Eine geheimnisvolle Wanderung voller Überraschungen
Ein Brief aus dem Sommer des Jahres 1903 (Bild 2): «Liebe Onkeln. Kommt ihr am Sonntag? Und wann kommt Werner? Wir wollen euch entgegen kommen bis auf die Schafmatt. P.S. Seit langer Zeit wünschen wir mit euch zum Wasserfall ...
Eine geheimnisvolle Wanderung voller Überraschungen
Ein Brief aus dem Sommer des Jahres 1903 (Bild 2): «Liebe Onkeln. Kommt ihr am Sonntag? Und wann kommt Werner? Wir wollen euch entgegen kommen bis auf die Schafmatt. P.S. Seit langer Zeit wünschen wir mit euch zum Wasserfall Giessen zu wandern.»
Auch dieses Jahr im August ist der Giessen im Baselbiet beliebt. Eine Tageszeitung der Schweiz schreibt: «Das Wasser kracht wild schäumend aus über 15 Metern Höhe in ein kleines Seelein. Mitten im Wald, eingebettet in schroffen Felsen, liegt der Giessen. Ein Naturschutzgebiet in der kleinen Baselbieter Gemeinde Kilchberg. Selbst bei der grössten Hitze ist es in diesem kleinen Tobel angenehm kühl.»
Bloss: Mit der Zeitung stirbt die Idylle. Denn der Giessen hat ein Geheimnis, von dem die allermeisten nichts wissen. Wer hier badet, könnte auch gleich im Mischbecken einer Kläranlage planschen. Im Wasser wimmelt es von Escherichia-coli-Bakterien und Enterokokken. Das Problem ist die veraltete Kläranlage der Gemeinden Zeglingen und Kilchberg, die belastetes Wasser direkt in den Bach leitet.
Und eben: Beim Wasserfall kann man prächtig grillieren und er lädt zum Bade. Für Kinder allemal ein Paradies. Aber: Besucher werden auf einer Tafel vor dem Abstieg ins Tobel darüber informiert, dass beim Giessen vom Baden «aus Gründen des Gesundheitsschutzes» abgeraten wird. Bei der Gemeinde und dem Kanton weiss man seit Jahren Bescheid über das unreine Wasser.
Die veraltete Kläranlage, die für die Verschmutzung verantwortlich ist, sollte eigentlich stillgelegt werden. Doch die Kantonale Natur- und Landschaftsschutzkomission (NLK) stellt sich beim Vorschlag, das Abwasser der Dörfer zu einer moderneren, grösseren Anlage umzuleiten, quer.
Zuerst müsse abgeklärt werden, welche Auswirkungen dieses Projekt auf die Natur haben könnte, sagte NLK-Präsidentin und Grünen-Landrätin Regula Waldner zum «Blick». Pascal Hubmann, Leiter des Amts für Industrielle Betriebe, befürwortet eine Umleitung des Abwassers. Damit werde eine gute Wasserqualität garantiert – und man müsse sich endlich nicht mehr mit dem üblen Geruch herumschlagen.
Eugen Schwarz