einen oder anderen Wow-Effekt, wenn ich diese Übungen von Nahem sehe. Da juckt es mich natürlich, selber an die Geräte zu gehen und zu turnen.»
Alle drei Oberbaselbieter Hallenchefs sind dem Kunstturnen nach ihrer Zeit als Leistungssportler im NKL erhalten geblieben. So sehr, dass sie es gerne auf sich nehmen, für die erste Kunstturn-EM überhaupt in Basel einen intensiven Einsatz neben ihrem Arbeits- und Familienleben möglich zu machen. «Turnen ist meine Leidenschaft», sagt Brunner, «darum leiste ich ja diesen Einsatz.»
Kunstturn-EM 2021 in Basel
wis. Rund 270 Athletinnen und Athleten aus 38 Nationen turnen an den Europameisterschaften in der Basler St. Jakobshalle um Medaillen im Kunstturnen. Aufgrund der Corona-Pandemie ist in der Halle kein Publikum zugelassen. Der Event wird jedoch im Livestream der Veranstalter übertragen. An den Finaltagen strahlt zudem SRF die Wettkämpfe aus. Auf drei Grossleinwänden werden Personen, die sich virtuelle Tickets gekauft haben, per Video live in die Halle projiziert und sollen den Kunstturnerinnen und Kunstturnern den Eindruck von Event-Atmosphäre geben. Nach den Qualifikationswettkämpfen der Frauen gestern geht es heute bei den Männern um den Finaleinzug. Der Mehrkampffinal der Frauen findet morgen von 13.30 bis 15.30 Uhr statt, derjenige der Männer von 17.00 bis 19.45 Uhr. Am Samstag und Sonntag folgen nachmittags die Gerätefinals der Frauen und Männer, ehe der Anlass mit der Schlusszeremonie am Sonntag sein Ende findet.
Alle Infos zur EM sowie alle Zeitpläne finden sich unter www.basel2021.com