«Es war eine beängstigende Phase»
18.02.2021 Fussball, SportMit dem Lockdown im vergangenen Frühling fielen für Matthias Maeder nicht nur die Trainings mit dem Bubendörfer Fanionteam aus. Seine Fussballschule war plötzlich zu und damit seine Arbeit weg.
Sebastian Wirz
Herr Maeder, als die Corona-Pandemie im ...
Mit dem Lockdown im vergangenen Frühling fielen für Matthias Maeder nicht nur die Trainings mit dem Bubendörfer Fanionteam aus. Seine Fussballschule war plötzlich zu und damit seine Arbeit weg.
Sebastian Wirz
Herr Maeder, als die Corona-Pandemie im vergangenen Frühling die Schweiz lahmgelegt hat, waren Sie nicht nur als Trainer der ersten Mannschaft des FC Bubendorf betroffen. Sie konnten faktisch Ihren Beruf nicht mehr ausüben. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?
Matthias Maeder: Das war schon heftig. Wir haben 2018 eine Fussballschule gegründet, deren Unterricht in Frenkendorf stattfindet. Von einem Tag auf den anderen konnten wir keine Trainings mehr anbieten – und hatten damit auch plötzlich keine Einnahmen mehr. Zum Glück konnten wir für die Angestellten Kurzarbeit beantragen.
Und die hielt Sie und die Simplyfoot-Academy über Wasser?
Diese Hilfe war schon sehr wichtig. Denn die Situation war schwierig: Wir waren und sind ein junges Unternehmen, das noch nicht wie Grössere riesige Umsatzzahlen präsentieren konnte. Wir konnten aber wie andere Firmen einen Kredit beantragen, den wir noch zurückzahlen müssen. Es war eine beängstigende Phase, die man zuerst einmal akzeptieren musste. Ich will nicht von schlaflosen Nächten sprechen, schliesslich haben wir in der Schweiz ein gutes soziales Netz, aber wir wussten wirtschaftlich nicht, ob wir das überleben.
Hat Ihnen der zweite Lockdown nicht das Genick gebrochen?
Nein, aktuell ist die Lage für uns besser. Im Frühling hatten wir zwei Monate nichts. Keine Einzel-, keine Gruppentrainings und vor allem auch nicht die verschiedenen Feriencamps. Da wir nur 4- bis 12-jährige Kinder in der Academy haben, konnten wir nun im zweiten Lockdown nach einer ganz kurzen Pause stets Kurse anbieten. Die Unter-16-Jährigen dürfen trainieren und wir dürfen die Felder im Swiss Mega Park benutzen. Nur am Sonntag müssen wir Abstriche machen.
Sie planen und leiten täglich Trainings in Ihrem Beruf und als Trainer in Bubendorf auch in der Freizeit. In Ihrem Kopf läuft immer Fussball. Wie war es, als das plötzlich wegfiel?
Mein Leben dreht sich tatsächlich zu einem sehr, sehr grossen Teil um Fussball. Ich hatte in den zwei Jahren vor dem Lockdown Montag bis Sonntag jeden Tag in der Academy und bei den Aktiven des FC Bubendorf dafür gearbeitet. Und plötzlich war da ein Loch. Es ist meine Leidenschaft und ich stehe deshalb jeden Morgen gerne auf. Ich kann den Kindern in der Academy Freude bereiten und in Bubendorf mit einem motivierten Team auf ein Ziel hinarbeiten. Es war sehr seltsam, das plötzlich nicht mehr zu haben.
Konnten Sie die Situation auch einmal geniessen?
Als die Dinge in der Academy geregelt waren, hat es schon auch einmal gutgetan, etwas Pause zu haben und Abstand vom Fussball zu gewinnen. Ich war viel auf dem Bike unterwegs, schliesslich kann ich nicht einfach daheim hocken. Dann habe ich begonnen, Bücher über Fussball zu lesen, über Trainingslehre und so weiter. Ich habe mir Online-Referate angehört und bin in neue Fussball-Themen eingetaucht. Aber irgendwann hat man alles gelesen und das Internet leergeschaut.
Sie haben vor Kurzem Ihren Trainer-Vertrag in Bubendorf verlängert. Welche Perspektiven sehen Sie im Fünflibertal?
Ich stehe unter der Woche auch mit dem Nachwuchs des FC Basel auf dem Platz. Dennoch habe ich mich für den FC Bubendorf entschieden. Ich fühle mich hier nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch sehr wohl. Es ist heute nicht selbstverständlich, ein so familiäres Umfeld vorzufinden, wie wir es auf dem Sportplatz Brühl haben. Ich kann mich in Bubendorf gut entwickeln und habe tolle und gewillte Spieler um mich.
Sie haben das Uefa-B-plus-Diplom und bilden sich weiter. Wo soll Ihr Weg hinführen?
Ich mache mir da keinen Druck, wann ich wo landen muss. Ja, ich will weit kommen, aber ich bin offen, wie der Weg aussieht. Mit dem Uefa-A-Diplom werde ich sicher gut gerüstet sein für den nächsten Schritt. Liegt er im Nachwuchs? Liegt er mal in der 1. Liga classic? Das weiss ich nicht. Klar ist, dass mein nächster Schritt sehr wichtig ist. Es muss alles passen, sonst mache ich ihn nicht.
Haben Sie Ihr 2.-Liga-inter-Team in der Winterpause mit Hausaufgaben bombardiert?
Nein, ich habe sie ziemlich in Ruhe gelassen. Wir hatten den Start der Vorbereitung auf den 18. Januar geplant und daran haben wir festgehalten. Es gibt einfach nur Lauftrainings in Vierergruppen. Mein Assistent Olaf Wahl und ich gehen immer mit einer anderen Gruppe mit und die Zusammenstellung wechselt nach zwei Wochen. So sehen die Spieler trotz allem mal andere Gesichter und können sich austauschen. Es ist nicht, wie wir es wünschen, nämlich auf dem Platz, aber immerhin sieht man sich. Trotzdem: Langsam haben wir es gesehen mit den Läufen.
Irgendwann werden Trainings wieder möglich sein. Wie lange muss der Verband einem Team Zeit geben zwischen dem ersten Training und dem ersten Spiel?
Wir haben eine Grundausdauer, die wir mit diesen Dauerläufen aufbauen. Aber danach brauchen wir noch drei bis vier Wochen mit dem Ball, bevor es um Punkte gehen soll. Da geht es nicht darum, wie gut man ist. Das Spielerische hast du drauf oder nicht. Es geht um die Gesundheit. Im Spiel gibt es einfach andere Belastungen als beim Joggen. Alles unter drei Wochen Vorbereitung mit dem Ball halte ich für gefährlich. Sonst müssen wir mit einigen zusätzlichen Verletzungen rechnen und das will niemand. Ich denke, das ist den Verbänden bewusst.
Kontinuität auch im Bubendörfer «Zwöi»
wis. Matthias Maeder steht in seiner vierten Saison an der Seitenlinie des Fanionteams des FC Bubendorf. Der 31-Jährige, der fussballerisch beim FC Pratteln gross geworden ist, im Nachwuchs von Concordia Basel als Trainer aktiv war und beruflich eine Fussball-Academy betreibt, hat jüngst seinen Vertrag in Bubendorf um eine weitere Saison verlängert. Unter Maeders Leitung sind die Fünflibertaler 2019 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die 2. Liga interregional aufgestiegen.
Der Aufstieg hatte einen fahlen Beigeschmack, weil die zweite Mannschaft in derselben Saison in die 4. Liga abstieg. Dort übernahm Mischa Schäublin das neu zusammengestellte, junge Team und war mit ihm äusserst erfolgreich: Er ist in der Liga saisonübergreifend ungeschlagen (18 Siege, 3 Unentschieden) und hat seinen Vertrag in Bubendorf jüngst ebenfalls verlängert. Sein Team lag beim Meisterschaftsabbruch im Frühling 2020, als es wegen der Pandemie keine Aufsteiger gab, auf Rang 1 und wurde so um einen möglichen Aufstieg gebracht. Nun will das Bubendörfer «Zwöi» unbedingt aufsteigen. Punktgleich mit dem FC Eiken steht Schäublins Team an der Spitze seiner Viertliga-Gruppe.